Der mittlerweile wieder angesehene Reporter Eddie Brock (Tom Hardy) hat es einigermaßen geschafft, sich mit seinem gefräßigen Symbionten Venom zu arrangieren. Zudem darf er sich Hoffnungen auf die Exklusivrechte für die Lebensgeschichte des zum Tode verurteilten Massenmörders Cletus Kasady (Woody Harrelson) machen. Diese beruflichen Erfolgsaussichten gehen aber nicht nur nach hinten los, weil die Polizei auf Brock als Informant setzen und versuchen, über ihn weitere Informationen bezüglich Kasadys Verbrechen herauszubekommen. Tatsächlich gelangt Kasady während eines persönlichen Gesprächs in den Besitz eines Teiles von Venoms Symbiont und wird nun selbst zu einem brutalen Monster - nur ohne die Regeln, die Brock seinem eigenen Alien-Partner aufgezwungen hat...
Es ist schade und auch ein bisschen unverständlich, dass die beiden "Venom"-Filme, besonders nun aber dieser zweite Teil, qualitativ nicht so richtig funktionieren wollen oder können. Das Potenzial war zwar, ähnlich wie beim bereits mauen Vorgänger, durchaus da, doch genutzt wird es kaum... und hier sogar noch mal deutlich weniger als zuvor. Diesmal ist es nämlich nicht nur das PG13-Rating, welches den gefräßigen Superschurken in Form eines klebrigen Symbiont-Aliens ziemlich blutarm durch die Gegend torkeln lässt, was stört: "Venom: Let There Be Carnage" ist ein in klassischstem Sinne seelenloser Hollywood-Blockbuster, der einzig und allein auf den finanziell guten Ruf des ersten Teiles setzt und denkt, dass die Leute eben erneut wieder einen Hit daraus machen. Darüber hinaus gibt es im Grunde keine frischen Ideen, eine maßlos faule Geschichte, langweilige Charaktere, austauschbare Action und nicht die winzige Spur von Köpfchen oder Herz - und zumindest letzteres konnte der erste "Venom"-Film ja zumindest ansatzweise liefern, bevor er sich zum haltlosen Action-Vehikel mit unlustigen Sprüchen und unübersichtlicher Dauerfeuer-Action mauserte.
Tatsächlich sind die Actionszenen, wie es sich für eine große Fortsetzung gehört, noch ein Stück größer und länger ausgefallen. Dass mehr kaputtgeht und sich Carnage und Venom einfach noch ein bisschen öfter umeinander im Kreis drehen, während sie sich mit ihren Alien-Fäusten verkloppen, bedeutet aber nicht, dass dies auch irgendwie beeindruckender wäre - die großen Setpieces wirken austauschbar, die Actionszenen werden in die Länge gezogen, es fehlt ihnen an Dynamik. Im Humorbereich sieht es kaum besser aus: Wo die Streitereien zwischen dem nervösen Eddie und dem gefräßigen Alien noch zu den wenigen, kleinen Höhepunkten des Originals zählten, wird hier fast ausschließlich auf pubertären und albernen Kinder-Humor zurückgegriffen. Da bringt Venom die Bühne durcheinander, während Eddie versucht, das Chaos irgendwie im Griff zu behalten - viel lustiger wirds nicht. Und auch die Charaktere sind deutlich blasser geworden: Michelle Williams hat in der Fortsetzung sogar noch weniger zu tun als im Vorgänger (was schon etwas heißen mag) und sogar der zuvor so groß angekündigte Woody Harrelson bleibt hier als Super-Villain ein ziemlich schwacher Versuch, etwas ähnlich Energetisches wie Eddie Brock entgegenzusetzen.
Am Ende bleibt es einem also nur übrig, sich an der erneut recht spaßigen Performance von "Mad Max"-Star Tom Hardy zu erfreuen - der ist natürlich aufgrund seines enormen Talents zu deutlich Höherem verschrieben, zeigt aber immerhin eine gewisse Spielfreude. Doch trotz seiner Performance muss man "Venom 2" eigentlich als den kalkulierten und kaum durchdachten Möchtegern-Blockbuster ohne Herz und Hirn abstrafen, der er ist... und umso trauriger ist diese Tatsache, wenn man bedenkt, dass es den Machern ja nicht nur ausschließlich um Kohle gegangen sein muss, da sie augenscheinlich noch deutlich mehr mit der Figur vorhaben. Die Mid-Credit-Scene nach dem ersten Teil des Abspanns wird diesbezüglich leidenschaftlich diskutiert (wesentlich mehr als der rasch wieder in Vergessenheit geratene Film) und besonders Fans eines ganz speziellen Franchise feierten diesen Moment, der die Kino-Zukunft von Venom in eine sehr interessante Richtung drängen könnte. Zu schade nur, dass man "Venom 2" wohl fast ausschließlich für diese wenigen Fanservice-Sekunden in Erinnerung behalten wird, denn darüber hinaus wissen die Macher wohl kaum, was sie mit der Reihe noch anfangen sollen. Die Rettung scheint von einer ganz anderen Seite zu nahen und das macht irgendwie auch ein wenig Hoffnung, da Venom allein einen Film nicht tragen kann... zumindest nicht in dieser albernen und verunglimpfenden Machart.
Fazit: "Venom 2" ist nur deswegen immer noch Teil von leidenschaftlichen Diskussionen, weil die Macher während des Abspanns eine wirklich freche und ausgeklügelte Idee hatten. Alles, was davor kam, ist Blockbuster-Standardware ohne Seele, ohne frische Einfälle und ohne jeglichen Esprit.
Note: 4
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