Carl Casper (Jon Favreau) war einst ein gefeierter, kreativer Starkoch, doch seine Anstellung im Restaurant des unentspannten Riva (Dustin Hoffman) hat ihm diese Kreativität zumindest beruflich ausgetrieben. Riva erlaubt Casper keinerlei Spielereien, was letztendlich auch eine hämische Kritik seitens des erfolgreichen Restaurantkritikers Ramsey Michel (Oliver Platt) nach sich zieht. Casper ist außer sich und beginnt in den sozialen Netzwerken eher unfreiwillig einen von Worten getragenen Schlagabtausch mit Michel. Gleichzeitig muss er auch noch seine familiären Probleme in den Griff bekommen, vernachlässigt er durch die ständige Gebundenheit an seinen Job auch seinen zehnjährigen Sohn Percy (Emjay Anthony)...
Die meisten kennen Jon Favreau sowohl als Regisseur als auch als Schauspieler aus dem großen Blockbuster-Kino - so inszenierte er nicht nur die ersten beiden "Iron Man"-Filme im Marvel Cinematic Universe und trat in dem Franchise zudem als Happy Hogan in Erscheinung, sondern brachte Disney später mit den reichlich unkreativen, aber ungemein erfolgreichen Remakes "The Jungle Book" und "Der König der Löwen" auch einen reinen Geldsegen ein. Dass er auch anders kann, bewies er 2014 in dem herzlichen und atmosphärichen Feel-Good-Movie "Kiss the Cook", der in Deutschland im Jahr 2015 direkt auf DVD und Blu-Ray erschien. Favreau scheint sich hier auf seine alten Tugenden zurückzubesinnen und erschafft einen Film, der sich im weitesten Sinne einer Dramaturgie entzieht, um einfach mal das Leben zu bejahen.
Natürlich gibt es hier auch größer aufgefahrene Konflikte, die die Handlung in Gang setzen oder sie weiterführen, doch werden diese hier kaum sensationshaschend abgespult. Gerade die Familiengeschichte rund um Sohn Percy und Carls Ex-Frau Inez, gespielt von der zauberhaften Sofia Vergara, hätte eigentlich etliche Fallstricke geboten, um irgendwie Klischees auszugraben und schwachbrüstige Konflikte zu etablieren. Diese umgeht Favreau auf der Regiesposition aber elegant, indem er Charaktere, die locker in Schubladen hätten gesteckt werden können, rasch wieder aus diesen herausholt und sie stattdessen unaufgeregt, aber durchaus lebensecht inszeniert. Eine Szene, in welcher Carl Casper einen Ausraster vor einem Restaurantkritiker hat, fällt auch deswegen negativ auf, da diese sich mit dem ansonsten recht ruhigen und realistischen Stil des Films beißt - hier tippt Favreau doch etwas zu arg aufs Comedy-Gaspedal und verhebt sich dabei. Glücklicherweise macht er zuvor und danach aber zumeist alles richtig.
In der zweiten Hälfte entzieht sich "Kiss the Cook" (der im Original mit "Chef" wesentlich leichter und passender betitelt ist) dann sogar so sehr einer Dramaturgie, dass er sich beinahe anfühlt wie eine Dokumentation, die den Charakteren beim Aufbau ihres beruflichen Lebens folgt. Es gibt hier keine dramatischen Wendungen, keine neuen Steine, die ihnen in den Weg geworfen werden. Stattdessen können wir als Zuschauer dieses kleine Abenteuer, welches Carl Casper angeht, ebenso sehr genießen wie er - wir empfinden die kleinen Dinge, die Freundschaft, Leidenschaft und diese schönen Momente des gemeinsamen Singens, Kochens und Lachens. Das ist so unbeschwert und elegant, dass man beinahe meinen könnte, Favreau würde hier aus seinem Leben zitieren. Hin und wieder übertreibt es damit zwar, wenn er beinahe zwanzig Minuten den Plot zum Stillstand bringt, doch selbst in diesen Momenten brennt in "Kiss the Cook" noch ein unwiderstehliches Feuer - und an den wunderbar ins Bild gesetzten Mahlzeiten, auch wenn sie noch so klein und unscheinbar sind, kann man sich eh kaum sattsehen.
Favreau selbst inszeniert sich hier in der Hauptrolle durchaus eloquent - ein Mann, der nun optisch nicht unbedingt wie ein Charmeur aussieht, mit Worten, Kochkünsten und Überzeugung aber sowohl Sofia Vergara als auch Scarlett Johansson um den Finger wickelt. Dabei stößt der "Trennung mit Hindernissen"-Star sich selbst nie in eine Unglaubwürdigkeit, sondern bietet eine beachtliche, leise Leistung, die man ihm so kaum zugetraut hätte. Die Nebendarsteller sind dabei allesamt prominent und gerade Johansson und Robert Downey Jr. machen in kleinen Rollen das Salz in der Suppe aus - sie zeigen sich hier sicherlich dafür erkenntlich, dass Favreau sie damals als Regisseur im MCU etablierte und so ihre Karrieren voll ins Rollen brachte. Sie alle verblassen allerdings neben einem brillanten John Leguizamo, der als Carls bester Freund und Arbeitskollege nicht nur clevere Gags liefert, sondern auch einen absoluten Sympathisanten verkörpert, der ebenso sinnig geschrieben ist wie er eingesetzt wird.
Fazit: Ein Film aus dem Leben, möchte man meinen - Jon Favreau verweigert sich zu Großteilen einer Hollywood-Dramaturgie, erzählt seinen kleinen Film dabei lebensecht und detailverliebt. Das passt nicht immer und ist manchmal auch ein wenig zu schleifend erzählt, dabei aber ungemein atmosphärisch und kurzweilig. Lecker!
Note: 2-
Die meisten kennen Jon Favreau sowohl als Regisseur als auch als Schauspieler aus dem großen Blockbuster-Kino - so inszenierte er nicht nur die ersten beiden "Iron Man"-Filme im Marvel Cinematic Universe und trat in dem Franchise zudem als Happy Hogan in Erscheinung, sondern brachte Disney später mit den reichlich unkreativen, aber ungemein erfolgreichen Remakes "The Jungle Book" und "Der König der Löwen" auch einen reinen Geldsegen ein. Dass er auch anders kann, bewies er 2014 in dem herzlichen und atmosphärichen Feel-Good-Movie "Kiss the Cook", der in Deutschland im Jahr 2015 direkt auf DVD und Blu-Ray erschien. Favreau scheint sich hier auf seine alten Tugenden zurückzubesinnen und erschafft einen Film, der sich im weitesten Sinne einer Dramaturgie entzieht, um einfach mal das Leben zu bejahen.
Natürlich gibt es hier auch größer aufgefahrene Konflikte, die die Handlung in Gang setzen oder sie weiterführen, doch werden diese hier kaum sensationshaschend abgespult. Gerade die Familiengeschichte rund um Sohn Percy und Carls Ex-Frau Inez, gespielt von der zauberhaften Sofia Vergara, hätte eigentlich etliche Fallstricke geboten, um irgendwie Klischees auszugraben und schwachbrüstige Konflikte zu etablieren. Diese umgeht Favreau auf der Regiesposition aber elegant, indem er Charaktere, die locker in Schubladen hätten gesteckt werden können, rasch wieder aus diesen herausholt und sie stattdessen unaufgeregt, aber durchaus lebensecht inszeniert. Eine Szene, in welcher Carl Casper einen Ausraster vor einem Restaurantkritiker hat, fällt auch deswegen negativ auf, da diese sich mit dem ansonsten recht ruhigen und realistischen Stil des Films beißt - hier tippt Favreau doch etwas zu arg aufs Comedy-Gaspedal und verhebt sich dabei. Glücklicherweise macht er zuvor und danach aber zumeist alles richtig.
In der zweiten Hälfte entzieht sich "Kiss the Cook" (der im Original mit "Chef" wesentlich leichter und passender betitelt ist) dann sogar so sehr einer Dramaturgie, dass er sich beinahe anfühlt wie eine Dokumentation, die den Charakteren beim Aufbau ihres beruflichen Lebens folgt. Es gibt hier keine dramatischen Wendungen, keine neuen Steine, die ihnen in den Weg geworfen werden. Stattdessen können wir als Zuschauer dieses kleine Abenteuer, welches Carl Casper angeht, ebenso sehr genießen wie er - wir empfinden die kleinen Dinge, die Freundschaft, Leidenschaft und diese schönen Momente des gemeinsamen Singens, Kochens und Lachens. Das ist so unbeschwert und elegant, dass man beinahe meinen könnte, Favreau würde hier aus seinem Leben zitieren. Hin und wieder übertreibt es damit zwar, wenn er beinahe zwanzig Minuten den Plot zum Stillstand bringt, doch selbst in diesen Momenten brennt in "Kiss the Cook" noch ein unwiderstehliches Feuer - und an den wunderbar ins Bild gesetzten Mahlzeiten, auch wenn sie noch so klein und unscheinbar sind, kann man sich eh kaum sattsehen.
Favreau selbst inszeniert sich hier in der Hauptrolle durchaus eloquent - ein Mann, der nun optisch nicht unbedingt wie ein Charmeur aussieht, mit Worten, Kochkünsten und Überzeugung aber sowohl Sofia Vergara als auch Scarlett Johansson um den Finger wickelt. Dabei stößt der "Trennung mit Hindernissen"-Star sich selbst nie in eine Unglaubwürdigkeit, sondern bietet eine beachtliche, leise Leistung, die man ihm so kaum zugetraut hätte. Die Nebendarsteller sind dabei allesamt prominent und gerade Johansson und Robert Downey Jr. machen in kleinen Rollen das Salz in der Suppe aus - sie zeigen sich hier sicherlich dafür erkenntlich, dass Favreau sie damals als Regisseur im MCU etablierte und so ihre Karrieren voll ins Rollen brachte. Sie alle verblassen allerdings neben einem brillanten John Leguizamo, der als Carls bester Freund und Arbeitskollege nicht nur clevere Gags liefert, sondern auch einen absoluten Sympathisanten verkörpert, der ebenso sinnig geschrieben ist wie er eingesetzt wird.
Fazit: Ein Film aus dem Leben, möchte man meinen - Jon Favreau verweigert sich zu Großteilen einer Hollywood-Dramaturgie, erzählt seinen kleinen Film dabei lebensecht und detailverliebt. Das passt nicht immer und ist manchmal auch ein wenig zu schleifend erzählt, dabei aber ungemein atmosphärisch und kurzweilig. Lecker!
Note: 2-
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