Der Kriminelle Connie Nikas (Robert Pattinson) befreit seinen geistig zurückgebliebenen Bruder Nick (Benny Safdie) aus einer von einem Gericht auferlegten Therapiesitzung, weil er mit ihm einen Bankraub durchführen will. Dieser läuft jedoch aus dem Ruder: Nick wird festgenommen, während Connie die Flucht gelingt. Da Connie um das Wohl seines Bruders im Gefängnis fürchtet, versucht er die benötigte Kautionssumme aufzutreiben, scheitert jedoch an den letzten zehntausend Dollar. Bei den Bemühungen, des Geldes habhaft zu werden, versinkt Connie im Sumpf der Kriminalität, während sich seine Flucht um ihn herum verselbstständigt und er immer tiefer in der Tinte zu stecken droht...
Mit einem Minimal-Budget gedreht haben sich die Brüder Josh und Benny Safdie (letzterer, der hier auch die Rolle des Nick Nikas spielt, zeichnete später unter anderem für den starken Netflix-Thriller "Der schwarze Diamant" verantwortlich) hier einiger inszenatorischer Stilmittel bedient, die das wenige zur Verfügung stehende Geld zwar offensichtlich macht, dafür aber für eine gewisse Zeit einen gewissen Sog entwickelt. Mit der Kamera stets ganz nah am Geschehen, mit grobkörnigen Bildern und matten Farben entsteht beinahe der Eindruck einer Dokumentation, die dem Protagonisten durch den irren Sumpf der Kriminalität folgt. Dabei haben sie einen druckvollen Soundtrack herübergestülpt, welcher die Inszenierung oftmals gar leitet. An diese Bilder muss man sich erstmal gewöhnen, doch ist der enorme Realismus in dieser kruden Geschichte so durchweg spürbar. Die Kameraarbeit kann dabei anstrengend sein, aber sie hat durchaus ihren Reiz, wobei hin und wieder auch die Übersicht über das Geschehen ein wenig verloren geht.
Das ist aber durchaus auch mal gewollt und liegt besonders an der Geschichte, die hier die Krux ist. Denn wo "Good Time" in den ersten zwanzig Minuten noch eine deutliche Spannung auf das Geschehen legen kann, geht diese im weiteren Verlauf immer mehr verloren. So verwirrt und ahnungslos wie Connie Nikas, wenn er keine Lösung mehr für das Auftreiben des Kautionsgeldes findet, sollen wir uns hier fühlen und wenn dieser sich mit jeder Entscheidung immer tiefer ins eigene Fleisch schneidet und sich die Nacht des Verbrechens um ihn herum selbstständig zu machen scheint, fühlen auch wir uns überfordert. Problematisch ist dabei zum einen, dass die Macher zu wenige elektrisierende Situationen bieten, in denen wir wirklich den Atem seiner Verfolger im Nacken spüren. Zum anderen ist auch die Hauptfigur von Connie Nikas unbefriedigend gezeichnet, weswegen wir uns nicht wirklich an ihm festhalten wollen. Im durchaus zähen Mittelteil geht jeglicher Fokus verloren, die maue Dramaturgie hangelt sich eher von einer Einzelszene zur anderen, wobei alles letztendlich im Chaos versinkt. Das ist dann weder sonderlich aufregend noch erhellend.
Erhellend ist auch die Performance von Robert Pattinson nicht, was gleich doppelt schade ist. Denn zum einen wird klar, dass seine Darstellung hier längst nicht so gut ist, wie sie angesichts dieses kaputten und völlig verlorenen Charakters hätte sein müssen - da fehlt es schlicht an Tiefe, Hintergrund und einem gewissen Verständnis. Zum anderen ist sein Spiel auch nicht so gut, wie es angesichts seines Talents hätte sein können. Seit seinem "Twilight"-Durchbruch spielte Pattinson in etlichen starken Filmen mit und zeigte, dass er sich durchaus vom Vampir-Kitsch entfernen kann - nicht grundlos wurde er daher auch als der neue Batman in der düsteren Neuauflage des Comic-Rächers ausgesucht. Hier scheint er sich jedoch weder mit der Figur noch mit dem Film an sich arrangiert zu haben, was seine Performance unenergetisch, zu fahrig und letztlich zwanglos macht. Es ist das eine, wenn eine Figur schon schwach gezeichnet ist... aber das andere, wenn ein eigentlich maßlos talentierter Schauspieler nicht in der Lage ist, diesem Fehlen an Tiefe etwas eigenes entgegenzusetzen. Da wir uns an seinen Connie Nikas klammern müssen, bleibt von "Good Time" letztendlich wenig haften als ein recht anstrengendes, zügelloses und dramaturgisch flaches Werk.
Fazit: Die Story verläuft nach einem ernegetischen Beginn ziel- und zügellos, der Hauptcharakter ist ein farbloses, unbeschriebenes Blatt und sogar Robert Pattinsons Leistung wirkt dröge. Ein Film, der keinen Fokus hat und darüber hinaus eher anstrengt als packt.
Note: 4-
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