Die alleinerziehende Mutter Callie (Carrie Coon) zieht mit ihren Kindern Trevor (Finn Wolfhard) und Phoebe (Mckenna Grace) ins beschauliche Städtchen Summerville in Oklahama. Dort hat ihr kürzlich verstorbener Vater Callie sein Haus vermacht. Während Callie damit beschäftigt ist, den zumeist unnützen Kram ihres Vaters auszusortieren und das Haus wieder salonfähig zu machen, versuchen sich Trevor und Phoebe in der neuen Heimat einzuleben. Dabei stößt Phoebe in den verschiedenen Zimmern des neuen Heims auch auf merkwürdige Hinterlassenschaften ihres Großvaters, darunter auch eine Geisterfalle. Phoebe hat nie an die Geschichten geglaubt, in denen behauptet wurde, dass Amerika vor rund dreißig Jahren von Geistern attackiert wurde, doch mit der Zeit verdichten sich die Erkenntnisse darauf, dass ihr Großvater tatsächlich einer der berühmten "Ghostbusters" gewesen sein könnte... und dass ein neuer übernatürlicher Angriff direkt in Oklahoma vor der Tür stehen könnte.
Eigentlich sah es nie wirklich gut aus für einen dritten Teil der "Ghostbusters"-Filme, denn obwohl sich Dan Aykroyd stets für einen Trilogie-Abschluss stark gemacht hatte, hatte mit Bill Murray der größte Star des Franchise kein wirkliches Interesse. Als der von Fans abgestrafte Versuch einer Neuausrichtung im Jahr 2016 finanziell fürchterlich in die Hose ging, schien das Franchise dann auch erst einmal tot... oder doch nicht? Denn vielleicht war nach dem Scheitern des Remakes die Zeit genau richtig für eine echte Fortsetzung der beiden Kultklassiker aus den 80ern. Und diese haben wir nun, mehr als dreißig Jahre nach dem zweiten Teil der Reihe, endlich erhalten. Für Fans der Originale dürfte dieses Sequel dann auch einige Schmankerl bereithalten, denn sowohl atmosphärisch, inszenatorisch und auch hinsichtlich der Handlungsausrichtung verbeugt man sich sehr tief vor den beiden Filmen, insbesondere vor dem ersten Film der Reihe. Viele kleine Hinweise, Anspielungen, Zitate und versteckte Geheimnisse spielen auf die Originale an, ebenso wie die neue Handlung hier sehr stark mit den Geschehnissen der ersten beiden Teile zusammenhängt und diese dementsprechend aufgreift.
In der ersten Stunde ist "Ghostbusters: Legacy" dabei eine sehr feine Richtung aus eigensinniger Neuausrichtung und liebevoller Hommage. Es braucht seine Zeit, bis der Film so richtig in Fahrt kommt und auch dann findet Jason Reitman (übrigens der Sohn von Ivan Reitman, der die beiden ersten Filme in den 80ern inszenierte - es bleibt also auch hinter der Kamera alles in der Familie) das Gaspedal nicht immer wieder. Diese langsam angegangene Erzählung, die sich Zeit nimmt, um ihre neuen Figuren einzuführen und dem Zuschauer vertraut zu machen, ist hintenraus aber durchaus Gold wert. Denn nicht nur gefällt das langsame Spurensuchen der jungen Phoebe, die im Haus ihres Großvaters immer weitere, merkwürdige (für Fans aber natürlich bekannte) Entdeckungen macht... auch die klassische 80s-Atmosphäre, die nicht zuletzt dank der Besetzung von Finn Wolfhard definitive "Stranger Things"- und "Es"-Vibes versprüht, kann dadurch richtig schön atmen. Dabei spielt "Legacy" aber durchaus in unserer heutigen Zeit, verbittet sich über weite Strecken irgendwelche zwangsläufigen Anpassungen, bleibt wunderbar altmodisch, ohne dabei aber altbacken zu wirken. Denn natürlich sind die Computereffekte aus der heutigen Zeit noch mal deutlich schicker, die Actionszenen dank dem Fortschritt der Technik eindrucksvoller und auch diverse Masken- und Animatronikeffekte werden hier sehr passend eingestreut und verwendet.
Es ist aber auch nicht von der Hand zu weisen, dass "Legacy" irgendwann von einer charmanten, wenn auch nicht wahnsinnig originellen, aber sehr herzlichen Hommage in eine Art schlichte Kopie rutscht. Gerade das große Finale dürfte die Lager der Fans dabei spalten, hält es doch einige sehr sentimentale und spaßige Momente bereit, verliert aber auch fast jegliche Eigenständigkeit. Dass der erste "Ghostbusters"-Film hierbei als Blaupause diente, ist unschwer zu erkennen und insofern ja auch nicht unbedingt falsch - dass aber ganze Szenen und Auseinandersetzungen kopiert werden, ohne dass dabei noch weitere frische Ideen zustande kommen, ist irgendwie schade. Schade deshalb, weil der Film zuvor noch eigenständig auf der Suche nach neuen Ausrichtungen war, ohne dabei die Stimmung der Originale zu vergessen. Und auch schade, da einige Fanservice-Momente, die durchaus das Zeug zum modernen Klassiker gehabt hätten, hier doch etwas ereignislos verpuffen. Kaum sattsehen kann man sich dafür an der Performance der jungen Mckenna Grace, die in den letzten Jahren sowohl durch kleine Auftritte in Blockbustern wie "Captain Marvel" oder "Ready Player One" als auch durch ihre Hauptrolle in dem Drama "Begabt" auf sich aufmerksam machte. Mit ihrer schnippischen Darstellung der nerdigen Phoebe, die leichtfüßig zwischen Klugscheißerei, Selbstbewusstsein und jugendlichem Charme pendelt, beweist Grace, dass mit ihr in den kommenden Jahren noch absolut zu rechnen ist. Besonders ihre Chemie mit Marvel-Star Paul Rudd ist dabei schlichtweg begeisternd.
Fazit: "Ghostbusters: Legacy" ist eine charmante Wiedererweckung des Kult-Franchise, welches in der ersten Hälfte genug Eigenständigkeit und Atmosphäre aufweist. Im großen Finale gibt es zwar einige herzerwärmende Fanservice-Momente, dabei verfällt der Film aber auch dem Drang, die Originale eher kopieren zu wollen als wirklich etwas Neues zu bieten.
Note: 3+
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