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Bernard und Bianca - Die Mäusepolizei

Der kleine Mäuserich Bernard arbeitet als Hausmeister bei der großen Rettungshilfsvereinigung der Mäuse - einem Pendant zu den Menschen, wo die Mäuse gemeinsam auf Hilferufe reagieren. Eines Tages erhalten sie eine Flaschenpost, in welcher das kleine Mädchen Penny um Hilfe ruft, doch ist die Tinte verwaschen, weswegen wichtige Hinweise fehlen. Die mutige Maus Bianca beschließt, dem Mädchen zu Hilfe zu eilen und erwählt den unscheinbaren Bernard, der zuvor die Flasche mit allerlei Tricks öffnete, zu ihrem Begleiter. Währenddessen wartet Penny, die tatsächlich entführt worden ist, auf einen Lichtblick und ahnt noch nicht, dass die zwei mutigen Mäuse sich bereits auf ihr Abenteuer begeben haben und ihr auf der Spur sind...

"Bernard und Bianca" besitzt einen recht besonderen Posten im Zeichen der Disney-Studios, kennzeichnet er doch auf recht spezielle Art und Weise den Wandel der Filme zwischen altehrwürdiger Tradition und neuem Spektakel. Die Zeichnungen sind etwas härter, gelingen in den rasanten Szenen aber auch sehr weich und boten neue Möglichkeiten in Bezug auf Physik und die Ausgestaltung einzelner Details. Das ist, ähnlich wie der zuvor erschienene "101 Dalmatiner" aus dem heutigen Auge wegen der starken Linien etwas gewöhnungsbedürftig, hat von rein zeichnerischer Natur aber durchaus seinen Charme, auch wenn er nun mal einen etwas stark überholten Eindruck macht.
Das Herzstück des Films, der im Laufe der Jahre noch mehrfach wiederaufgeführt wurde und somit zu einem enormen Erfolg heranwachsen konnte, sind aber seine beiden Hauptcharaktere. Zwar fehlt es beiden im Kern an Ecken und Kanten und ihre aufkeimende Beziehung geht in dem flotten Gewitter aus Rettungsmissionen und turbulenten Flugmanövern deutlich unter. Dennoch können sich Kinder sehr leicht mit der kecken Bianca, welche die schowinistischen Männer in ihrer Umgebung erst einmal davon überzeugen muss, dass in ihr mehr als nur ein hübsches Gesicht steckt, sowie dem tollpatschigen Bernard leicht identifizieren. Sie geben ein charmantes Pärchen ab, welches sich immer wieder gegenseitig aus der Patsche hilft und gerade für Bernard ist dies eine klassische Heldenreise nach dem altbekannten Stil, während welcher er mehrfach über sich hinauswachsen muss - das wird Kinder sicherlich verzaubern.
Auf Seite der Bösewichter sieht es etwas mauer aus. Zwar ist auch die intrigante Madame Medusa hier ein starker Gegner, der besonders in der deutschen Synchronisation durch die unverwechselbare Stimme der brillanten Beate Hasenau (sie sprach unter anderem auch Ursula in "Arielle, die Meerjungfrau") gewinnt. Im direkten Vergleich mit solch ikonischen, fiesen Damen wie Cruella De Vil verliert Medusa jedoch klar - ihr Sinn nach Reichtum und Macht äußert sich zumeist nur in wildem Herumschreien und einem ziemlich mauen Showdown. Und ihre Häscher wirken dabei wie Kopien von stärkeren Werken: Gerade die beiden Krokodile lassen sich sehr, sehr einfach mit dem wesentlich bekannteren Subjekt aus Disneys "Peter Pan" vergleichen, wobei teilweise sogar ganze Bewegungsmuster aus dem Piratenabenteuer entnommen wurden. Hier wird deutlich, dass Disney sich doch ganz gerne mal selbst kopiert hat, um möglicherweise einige Cents zu sparen.
Kindern wird dies aber natürlich nicht auffallen, sie werden ihren Spaß mit diesem Klassiker dennoch haben und das auch zurecht. Im direkten Vergleich fehlt es "Bernard und Bianca" zwar am deutlichen Charme und auch an einer gewissen Originalität und Tiefe. Selbst die schrulligen Nebenfiguren haben, mit Ausnahme der mutigen Libelle, wenig zu tun. Die Geschichte verläuft geradlinig und ohne Nebenplots, weswegen das Tempo recht hoch ist und der Film schnell zum großen Finale bläst, welches durch Humor und Rasanz besticht. Aus heutiger Sicht ist das Werk also nicht immer gut gealtert, weiß durch den Nostalgiebonus und seine sympathischen Hauptcharaktere aber über weite Strecken noch zu unterhalten.

Fazit: Nicht ganz so charmant wie andere Disney-Klassiker und gerade in seiner Handlung zu simpel und geradlinig. Die charmanten Hauptcharaktere täuschen aber darüber hinweg, dass in Sachen Gegenspieler etwas zu wenig geboten wird.

Note: 3






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