Im August des Jahres 2000 läuft das russische Atom-U-Boot K-141 Kursk in die Barentssee aus. An Bord sind 118 Mann, darunter auch Mikhail Averin (Matthias Schoenaerts), der seine hochschwangere Frau Tanya (Lea Seydoux) und seinen Sohn Misha (Artemiy Spiridonov) zurücklässt. Nach dem Auslaufen ereignet sich an Bord des U-Bootes jedoch eine Explosion, ausgelöst durch einen erhitzten Torpedo. Die Kursk sinkt aufgrund eines Lecks auf den Grund und für die Angehörigen auf dem Festland besteht eine grauenvolle Ungewissheit - niemand weiß, ob überhaupt jemand an Bord das Unglück überlebt hat. Während die russische Regierung mit den schwierigen Rettungsmanövern hadert und dabei auch politische Fallstricke auslöst, versuchen die wenigen Überlebenden in der Kursk alles, um möglichst lange Luft zu behalten...
Nein, euer Fernseher, Laptop oder was auch immer ist nicht kaputt - die erste Viertelstunde des Katastrophenfilms "Kursk" aus dem Jahr 2018 wird in einem komprimierten Bildformat gezeigt, wobei an beiden Seiten des Bildschirms zusätzliche, schwarze Balken entstehen. Nach den ersten Minuten klart dieses Bild jedoch auf und der Rest des Films läuft, bis kurz vor Schluss, im üblichen Cinemascope ab. Warum Regisseur Thomas Vinterberg, der vor rund acht Jahren auch den brillanten Thriller "Die Jagd" inszenierte, auf diesen Kniff zurückgegriffen hat, wird leider nicht ganz klar - es wirkt ein wenig, als wolle man dem Werk hier einen gewissen, künstlerischen Touch verleihen. Dabei hat "Kursk" das gar nicht nötig und braucht sich besonders optisch keinerlei Hasen aus dem Hut zu ziehen, um irgendwie aufzufallen - der Film ist tatsächlich gut genug, um auch ohne solcherlei Spielereien über zwei Stunden lang zu gefallen.
Wobei "gefallen" angesichts der realen Katastrophe, welche im Jahr 2000 auf der ganzen Welt Bestürzung auslöste und besonders hinsichtlich der fadenscheinigen Erklärungen der Regierung bezüglich des Unglücks noch weitere Folgen hatte, natürlich das falsche Wort ist. Vinterberg baut die Tragödie, von welcher wir wissen, dass sie kommt und uns ereilen wird, mit leisen Tönen auf, sodass die Explosion, welche das Drama ins Rollen bringt, uns letztendlich dennoch vollkommen unerwartet trifft. Dabei braucht Vinterberg aber keinerlei Hollywood-Stereotype, um die Grausamkeit, die Ausweglosigkeit der Situation greifbar zu machen - er hält sich an glaubwürdige, realistische Settings und lässt keine Zerstörungswut walten. Statt auf Explosionen oder Möchtegern-Suspense durch eindringendes Wasser oder verbrauchten Sauerstoff konzentriert er sich eher auf die Konflikte der Überlebenden untereinander, auf Streitpotenzial, leise Momente. Leider untergräbt er dramaturgisches Potenzial dabei immer wieder, kann sich dank solch einer Zurückgenommenheit aber damit brüsten, dass die Momente, in denen es dann doch plötzlich knallt, eine enorme Wucht entfalten.
Beinahe noch interessanter als die Erlebnisse an Bord der Kursk, wo die Besatzung ums Überleben kämpft, sind jedoch die Geschehnisse auf dem Festland. Dass die Rettung sich durch politische Spielereien verzögerte, gibt alldem einen bitteren Beigeschmack, auch wenn Vinterberg diese Themen ruhig etwas weniger aggressiv hätte erzählen können. Darüber hinaus hat er diese Szenen, in welchen Mütter, Väter, Ehefrauen und Kinder um ihre verlorenen Söhne und Männer bangen müssen, mit unfertigen Informationen abgespeist werden, hervorragend im Griff und mit "Blau ist eine warme Farbe"-Star Lea Seydoux zudem eine Schauspielerin an Bord, die ihre Figur trotz der deutlichen Grenzen des Drehbuchs mit einer enormen Ausdrucksstärke darlegt. Darüber hinaus ist es auch der letzte Film des kürzlich verstorbenen Max von Sydow, der hier in einer kleinen und dennoch durchaus tragenden Rolle seine brillante Filmografie glorreich abschließen kann. Hüben wie drüben wäre auch dort noch etwas mehr Luft nach oben gewesen, da Vinterbergs Inszenierung sich nicht immer klar zu sein scheint, was diese Szenen nun atmen soll.
Da tappt er dann auch in manch ein Klischee, die man ihm angesichts der ansonsten sehr sicheren und dichten Inszenierung zwar verzeihen mag, die aber auch immer wieder einen faden Beigeschmack hinterlassen. Auch etwas fahrig, besonders aus deutscher Sicht, wirkt der Schritt, neben der Französin Lea Seydoux auch noch etliche deutsche Schauspieler zu casten, die in diesem Film nun russische Marinesoldaten spielen sollen. Keine Frage, weder der brillante August Diehl noch Peter Simonischek oder "Operation Walküre"-Star Matthias Schweighöfer lassen hier irgendetwas anbrennen - sie alle fügen sich vollkommen nahtlos in das überzeugende Ensemble ein. Warum man allerdings keine Russen castete, sondern auf deutsche Lande zurückgriff, bleibt gerade aus unseren Augen etwas unverständlich.
Fazit: "Kursk" kann angesichts der realen Tragödie durchaus dramaturgisch starke Knackpunkte setzen und Thomas Vinterberg hat seine Inszenierung durchweg im Griff. Leider umgeht das solide Skript aber auch manch ein Klischee nicht immer sehr sauber.
Note: 3+
Nein, euer Fernseher, Laptop oder was auch immer ist nicht kaputt - die erste Viertelstunde des Katastrophenfilms "Kursk" aus dem Jahr 2018 wird in einem komprimierten Bildformat gezeigt, wobei an beiden Seiten des Bildschirms zusätzliche, schwarze Balken entstehen. Nach den ersten Minuten klart dieses Bild jedoch auf und der Rest des Films läuft, bis kurz vor Schluss, im üblichen Cinemascope ab. Warum Regisseur Thomas Vinterberg, der vor rund acht Jahren auch den brillanten Thriller "Die Jagd" inszenierte, auf diesen Kniff zurückgegriffen hat, wird leider nicht ganz klar - es wirkt ein wenig, als wolle man dem Werk hier einen gewissen, künstlerischen Touch verleihen. Dabei hat "Kursk" das gar nicht nötig und braucht sich besonders optisch keinerlei Hasen aus dem Hut zu ziehen, um irgendwie aufzufallen - der Film ist tatsächlich gut genug, um auch ohne solcherlei Spielereien über zwei Stunden lang zu gefallen.
Wobei "gefallen" angesichts der realen Katastrophe, welche im Jahr 2000 auf der ganzen Welt Bestürzung auslöste und besonders hinsichtlich der fadenscheinigen Erklärungen der Regierung bezüglich des Unglücks noch weitere Folgen hatte, natürlich das falsche Wort ist. Vinterberg baut die Tragödie, von welcher wir wissen, dass sie kommt und uns ereilen wird, mit leisen Tönen auf, sodass die Explosion, welche das Drama ins Rollen bringt, uns letztendlich dennoch vollkommen unerwartet trifft. Dabei braucht Vinterberg aber keinerlei Hollywood-Stereotype, um die Grausamkeit, die Ausweglosigkeit der Situation greifbar zu machen - er hält sich an glaubwürdige, realistische Settings und lässt keine Zerstörungswut walten. Statt auf Explosionen oder Möchtegern-Suspense durch eindringendes Wasser oder verbrauchten Sauerstoff konzentriert er sich eher auf die Konflikte der Überlebenden untereinander, auf Streitpotenzial, leise Momente. Leider untergräbt er dramaturgisches Potenzial dabei immer wieder, kann sich dank solch einer Zurückgenommenheit aber damit brüsten, dass die Momente, in denen es dann doch plötzlich knallt, eine enorme Wucht entfalten.
Beinahe noch interessanter als die Erlebnisse an Bord der Kursk, wo die Besatzung ums Überleben kämpft, sind jedoch die Geschehnisse auf dem Festland. Dass die Rettung sich durch politische Spielereien verzögerte, gibt alldem einen bitteren Beigeschmack, auch wenn Vinterberg diese Themen ruhig etwas weniger aggressiv hätte erzählen können. Darüber hinaus hat er diese Szenen, in welchen Mütter, Väter, Ehefrauen und Kinder um ihre verlorenen Söhne und Männer bangen müssen, mit unfertigen Informationen abgespeist werden, hervorragend im Griff und mit "Blau ist eine warme Farbe"-Star Lea Seydoux zudem eine Schauspielerin an Bord, die ihre Figur trotz der deutlichen Grenzen des Drehbuchs mit einer enormen Ausdrucksstärke darlegt. Darüber hinaus ist es auch der letzte Film des kürzlich verstorbenen Max von Sydow, der hier in einer kleinen und dennoch durchaus tragenden Rolle seine brillante Filmografie glorreich abschließen kann. Hüben wie drüben wäre auch dort noch etwas mehr Luft nach oben gewesen, da Vinterbergs Inszenierung sich nicht immer klar zu sein scheint, was diese Szenen nun atmen soll.
Da tappt er dann auch in manch ein Klischee, die man ihm angesichts der ansonsten sehr sicheren und dichten Inszenierung zwar verzeihen mag, die aber auch immer wieder einen faden Beigeschmack hinterlassen. Auch etwas fahrig, besonders aus deutscher Sicht, wirkt der Schritt, neben der Französin Lea Seydoux auch noch etliche deutsche Schauspieler zu casten, die in diesem Film nun russische Marinesoldaten spielen sollen. Keine Frage, weder der brillante August Diehl noch Peter Simonischek oder "Operation Walküre"-Star Matthias Schweighöfer lassen hier irgendetwas anbrennen - sie alle fügen sich vollkommen nahtlos in das überzeugende Ensemble ein. Warum man allerdings keine Russen castete, sondern auf deutsche Lande zurückgriff, bleibt gerade aus unseren Augen etwas unverständlich.
Fazit: "Kursk" kann angesichts der realen Tragödie durchaus dramaturgisch starke Knackpunkte setzen und Thomas Vinterberg hat seine Inszenierung durchweg im Griff. Leider umgeht das solide Skript aber auch manch ein Klischee nicht immer sehr sauber.
Note: 3+
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