Ein Umschwung scheint durch die Machenschaften des Mafia-Clans rund um Tony Soprano (James Gandolfini) zu gehen. Paulie (Tony Sirico) sitzt aufgrund eines Vergehens im Knast und kann sich dort weniger Hilfe erwarten als heimlich erhofft. Zudem bindet Tony seinen Neffen Christopher (Michael Imperioli) genauer in die Geschäfte ein, möchte ihn vielleicht gar als seinen Nachfolger einsetzen. Christopher gerät, nun mit mehr Verantwortung ausgestattet, in Probleme mit diversen Geschäften im Clan. Indes rebelliert Tonys Tochter Meadow (Jamie-Lynn Sigler) immer mehr gegen ihre Eltern - dabei will sie sogar lang erarbeitetes Studium hinschmeißen und auf eigenen Füßen stehen, was Tony so gar nicht in den Kram passt...
Alles bleibt beim Alten. Was so nicht zwingend auf die Geschäfte von Tony Soprano zutrifft, der sich in der vierten Staffel von "Die Sopranos" mit einigen neuen Problemen herumärgern muss, trifft aber auf die Qualität der Serie zu - dementsprechend erleben Fans wieder knackscharfe Dialoge, spannende und lebensnahe Gangster-Geschichten sowie grandiose Schauspieler in Bestform. Eine gute Nachricht ist zudem, dass diese Season etwas konzentrierter und dramaturgisch durchdachter ausfällt als die dritte Staffel, die es mit parallelen Geschichten, die gerne im Sande verlaufen, doch etwas übertrieben hat. Hier ist der Plot aber von Anfang an energetischer: So bringt eine Geschichte rund um Christophers Ehefrau, die von einer Undercover-Agentin beschattet wird, deutlich mehr Dringlichkeit ein, die auch auf einen klaren Knalleffekt hinzulaufen scheint. Generell gelingt die Symbionte aus Episodengeschichten, die nur sporadisch behandelt werden, und einem über alle Folgen hinweg laufenden Storystrang diesmal deutlich besser und fast so gut wie in der meisterhaften ersten Staffel.
Immer wieder ertappt man sich in der ersten Hälfte der Staffel bei dem Gedanken, dass erneut zahlreiche Plots lange aufgebaut und schließlich zugunsten anderer Handlungen aufgegeben und fallengelassen werden. Hier spielt die gelungene Dramaturgie aber immer wieder Streiche und gräbt später plötzlich wieder Storys aus, die man eigentlich schon als mau beendet abgehakt hatte, die hier aber wieder eine überraschende Daseinsberechtigung erfahren. Das bedeutet nicht, dass die vierte Staffel von "Die Sopranos" innerhalb ihrer Stilmittel stets aus dem Vollen schöpfen würde: Sich im Kreis drehende Handlungsstränge und plötzlich auf dem Höhepunkt ihres Schaffens einfach beendete Plots verwirren auch hier wieder und lassen glauben, dass es das Potenzial für Knalleffekte gibt, die Macher dieses aber aufgrund des angestrebten Realismus nicht immer nutzen wollen. Als künstlerische Entscheidung ist das ebenso mutig wie kreativ, aber ab und an auch mit Enttäuschungen verbunden, wenn die Macher die Erwartungen der Zuschauer schlichtweg unterwandern.
Hin und wieder können sich die Autoren aber auch mit ihrer Dramaturgie nicht ganz rausreden. Wo sich anfangs etwas schwach gezeichnete und sehr langsam anlaufende Handlungen wie Christophers Drogensucht oder Paulies Alleingänge im späteren Verlauf immer besser machen, was deren langsame Einführung letztendlich absolut sinnig erscheinen lässt, gibt es zwischendrin auch wieder viel Leerlauf. Das ist manchmal atmosphärisch gewichtig und deswegen sehr unterhaltsam, aber dass beispielsweise erneut auf eine Handlung zurückgegriffen wird, in welcher sich Tony auf eine neue Frau in seinem Leben einlässt, die anschließend förmlich verrückt nach ihm wird, wirkt hier etwas redundant, da wir solch eine Geschichte nun zum wiederholten Mal sehen. Auch andere Plots drehen sich bisweilen arg im Kreis und laufen auf eine Konklusio hin, die manchmal gar nicht kommt oder die wir erst viel später sehen werden. An diese Dramaturgie hat man sich zwar mittlerweile gewöhnt und da die lebendigen Charaktere, die grandiose Inszenierung und einige überraschende Wendungen für genug Unterhaltung sorgen, will man solcherlei auch nicht zu arg bemängeln. Hin und wieder wäre es aber doch schön, wenn die Macher ihre Steilvorlagen auch nutzen, denn auf Dauer lassen sie sich dabei mit ihren bereits bekannten Stilmitteln zu sehr in die Karten schauen.
Fazit: Zwischendurch einiges an Leerlauf und Plots, die sich dramaturgisch wiederholen - die Macher lassen sich bisweilen zu oft in die Karten schauen. Trotzdem ist "The Sopranos" aufgrund seiner grandiosen Charaktere, dem atmosphärischen Realismus und den fantastischen Dialogen und Storys weiterhin ein großes Erlebnis und wirkt in diesen Folgen auch konzentrierter und dramaturgisch dichter als die dritte Staffel.
Note: 2-
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