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Angry Birds - Der Film

Red ist ein roter Vogel und ein ziemlich unangenehmer Zeitgenosse. Er lebt auf einer Insel voller Vögel und will und kann sich aufgrund seiner Aggressionsprobleme und jeglicher Ablehnung aller Lebensformen nicht in die Gemeinschaft eingliedern - selbst, als er während einer Wuttherapie offensichtlich Gleichgesinnte trifft, stößt er diese von sich weg. Als auf der Insel urplötzlich ein Schiff mit fremdländischen, grünen Schweinen landet, die sich offenbar auf dem Land einnisten wollen, klingeln bei Red die Alarmglocken. Doch die Bevölkerung, die sich über die neuen Freunde freut, ignoriert seine Warnungen. Schon bald müssen sie jedoch einsehen, dass sie dem grimmigen, roten Vogel mit den gigantischen Augenbrauen wohl etwas besser hätten zuhören müssen...

Nun gut, lassen wir die Bombe gleich platzen: "Angry Birds" besitzt mit seinem Plot, ob offensichtlich oder versteckt, ganz klare Andeutungen auf das derzeit in Deutschland etwas in den Hintergrund gedrängte, aber dennoch weiterhin aktuelle Flüchtlingsthema. Nun war ich doch etwas verwundert, dass wir solch eine Thematik, wenn auch versteckt unter bunten Vögeln und grünen Schweinen, in einem Mainstream-Animationsfilm, der besonders auf die Zielgruppe der Kinder schielt, finden, aber nun gut. Etwas schwierig wird es aufgrund der Tatsache, dass der Film bereits im Jahr 2016 erschienen und somit noch wesentlich länger in Produktion gewesen ist - eine Zeitspanne, in welcher man wohl kaum auf die realen Ereignisse in der Welt reagieren konnte. Also ein Zufall? Wahrscheinlich. Dennoch hinterlässt der Film, gerade wenn man seinen Plot auf unsere reale Welt bezieht, politisch einen faden Beigeschmack.
Tatsächlich stellen sich die Schweine (Kenner der Videospielvorlage werden es bereits wissen) als Diebe und Halunken heraus, die dann von den Vögeln bekämpft werden müssen. Gut, vielleicht es etwas zu harsch, bei einem geradlinigen Animationsfilm wie diesem nach politischen Botschaften zu graben (wobei man bei ihrer Offensichtlichkeit nun auch nicht gerade tief buddeln muss), doch sollte dies tatsächlich ein Bezug auf die realen Ereignisse sein, wäre der Film als Ganzer, vom Schnabel bis zur Feder, moralisch höchst verwerflich. Man kann es sich allerdings kaum vorstellen, denn ein großes Studio wie Sony, welches hier ordentlich Geld reinsteckte, würde ein Risiko wie dieses wohl kaum eingehen - politische Ansichten hin oder her. Gehen wir also, und das tue ich jetzt definitiv auch, von einem etwas unpassenden Zufall aus bewerten "Angry Birds" so mal als simplen Kinofilm. Und als solcher zieht er sich weitaus besser aus der Affäre, als zuvor gedacht.
Tatsächlich ist "Angry Birds" ein zu weiten Teilen sehr lauter, schneller und temporeicher Film, in dem wenig bis gar keine Zeit bleibt für ein paar leise Momente. Dementsprechend sind die Charaktere hier auch durch die Bank weg schräg gestaltet, entstammen aus der Klischeekiste oder haben gleich keinerlei Eigenschaften, die über besondere Flugeigenschaften hinausgehen. Das kann auf Dauer etwas anstrengend und selbst für die kleineren Zuschauer hin und wieder zu viel des Guten sein, doch wenn man durchhält und dem Film eine Chance gibt, dürfte man als Erwachsener sicherlich Spaß haben. Viele der Gags, so stupide sie manchmal auch anmuten, sind so dermaßen treffsicher platziert, dass man das laute Lachen kaum aufhalten kann. Sicher, es gibt auch einige Rohrkrepierer, generell ist die Gag-Quote auch angesichts der flotten und kreativen Inszenierung erstaunlich hoch, hält etliche Anspielungen auf die Popkultur und jede Menge Sprüche parat, aus denen eben auch die Zuschauer jenseits der 10 Jahre noch einiges rausziehen können.
Ein Kenner der Videospielvorlage bin ich nicht, doch scheint das Finale für Fans des Games so einige Schmankerl bereitzuhalten, an denen sie sich erfreuen können. Dieses zeigt dann auch in aller Pracht, dass die Animationen besonders in den weiten Aufnahmen nicht zu verachten sind. Klar, das ist kein Pixar-Niveau, dennoch bewegt sich das alles schon auf einem starken Niveau und hält auch einige sehr hübsche Bilder für uns bereit, in denen wir zahlreiche, spaßige Details entdecken können. Die deutschen Synchronsprecher machen ihre Sache derweil sehr solide, auch wenn das Studio es sich erneut nicht nehmen lassen konnte, statt erfahrenen Sprechern mal wieder die Fernseh- und Internet-Prominenz hinters Mikrofon zu stellen. Allerdings passt "Der Vorname"-Star Christoph Maria Herbst stimmlich halt auch so gut auf unseren rotgefiederten, grimmigen Protagonisten, dass man die Casting-Entscheidung diesbezüglich mehr als nur gut nachvollziehen kann.

Fazit: Die Wertung für diesen Film wird sich je nach Stand ändern - als reiner Animationsfilm schlägt sich das Werk trotz teilweise etwas anstrengend hohem Tempo und allerlei Albernheiten erstaunlich gut. Will man dem Film eine politische Aussage ankleistern, die eben kein unglücklicher Zufall ist, sieht das alles etwas anders aus.

Note: 3




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