Da sie eine böse Hexe (Meryl Streep) mit einem Fluch belegt hat, der sie unfruchtbar macht, bricht eine Bäckersfrau (Emily Blunt) gemeinsam mit ihrem Mann, dem Bäcker (James Corden) in die nahen Wälder auf. Dort sollen sie vier Gegenstände finden, welche sie der Hexe überreichen müssen, um den Fluch zu brechen. Zufällig sind alle diese Dinge gerade im Wald unterwegs: Der Umhang des kleinen Rotkäppchens (Lilla Crawford), die sich auf den Weg zu ihrer Großmutter (Annette Crosbie) gemacht hat; die Kuh des kleinen Jungen Hans (Daniel Huttlestone), der diese im Dorf verkaufen soll; der Schuh der wunderschönen Cinderella (Anna Kendrick), die wegen ihrer Herkunft vor dem Prinzen (Chris Pine) flieht; und maisblondes Haar, welches auf dem Kopf der jungen Rapunzel (Mackenzie Mauzy) wächst, die in einem Turm mitten im Wald lebt...
Offensichtlich hatte man bei Disney nicht weniger vor als die Kulmination aller Märchenfiguren. "Avengers"-like sollten sich hier Cinderella, Rapunzel, Rotkäppchen und Co. die Klinke in die Hand geben, um in einer eigenen Geschichte zu glänzen. Beruhen tut dies auf einem Broadway-Musical von Stephen Sondheim und der ist kein Unbekannter: Seine Bühnenversion von "Sweeney Todd" wurde bereits massiv erfolgreich mit Johnny Depp in der Hauptrolle verfilmt. Tatsächlich gibt es nun jedoch keinerlei Vergleiche zwischen dem morbiden Horror-Musical und dieser Ansammlung an ironischen Märchenplots... mit Ausnahme der Musik, bei der sich auch hier sicherlich erneut die Geister scheiden.
Sondheim schreibt nämlich keine normalen Ohrwürmer, sondern geht mit seinem ständig zwischen Sprechgesang und langen Solos klar am Mainstream vorbei. Das führt dazu, dass die Lieder an sich sehr energetisch vorgetragen werden können, aber im schlechtesten Fall kaum im Ohr bleiben. Bei "Sweeney Todd" konnten sich einzelne Lieder noch aufgrund ihrer Kraft freispielen, hier bleibt nun aber kein Lied wirklich in Erinnerung und in der ersten Hälfte, wenn beinahe pausenlos gesungen und getänzelt wird, nervt dies gar ein wenig. Richtig anfreunden konnte ich mich mit Sondheims kreativer, aber eben auch recht gewöhnungsbedürftiger Machart nicht und auch Regisseur Rob Marshall, der dank "Chicago" und dem vierten "Fluch der Karibik"-Film sowohl in den Bereichen Musical als auch Fantasy bereits reichlich Erfahrung mitbringt, kann dem mit seiner recht unsteten Inszenierung nur wenig entgegensetzen.
Wesentlich schlimmer sieht es aber beim Plot aus, denn um etwas Stringentes auszumachen, muss man viel Geduld mitbringen. Das Figurenensemble ist viel zu üppig, um jedem durchweg seine Momente zu geben - einige fallen da gleich über den Tellerrand oder enden als maue Nummernrevue am Wegesrand. Stattdessen tänzeln die einzelnen Figuren dann eben allesamt durch Wälder, Burgen und Dörfer, während der Film hektisch um ihre Abenteuer herumschneidet, bis jeglicher Fluss daraus entschwunden ist - oftmals hat man den Eindruck, dass mehrere Szenen in Folge im Schneideraum vergessen wurden. Angereichert wird dieses herrenlose Durcheinander aus unzusammenhängendem Firlefanz dann durch die bereits erwähnten Gesangsnummern und augenzwinkernden Humor, der in den meisten Momenten jedoch arg bemüht rüberkommt. Einzig die spielfreudigen Darsteller, allen voran Meryl Streep und Emily Blunt, sowie die überzeugenden Spezialeffekte retten einen hier gar vor einer allumschweifenden Langeweile.
Im letzten Drittel ändert sich der Ton, nachdem man sich beinahe schon an ihn gewöhnt hatte, aber doch recht schlagartig und Marshall verliert zum zweiten Mal, nachdem er fast im Sattel saß, die Kontrolle über seinen Film. In einem ziemlich müden dritten Akt wird er plötzlich mainstreamig und arbeitet die letzten Wegpunkte seiner Charaktere wie auf einer kitschigen Märchen-Checkliste ab. Natürlich wird auch hier mit manch einem Klischee gebrochen, allerdings geschieht dies angesichts der unzähligen Figuren auf solch gehetzte Art und Weise, dass das Herz niemals aufgehen will. Beinahe hat man das Gefühl, nun einen ganz und gar anderen Film zu sehen, aber vielleicht passt auch dies: Es bleibt weiterhin ein inszenatorisches Durcheinander ohne wirkliche Kanten, dafür aber mit viel Brimborium. Ob das dann alles noch Sinn ergibt, ist zweitrangig - es ist wahrscheinlich besser, mehr Geld für eine ausführlichere Bühnenversion zu berappen, auch wenn einem dann Streep oder der herrlich-skurille Gastauftritt von "Lone Ranger"-Star Johnny Depp als böser Wolf fehlen werden.
Fazit: "Into the Woods" ist ein anstrengendes Durcheinander an Stars, die überkomplexe Songs singen; aus etlichen Figuren in zusammengestauchten Plots; aus bemüht-ironischem Humor und gebrochenem Märchenkitsch. Das ist niemals rund und bisweilen eher stressig als wirklich unterhaltsam.
Note: 4
Offensichtlich hatte man bei Disney nicht weniger vor als die Kulmination aller Märchenfiguren. "Avengers"-like sollten sich hier Cinderella, Rapunzel, Rotkäppchen und Co. die Klinke in die Hand geben, um in einer eigenen Geschichte zu glänzen. Beruhen tut dies auf einem Broadway-Musical von Stephen Sondheim und der ist kein Unbekannter: Seine Bühnenversion von "Sweeney Todd" wurde bereits massiv erfolgreich mit Johnny Depp in der Hauptrolle verfilmt. Tatsächlich gibt es nun jedoch keinerlei Vergleiche zwischen dem morbiden Horror-Musical und dieser Ansammlung an ironischen Märchenplots... mit Ausnahme der Musik, bei der sich auch hier sicherlich erneut die Geister scheiden.
Sondheim schreibt nämlich keine normalen Ohrwürmer, sondern geht mit seinem ständig zwischen Sprechgesang und langen Solos klar am Mainstream vorbei. Das führt dazu, dass die Lieder an sich sehr energetisch vorgetragen werden können, aber im schlechtesten Fall kaum im Ohr bleiben. Bei "Sweeney Todd" konnten sich einzelne Lieder noch aufgrund ihrer Kraft freispielen, hier bleibt nun aber kein Lied wirklich in Erinnerung und in der ersten Hälfte, wenn beinahe pausenlos gesungen und getänzelt wird, nervt dies gar ein wenig. Richtig anfreunden konnte ich mich mit Sondheims kreativer, aber eben auch recht gewöhnungsbedürftiger Machart nicht und auch Regisseur Rob Marshall, der dank "Chicago" und dem vierten "Fluch der Karibik"-Film sowohl in den Bereichen Musical als auch Fantasy bereits reichlich Erfahrung mitbringt, kann dem mit seiner recht unsteten Inszenierung nur wenig entgegensetzen.
Wesentlich schlimmer sieht es aber beim Plot aus, denn um etwas Stringentes auszumachen, muss man viel Geduld mitbringen. Das Figurenensemble ist viel zu üppig, um jedem durchweg seine Momente zu geben - einige fallen da gleich über den Tellerrand oder enden als maue Nummernrevue am Wegesrand. Stattdessen tänzeln die einzelnen Figuren dann eben allesamt durch Wälder, Burgen und Dörfer, während der Film hektisch um ihre Abenteuer herumschneidet, bis jeglicher Fluss daraus entschwunden ist - oftmals hat man den Eindruck, dass mehrere Szenen in Folge im Schneideraum vergessen wurden. Angereichert wird dieses herrenlose Durcheinander aus unzusammenhängendem Firlefanz dann durch die bereits erwähnten Gesangsnummern und augenzwinkernden Humor, der in den meisten Momenten jedoch arg bemüht rüberkommt. Einzig die spielfreudigen Darsteller, allen voran Meryl Streep und Emily Blunt, sowie die überzeugenden Spezialeffekte retten einen hier gar vor einer allumschweifenden Langeweile.
Im letzten Drittel ändert sich der Ton, nachdem man sich beinahe schon an ihn gewöhnt hatte, aber doch recht schlagartig und Marshall verliert zum zweiten Mal, nachdem er fast im Sattel saß, die Kontrolle über seinen Film. In einem ziemlich müden dritten Akt wird er plötzlich mainstreamig und arbeitet die letzten Wegpunkte seiner Charaktere wie auf einer kitschigen Märchen-Checkliste ab. Natürlich wird auch hier mit manch einem Klischee gebrochen, allerdings geschieht dies angesichts der unzähligen Figuren auf solch gehetzte Art und Weise, dass das Herz niemals aufgehen will. Beinahe hat man das Gefühl, nun einen ganz und gar anderen Film zu sehen, aber vielleicht passt auch dies: Es bleibt weiterhin ein inszenatorisches Durcheinander ohne wirkliche Kanten, dafür aber mit viel Brimborium. Ob das dann alles noch Sinn ergibt, ist zweitrangig - es ist wahrscheinlich besser, mehr Geld für eine ausführlichere Bühnenversion zu berappen, auch wenn einem dann Streep oder der herrlich-skurille Gastauftritt von "Lone Ranger"-Star Johnny Depp als böser Wolf fehlen werden.
Fazit: "Into the Woods" ist ein anstrengendes Durcheinander an Stars, die überkomplexe Songs singen; aus etlichen Figuren in zusammengestauchten Plots; aus bemüht-ironischem Humor und gebrochenem Märchenkitsch. Das ist niemals rund und bisweilen eher stressig als wirklich unterhaltsam.
Note: 4
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