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Der Spion und sein Bruder

Seit achtzwanzig Jahren wird Sebastian Graves (Mark Strong), der jüngere Bruder des tumben Norman Butcher (Sacha Baron Cohen), vermisst. Tatsächlich ist Sebastian aber Teil des MI6 geworden, für die er als Geheimagent arbeitet und nun ein Attentat auf die prominente Wohltätigkeitsorganisatorin Rhonda George (Penelope Cruz) verhindern soll. Leider kommt ihm auf der Gala ausgerechnet sein Bruder dazwischen, der das Wiedersehen vornean stellt und den Einsatz somit manipuliert. Plötzlich werden beide Brüder nun sowohl von den Drahtziehern des Attentats als auch vom MI6 gejagt... und Graves muss sich nun auf Norman als seine rechte Hand verlassen, der mit der Spionage bislang aber tatsächlich nichts am Hut hatte.

Natürlich erwartet man von einer Spionage-Komödie, in welcher Sacha Baron Cohen die Hauptrolle bekleidet und welcher bereits ein ziemlich unsäglicher Trailer vorausging, nicht die Welt. Im Grunde war ich bereits, auch nach den teils desaströsen Kritiken, auf einen furchtbaren Comedy-Flop eingestellt, doch ein wenig Resthoffnung besteht ja immer. Nicht zuletzt auch wegen Cohen, der sich in einigen Filmen abseits des Comedy-Genres immer wieder als starker Charakterdarsteller herausstellen konnte. Oder auch aufgrund der restlichen Crew (u.a. "Die Unfassbaren"-Regisseur Louis Leterrier) sowie ein namhafter Cast, der sich sehen lassen kann. Mark Strong, "John Wick"-Star Ian McShane, Penelope Cruz, die zauberhafte Isla Fisher... irgendetwas muss sie doch alle guten Grundes dazu bewogen haben, bei einem Film wie diesem mitzumachen.
Sie alle müssen dabei jedoch ausschließlich einen üppigen Gehaltsscheck gesehen haben, denn anders ist ihre Mitwirkung in solch einem Schund nicht zu erklären. Warum man für solch leichtgewichtige Parts wie den Leiter des MI6, der hier im Grunde genau nichts zu tun hat, oder auch Graves' ständige Stimme im Ohr solche Hochkaräter wie Fisher und McShane verpflichten musste oder wollte, bleibt ohnehin ein Geheimnis. Aber gut, um solche Unwichtigkeiten wie einen nachvollziehbaren Plot oder irgendeine sinnige Charakterentwicklung sollte man sich bei einem Film wie diesem ohnehin keine Gedanken machen (was nicht negativ gemeint sein soll) und daher tat ich das auch nicht. Was ich erwartete, war zumindest ansatzweise eine nette Buddy-Komödie, funktionierende Gags und ein sympathisches Brudergespann in den Hauptrollen, welches je nachdem Slapstick und Situationskomik passend transportiert. Je nachdem, wie man es betrachten will, hat "Der Spion und sein Bruder" all das auf seiner Habenseite... allerdings in solch einem katastrophalen Wert, dass man am liebsten gleich nach der Sichtung dieser quälend langen 80 Minuten im Strahl brechen möchte.
Die Qualität der Gags zu bewerten, ist natürlich schwierig, denn bei einer Cohen-Komödie erwartet man nun mal grenzüberschreitende Holzhammer-Maßnahmen - je nachdem, wie sehr man solcherlei dann mag, kann die Wertung ganz anders ausfallen. Auch ich musste einige Male lachen, auch wenn ich glaube, dass sich mein Gehirn angesichts des widerlichen Schwachsinns, der einem hier in minutenlangen Wichs-, Sex- und Furzsequenzen präsentiert wird, irgendwann einfach ergeben hatte. Es ist nicht so, dass Cohens Witze hier von einem absurden Kaliber wären, welches aufgrund ihres Durcheinanders amüsiert. Nein, sie wirken in ihrem vollkommenen Wahnsinn einfach nur völlig bemüht, als müsse man mit immer mehr Fäkalhumor, Großaufnahmen von Mark Strongs Hoden in Cohens Gesicht und noch mehr Sex-Gags einfach auf Gedeih und Verderb Brüller hervorbringen - natürlich klappt das aber keineswegs.
Dass Cohen eigentlich mehr kann, wissen seine Fans und während den Ausschlägen gegen die FIFA oder den amtierenden Präsident Donald Trump kommt solch eine feinere, politische Unkorrektheit immer wieder durch. Letzten Endes siegt aber einfach nur der Schwachsinn, wenn einfach noch mehr geschrieen wird, noch mehr gebrüllt, noch mehr Raketen im Anus versenkt werden... und das ganz wörtlich. Es ist schon schade, dass der ehemalige "Borat"-Star sich mittlerweile fast nur noch für solch einen grenzdebilen Mist hergibt und angesichts der User-Kritiken scheint er damit (zum Glück) auch bei seiner Zielgruppe auf taube Ohren gestoßen zu sein. "Der Spion und sein Bruder" ist nämlich wenn überhaupt nur mit ganz viel Alkohol auszuhalten und selbst dann immer noch eine Attacke auf den gesunden Menschenverstand... dass dabei unter tausenden Gags tatsächlich nur drei funktionieren, spricht bereits Bände.

Fazit: Furchtbar stupide und anstrengende Komödie, die kaum mit intelligenten Angriffen, sondern fast ausschließlich mit frontalem Fäkalhumor der untersten Schublade angreift. Dass sich namhafte Stars wie Mark Strong und Penelope Cruz für so einen Schund hergegeben haben, erscheint absolut unverständlich.

Note: 5-





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