Direkt zum Hauptbereich

Pig

Robin Feld (Nicolas Cage) war einst ein angesehener Mann in seinem Berufskreis, ist für viele gar eine Art Idol. Doch mittlerweile lebt er verwahrlost und einsam in seinem Wohnwagen, will möglichst von der ganzen Welt in Ruhe gelassen werden und fröhnt seine alleinige Zeit fast ausschließlich mit seinem einzigen Begleiter: Dem Trüffelschwein Apple. Als eines Nachts jedoch Vandalen in sein Zuhause einbrechen, Feld niederschlagen und seinen tierischen Freund verschleppen, verlässt der Mann seinen Stammplatz und macht sich auf die Suche nach Apple. Dabei besteht er auch auf die Hilfe seines einzigen Besuchers Amir (Alex Wolff), der versucht, in der Kochbranche Fuß zu fassen.

Jeder Zuschauer wird sicherlich seine gewissen Erwartungen an "Pig" haben und damit stets vollkommen falsch liegen. Zum einen ist es natürlich die Besetzung von Nicolas Cage, die hier durchaus falsche Erwartungen wecken kann - der hat sich nämlich in den letzten Jahren durch zahlreiche Besetzungen in mauen Trash-Filmen einen anderen Namen gemacht als zu seiner Blockbuster-Zeit. Ähnlich wie bei Bruce Willis sind Filmfans heute also sehr vorsichtig, wenn es um einen aktuellen Film mit Cage geht - da wird nämlich gern mit seinem großen Namen geworben, während dahinter meist nicht mehr als ein sehr dürftiges Endprodukt steht. Wie viele schon gehört haben werden, ist "Pig" aber kein solcher Film. Der wartet nämlich nicht nur mit der besten, weil nuanciertesten Performance des einstigen Superstars seit einigen Jahren auf, sondern ist auch darüber hinaus absolut kein Trash. Es steckt nämlich ein sehr ruhiges, menschliches Drama darin, welches unter seiner zu Beginn skurill wirkenden Oberfläche einige persönliche Abgründe offenbart.
Und auch da sind wir wieder bei den Erwartungen angelangt. Denn ganz im Ernst - ein einsam lebender Mann, der sich auf die Suche nach seinem Hausschwein begibt, welches von Eindringlingen gekidnappt wurde? Da werden relativ schnell Erinnerungen an einen Rache-Thriller wie "John Wick" wach und man wartet förmlich auf Szenen, in denen sich ein durchdrehender Robin Feld an den Drahtziehern dieser hundsgemeinen Tat auf blutige Art und Weise rächt - geboren wäre ein skuriller Thriller, erneut im Trash angesiedelt. Nur kommen solche Szenen nie und das ist auch gut so. Es geht hier nämlich weniger, obwohl der Protagonist dies immer wieder behauptet, um die Suche nach dem verschwundenen Trüffelschwein, welches anscheinend eine lange Reise hinter sich hat. Viel mehr geht es um den Weg von Robin Feld (und auch seinem Fahrer Amir), der mit seiner eigenen Vergangenheit, seinem jetzigen Leben und seinen Entscheidungen kämpfen muss. Das ist dann relativ ruhig erzählt, manchmal etwas plakativ, aber immer durchzogen von einer echten Seele.
Als solcher ist "Pig" in dieser Form natürlich etwas sperrig und oftmals weiß man auch gar nicht genau, was uns Regisseur Michael Sarnoski mit seiner Geschichte eigentlich sagen will. Will er ein lebensbejahendes Stück über einen einsamen Mann, der wieder hinaus in die richtige Welt ziehen muss, erzählen? Oder doch ein glaubwürdigeres, aber auch deutlich düstereres Stück über das Leben, welches uns auslaugt, uns auffrisst und wieder ausspuckt? Als beides funktioniert "Pig" leider nicht so richtig, da er zwar interessante Figuren erschafft, denen er darüber hinaus in zahnlosen Dialogen und schwelgenden Aufnahmen zu wenig Grundboden verpassen kann. Oftmals scheint der Film selbst in sich zu träumen, grast einzelne Stationen ab, findet keinen stimmigen Rhytmus. So bleibt "Pig" weitestgehend als sehr inspirierter, gänzlich anders gearteter und intelligenter Film in Erinnerung, der seine Zuschauer bisweilen aber etwas leer zurücklassen wird. Vielleicht ist aber auch gerade das die Essenz: Es hat nichts eine wirkliche Bedeutung. Nichts, was wir tun oder tun wollen oder was wir uns entscheiden, nicht zu tun. Am Ende bleibt die Leere und der Schluss. Nun gut.

Fazit: "Pig" lässt einen recht ratlos zurück. Obwohl sichtlich ambitioniert, toll gespielt und angenehm gefilmt habe ich nie so recht entschlüsseln können, wohin uns das episodisch angehauchte Werk in seiner ziellosen Geschichte führen soll.

Note: 3-



Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Eiskalte Engel

Die 90er Jahre waren das absolute Revival für die Teenager-Komödie, wobei so manch ein auch etwas verruchterer Klassiker entstand. Dabei gereichte es zur damaligen Zeit bereits für "American Pie", in welchem es sich zwar weitestgehend nur um Sex dreht, der aber dennoch recht harmlos daherkam, zu einem kleinen Skandal. Die logische Fortführung dessen war schließlich "Eiskalte Engel", wo der Sex nicht nur der Hauptfokus ist, sondern im Grunde den einzigen sinnigen Lebensinhalt der Hauptfiguren darstellt. Das ist dann zwar ziemlich heiß und gerade für einen Film der letzten Dekade, der sich an Teenies richtet, erstaunlich freizügig... aber auch sehr vorhersehbar und irgendwie auch ziemlich doof. EISKALTE ENGEL Für den attraktiven Jungspund Sebastian Valmont (Ryan Philippe) ist die Verführung von naiven, jungen Damen der Mittelpunkt des Lebens. Um dem ganzen einen zusätzlichen Reiz zu verschaffen, sucht er stets neue Herausforderungen und geht schließlich mit se

Eddie the Eagle - Alles ist möglich

"Das wichtigste bei den Olympischen Spielen ist nicht der Sieg, sondern die Teilnahme. Das wichtigste im Leben ist nicht der Triumph, sondern der Kampf." Dieses Zitat, welches den Film "Eddie the Eagle" abschließt, stammt von Baron Pierre de Coubertin, dem Begründer der Olympischen Spiele. Und es bringt den Kern der Geschichte, die in diesem Film erzählt wird, sehr gut auf den Punkt, denn um den Sieg geht es hier eigentlich nicht oder zumindest nicht sehr lange. Aber es wird gekämpft und das obwohl niemand dieses seltsame Gespann aus Trainer und Sportler wirklich ernstnehmen wollte - genau das ist das Herz dieses Biopics, welches viele Schwächen, aber zum Glück auch viel Herz hat... EDDIE THE EAGLE Für Michael Edwards (Taron Egerton) gibt es trotz einer bleibenden Knieverletzung nur einen Traum: Er will in einer Disziplin bei den Olympischen Spielen antreten. Schon in seiner Kindheit scheitert er beim Hammerwerfen und Luftanhalten und landet schließlich, sehr

Holzhammer pur: Filmkritik zu "Cherry - Das Ende aller Unschuld"

Mit achtzehn Jahren ist sich der Student Cherry (Tom Holland) sicher, in seiner Kommilitonin Emily (Ciara Bravo) die Liebe seines Lebens gefunden zu haben. Als diese ihn jedoch eiskalt verlässt, beschließt Cherry in seiner Trauer, sich für die Army zu verpflichten... noch nicht wissend, dass Emily ihre Meinung ändern und zu ihm zurückkehren wird. Doch der Schritt ist bereits getan und Cherry wird für zwei Jahre in den Irak versetzt, um dort für sein Land zu kämpfen. Die Erfahrungen, die er dort macht und die Dinge, die er dort sehen wird, lassen ihn völlig kaputt zurück... und machen schließlich auch die Rückkehr in seine Heimat und sein folgendes Leben zu einem irren Rausch verkommen, der nicht nur ihn selbst, sondern auch die Menschen um ihn herum zu zerstören droht. Die Brüder Anthony Joe und Russo, die mit dem genialen "Avengers"-Doppel "Infinity War" und "Endgame" zwei der erfolgreichsten und besten Filme unserer Zeit erschufen, holen Tom "Spid