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Der Schatzplanet

Jim Hawkins lebt gemeinsam mit seiner Mutter auf dem Planeten Montressor, als er eines Tages plötzlich in den Besitz einer mysteriösen Schatzkarte kommt. Diese zeigt dem Weg zum mysteriösen "Schatzplaneten", auf welchem der Pirat Nathaniel Flint Massen an Gold abgelegt haben soll. Gemeinsam mit dem Astronomen Dr. Dalpert Doppler macht sich Jim auf zum großen Raumhafen, wo sie ein Schiff und eine Crew chartern, um sich auf die gefährliche Reise zum Schatzplaneten zu begeben. Die Fahrt wird jedoch auch durch den Cyborg Long John Silver, der auf dem Schiff als Smutje angestellt ist - er scheint tatsächlich etwas im Schilde zu führen...

Auf was für einer Geschichte dieser klassische Disney-Zeichentrickfilm aus dem Jahr 2002 beruht, ist natürlich einfach zu erraten: Es handelt sich um eine sehr freie Adaption von Robert Louis Stevensons "Die Schatzinsel", welche von Disney und den "Vaiana"-Regisseuren John Musker und Ron Clements in eine andere Galaxie und somit in ein Sci-Fi-Abenteuer verwandelt wird. Das kann man durchaus schon so machen und zumindest in Sachen Originalität wandelt dieser Film dann auch auf den klassischen Pfaden der Zeichentrick-Ära von Disney und lässt dabei eine Weltraumwelt entstehen, die in ihren wunderbar gezeichneten Bildern und spektakulären Computeranimationen noch heute zu beeindrucken weiß.
Leider wird der Zuschauer in diese Welt doch recht unversehens hineingeworfen und erhält zu wenig Zeit, sich wirklich in ihr zu orientieren und dabei angemessen zu staunen. Wir sehen zwar all die skurillen Kreaturen und die Planeten, Welten und Galaxien, doch eine Geschichte wird kaum um sie herum gestrickt. Es ist alles da und sieht erstaunlich gut aus, aber es diese fantastischen Kreationen werden letztendlich auch eben nur dazu genutzt: Für die Optik. Was es hier für Rassen gibt, was für spezielle Welten in den fernen Galaxien auf uns warten und was das überhaupt für ein Universum ist, bleibt vollkommen schwammig oder gar unausgesprochen, was angesichts der kreativen Ausgeburten der Macher doch etwas schade ist. Gerne hätte ich mehrfach am Wegesrand angehalten, um einen genaueren Blick zu riskieren, doch hatten die Macher dafür angesichts des jungen Zielpublikums entweder keinen Mut oder einfach keine Zeit.
Man fokussiert sich stattdessen, was doch überrascht, auf die sehr menschliche Beziehung zwischen dem jungen, ungestümen Jim Hawkins sowie dem Cyborg-Koch Silver. Diese wird für Zeichentrick-Verhältnisse ausgesprochen tief gezeichnet und durchläuft dabei angenehm doppelbödige Phasen - ob dieser Silver nun Freund oder Feind unseres jungen Helden ist, dürfte zumindest dem unbedarfteren, jüngeren Publikum nie ganz klar sein. Die Macher spielen dabei recht clever mit dem Konflikt des vom Vater verlassenen Jungen, der in diesem Piraten glaubt, einen neuen Mentor gefunden zu haben. Das macht den Mittelteil des Films zwar manchmal zu einer etwas schwermütigen Angelegenheit, während welcher auch die skurillen Nebencharaktere etwas zu harsch an den Rand gedrängt werden, aber es verhilft "Der Schatzplanet" immerhin zu einer sehr persönlichen Ebene, die ich von diesem Werk kaum erwartet hätte.
Gegen Ende übernimmt der Action-Quotient dann leider etwas zu harsch. Zwar findet auch der Konflikt zwischen Silver und Jim darin seinen unvermeidlichen Höhepunkt, insgesamt werden die leisen Töne in der letzten halben Stunde aber etwas zu arg von den überlangen (und durchweg spektakulären) Verfolgungsjagden sowie den albernen Sidekick-Momenten beiseite gedrängt. Zwar bietet der tierische "Morph", eine Art pinke Kugel, die sich in so ziemlich alles verwandeln kann, noch einige Lacher, doch muss der zuvor düstere Ton hier immer wieder den bunten Albereien weichen. Das ist etwas schade, doch entschädigen ein emotionales Ende sowie ein letztlich spannendes Finale noch für einige Patzer in den vorhergehenden Minuten.

Fazit: Kein ganz großer Wurf, aber ein sehr solides Zeichentrick-Abenteuer aus dem Hause Disney, welches überraschend viel Wert auf die persönliche Ebene legt. Später versinkt man etwas zu harsch im Dauerfeuer, dafür wird dieses aber auch angemessen spektakulär und unterhaltsam inszeniert.

Note: 3+





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