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Breaking In (2018)

Shaun Russell (Gabrielle Union) fährt gemeinsam mit ihrer Tochter Jasmine (Ajiona Alexus) und ihrem Sohn Glover (Seth Carr) an ihrem freien Wochenende zum Haus ihres plötzlich verstorbenen Vaters, zu welchem sie seit Jahren keinen Kontakt mehr hatte. Dort soll sie den Nachlass klären und das ihr vererbte Haus, welches eher einer Festung mit etlichen Sicherheitsmaßnahmen gleicht, in einen passenden Zustand bringen. Bei Einbruch der Dunkelheit verschaffen sich jedoch vier Männer, angeführt von dem zwielichtigen Eddie (Billy Burke) Zugang zum Anwesen. Ihr Ziel: Ein prall gefüllter Safe, der irgendwo im Haus versteckt sein soll. Während Shaun die Flucht gelingt, werden Jasmine und Glover als Geiseln genommen... und die Mutter muss alle Kraft aufwenden, um irgendwie zu ihren Kindern gelangen zu können.

Zu Beginn gelingt es Regisseur James McTeigue, dessen größter Blockbuster-Erfolg mit dem heute beinahe als Kult verehrten Comic-Actioner "V wie Vendetta" nun auch schon runde vierzehn Jahre zurückliegt, noch, mit der ersten Szene eine schneidende Atmosphäre zu verschaffen. Da wird ein nur scheinbar gewöhnlicher Jogging-Ausflug eines betagten Mannes sehr jäh unterbrochen und auch die anschließenden ersten Schritte der dreiköpfigen Familie in dem gigantischen Anwesen sind noch von einer passenden Atmosphäre durchzogen. Sicher, man weiß, was da kommt, dennoch haben die Bilder des vollkommen verlassenen Anwesens, in welchem locker vier Familien Platz hätten, irgendwie etwas sogartiges, auch wenn McTeigues an sich eher maue Inszenierung diesem Schauplatz nur wenig beifügen kann.
Sobald sich unsere vier Gegenspieler jedoch den Zutritt zum Haus verschaffen (was nach rund fünfzehn Minuten bereits geschieht), zieht McTeigue zwar die Daumenschrauben an, lässt seinen "Breaking In" aber auch zu einem vollkommen vorhersehbaren und durchschnittlichen Home-Invasion-Thriller verkommen. Dass es der Hauptdarstellerin diesmal eben nicht gelingen muss, aus den Fängen der Verbrecher zu fliehen, sondern dass sie zu ihnen gelangen muss, um ihre Kinder zu retten, klingt erst einmal wie ein netter Kniff, der den Spieß ein wenig umdreht. Letzten Endes macht der Regisseur aus dieser neuen Sichtweise aber eben wenig mehr als ständige Versteckspiele und einer durchweg soliden Gabrielle Union in der Hauptrolle, die ordentlich Power hat, letztendlich aber auch nicht mehr tut, als mit grimmiger Miene die Standardsprüche a la "Leg dich nicht mit einer Mutter an" vom Stapel zu lassen.
Die Verbrecher, in einem Film wie diesem ja mit etwas Glück noch die schillerndsten Personen, kommen da wenig besser weg. Nicht nur stellen sie nur selten eine echte Bedrohung dar, da sie dafür viel zu unüberlegt und streckenweise dummdreist handeln - einer von ihnen lässt tatsächlich eine Tür offen, weil er draußen etwas gesehen haben will. Nein, auch die Charaktermuster dieser vier Typen stammen so offensichtlich aus dem Handbuch für Home-Invasion-Thriller, dass man sich wahrlich fragen muss, ob einem da im Jahr 2018 nichts wirklich Besseres einfallen kann. Wir haben den wortkargen Anführer, gespielt von Charakterkopf Billy Burke; den messerschwingenden Oberpsychopathen, der am liebsten gleich alles und jeden kaltmachen will; den einen Typen, der alle Insider-Infos hat und deswegen unentbehrlich ist; und dann eben noch den verhuschten Kerl, der sich gar nicht sicher ist, ob er das, was seine Kollegen da so anstellen, denn überhaupt cool findet. Die Konflikte, die das nach sich zieht und welche Folgen das für die einzelnen Männer hat, das kann sich wohl jeder nach rund fünf Minuten bereits selbst beantworten.
Immerhin gelingen McTeigue aber immer wieder ein paar nette Spannungsspitzen. In den sehr flott vergehenden 88 Minuten schraubt er das Tempo immer höher und auch wenn seine Inszenierung ziemlich altbacken wirkt, er mit unnötigen Zeitlupenszenen eine Dramatik erschaffen will, die letztendlich in dieser Form aber nur lächerlich wirkt, so gelingt es ihm immer wieder, das Publikum durch einfache Kniffe zu packen. Natürlich nutzt er dafür in allen Bereichen Klischees, da er seine Figuren aber durchweg vor neue Herausforderungen stellt und auch im Finale noch mit einer Figur aufwartet, die den Spieß zeitweise neu herumdreht, gibt es sicherlich keine Langeweile. Das ist dann zwar sicherlich kein dauerhafter Adrenalinrausch, hält trotz der Tatsache, dass wir all das hier schon mindestens zehnmal besser gesehen haben, aber irgendwie bei der Stange.

Fazit: Ein absolut geradliniger Thriller, den man so schon dutzend Male gesehen hat - und das zumeist auch besser. Dass "Breaking In" spannend bleibt, liegt dabei an dem hohen Tempo, weniger an der doch eher unsauberen Inszenierung und den flachen Charakteren.

Note: 4+




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