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Freddy's New Nightmare

Obwohl die Filmreihe rund um Freddy Krueger (Robert Englund) für beendet erklärt worden ist, plant Wes Craven (Wes Craven) einen neuen, letzten Film um den schnetzelnden Traumkiller... offensichtlich, weil ihn Alpträume plagen, die ihn zum Thema haben. Für den wirklich letzten Film der Reihe will er auch Heather Langenkamp (Heather Langenkamp), die Hauptdarstellerin seines Originals, zurückholen. Diese wird jedoch selbst von erstaunlich real wirkenden Alpträumen rund um Freddy Krueger geplagt und möchte deswegen und aufgrund ihres Familienlebens nicht mehr zwingend in den Horrorbereich zurückkehren. Als sich Heathers Sohn Dylan (Miko Hughes) jedoch seltsam benimmt, glaubt sie, dass der zuvor fiktionale Krueger einen Weg in die echte Welt gefunden hat und nun sie und ihre Familie bedroht...

Horrorikone Wes Craven wollte sich offensichtlich nicht damit abfinden, was man aus "seinem" Freddy Krueger gemacht hatte. Nachdem Krueger besonders in den letzten beiden, katastrophalen Filmen zur veralberten, nervigen Witzfigur verkommen war, wollte er ihm doch noch mal einen würdigen, letzten Leinwandauftritt verpassen... ganz gleich, ob die Reihe eigentlich zu Ende war. So kehrte Craven rund zehn Jahre, nachdem er Krueger und mit ihm einen echten Klassiker des Horror-Genres (den originalen Film aus dem Jahr 1984) erschaffen hatte, wieder zum Franchise zurück. Und obwohl das ja erstmal eine prinzipiell gute Nachricht ist, konnte das eigentlich nicht gut gehen. Denn die erneute Überhöhung der "Story" hin zu einer ganzen Meta-Geschichte, wo nun Crew und Cast des ersten Teils sich selbst spielen und gegen Freddy Krueger antreten, ließ alle Alarmglocken schrillen - noch blöder würde es wohl werden. Als wäre der furchtbare sechste Film nicht genug. Erstaunlich ist aber, dass Craven diesen Film, obwohl die ganze Geschichte danach schreit, kaum komödiantisch anfasst, sondern sich ganz auf seinen klassischen Suspense verlässt. Eine Mischung, die nicht funktionieren kann und es somit auch nicht tut... obwohl die beiden einzelnen Seiten der Medaille für sich immer wieder erstaunlich gut funktionieren.
Zum einen wäre da die Meta-Ebene, die einen ganz neuen Fundus an Blödsinn und Ideen aufmacht, wobei dieser Film storytechnisch eh nicht mehr mit dem Rest zusammenhängt. Dieser neue Plot macht dann natürlich auch hinten und vorne gar keinen Sinn mehr, ist aber immer wieder für einige Referenzen an die Filmreihe gut. Darüber hinaus ist es aber schon recht humorlos, wenn die Charaktere sehr ernst genommen werden und sogar der sich selbst spielende Robert Englund als sehr ruhender, ernster Mann auftritt. Man fragt sich, was abseits dieser Herumzitiererei so toll an dieser Idee ist, wenn man sie nicht tatsächlich wie eine echte, mit sich selbst ironisch umgehende Idee verkauft. In dieser Form wäre eine alberne Groteske wie die letzten "Nightmare"-Filme sicherlich nicht unbedingt gut, aber wenigstens folgerichtig gewesen, denn die erstaunlich düstere Blutleere innerhalb einer komplett vermurksten Geschichte sorgt für ganz herbe Kontraste und dafür, dass man sich diese schrägen Ideen aufgrund der Ernsthaftigkeit immer wieder wegnimmt.
Man schlägt also gleich mehrfach die Hände über dem Kopf zusammen - nicht nur angesichts einer vollkommen trashigen (wenn auch nicht unkreativen) Geschichte, die viel zu ernst erzählt wird und sich dabei gibt, als würde sie wirklich echte Spannung erzeugen wollen. Das Überraschende ist jedoch, dass sie das tatsächlich tut. Das ist dann aber nicht der Dienst des Plots, sondern der des Mannes auf dem Regiestuhl. Man hätte Wes Craven für die letzte Rückkehr zu seinem "Baby" zwar einen wesentlich griffigeren Film gewünscht, aber seine großartigen Inszenierungskünste funktionieren sogar, wenn der Rest ziemlich dumm ist. Dementsprechend waren die einzelnen Horrorszenen seit dem ersten Teil nicht mehr so schaurig und so spannend inszeniert und es gibt einige großartige Schreckmomente sowie ein reichlich blödes, aber optisch absolut atemberaubendes Finale. Man fühlt sich also irgendwie wie in einem Wechselbad der Gefühle, was zwar letztendlich nicht verhindert, dass "Freddys New Nightmare" ein recht stumpfer Film geworden ist, über den die Macher hinsichtlich der Ausrichtung dringend noch einmal hätten nachdenken müssen. Dass er deutlich besser ist als erwartet und dabei die drei "Vorgänger" locker überflügelt, hätte ich nie kommen sehen. Und ehrlich gesagt verstehe ich auch jetzt während des Schreibens dieser Zeilen nicht, wie das eigentlich genau möglich war.

Fazit: Der siebte Teil der Reihe hat verrückte Ideen, die er vollkommen bierernst erzählt, was dramaturgisch und plottechnisch absolut nicht funktioniert. Die schaurige Inszenierung von Wes Craven ist aber teilweise so gut, dass man sich dabei ertappt, durchaus Spaß zu haben.

Note: 4+



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