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The Ice Road

In einem Bergwerk kommt es im April zu einer verheerenden Explosion - drei Bergarbeiter sterben und insgesamt sechsundzwanzig weitere werden verschüttet. In North Dakota wird der frisch von seinem Arbeitgeber gefeuerte Trucker Mike (Liam Neeson) gemeinsam mit seinem Bruder Gurty (Marcus Thomas) angeheuert, bei der Befreiung der Bergarbeiter zu helfen. Die beiden sollen das Team des Truck-Unternehmers Goldenrod (Laurence Fishburne) unterstützen, wobei insgesamt drei LKWs mit drei benötigten Bohrköpfen anreisen sollen. Der Weg führt sie jedoch über die "Ice Road" - einer Route bestehend aus Eisplattformen. Da es außerhalb der Saison ist, bieten Temperaturen und Natur eine lebensgefährliche Route, bei der jeder falsche Schritt und jede falsche Entscheidung den sicheren Tod für die gesamte Mannschaft bedeuten könnte...

Erst kürzlich ließ Liam Neeson verlauten, dass er womöglich etwas kürzer treten würde, was die knalligen Action-Filme in seiner Vita angeht - eine Entscheidung, die man bei seinen mittlerweile fast siebzig Lenzen und all den brutalen und actionreichen Thrillern, die er bislang gedreht und die ihm quasi eine zweite Karriere ermöglicht haben, durchaus nachvollziehen kann. Nichts desto trotz tritt er in "The Ice Road" noch einmal kräftig aufs Gaspedal und darf darüber hinaus auch zu diversen Waffen greifen, als würde er auf seine alten Tage erneut zeigen wollen, dass mit ihm in diesem Genre weiterhin zu rechnen ist. Ob das nun ein Versprechen oder doch schon eine Art energetischer Abgesang ist, wird sich zukünftig erst noch zeigen müssen. Bis dahin agiert Neeson aber auf gewohnt sympathische Art und macht physisch trotz seines Alters eine solide Figur. Großartig gefordert werden und er die weiteren Darsteller*innen aber nicht - das Drehbuch steht ihnen nur wenig Tiefgang zu und die dramatischen Hintergründe der Figuren werden auf das Nötigste begrenzt. Besonders innerhalb eines Bruder-Konflikts wirken Neeson und sein Kollege Marcus Thomas nahezu hölzern.
Trotzdem beginnt "The Ice Road" äußerst vielversprechend. Der Film verliert nur wenig Zeit und braust schon in der ersten Hälfte mit seiner simplen, aber effektiven Ausgangssituation in hohem Tempo dahin. Die Actionszenen gefallen dabei immer dann, wenn die Gefahr der Natur in den Fokus rückt: Lawinen, brechendes Eis und die ungemütliche Vegetation halten die fünf Protagonisten mehr als einmal in Atem und Regisseur Jonathan Hensleigh hat besonders in der ersten Hälfte ein ordentliches Gespür für ein solches Spektakel. Wenn das Eis hinter den LKWs zu brechen beginnt und sich zeitgleich vor ihnen eine gefährliche Welle unter dem Eis bildet, dann ist das Action-Kino, wie man es gerne sieht. Da vergisst man schnell, dass sämtliche Figuren ziemlich einseitig geschrieben sind und auch die Klischee-Szenen, während welchen immer wieder zu den bangenden Männern unter der Erde im Bergwerk geschnitten wird, drosseln das Tempo nicht allzu wild. Deren moralische Konflikte werden indes kaum weiter berücksichtigt, was das Einfügen eben dieser zu einem Fragezeichen macht. 
Leider hat "The Ice Road" aber noch eine zweite Ebene zu bieten, die wie ein Fremdkörper über dem gesamtem Film liegt. In der zweiten Hälfte wird nämlich noch eine Thriller-Ebene aufgemacht, die kaum schlechter und vorhersehbarer geschrieben werden könnte und die die eigentliche Mission im Kampf gegen die Naturgewalten beinahe zur Nebensache degradiert. Dabei ist es weniger schlimm, dass dieses Action-Vehikel im Kern keine echte Energie verbreitet, sondern viel mehr, mit wie viel tumben Genre-Klischees dabei um sich geworfen wird. Die Glaubwürdigkeit geht angesichts von haarsträubenden und als solche wahnsinnig altbackenen Wendungen rasch über Bord und fängt sich auch im weiteren Verlauf des Films nicht mehr. Als eine Art "Fast & Furious" in den Tiefen von Eis und Schnee entwickelt sich "The Ice Road" letztendlich, was sowohl für die hanebüchene Geschichte als auch für die laue Dramaturgie gilt. Das mag am Ende dann wirklich gar nicht mehr schmecken und macht einen zu Beginn noch unterhaltsamen Abenteuerfilm im Stile eines "Vertical Limit" endgültig zu einem hirnlosen Action-No-Brainer, dessen Drehbuch hier katastrophaler anmutet als die Gefahren des kühlen Eises.

Fazit: "The Ice Road" beginnt als unterhaltsame Rettungsmissionen mit knackiger Action und farblosen Charakteren und wandelt sich schließlich zu einem maßlos dummen, furchtbar geschriebenen Thriller-Reißer. Tonal ist das wahrlich eine Katastrophe, obwohl Liam Neeson mit Charme und solider Physis weiterhin die Fahne hochhält.

Note: 4+



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