Carmela Soprano (Edie Falco) hat sich von ihrem Mann Tony (James Gandolfini) getrennt. Dies hat auch Auswirkungen auf den gemeinsamen Sohn Anthony (Robert Iler), der nach einem gefährlichen Vorfall im Garten auf die Hilfe seines Vaters besteht - Carmela hingegen möchte lieber selbst mit den Problemen fertig werden. Tony mischt sich immer öfter in die Angelegenheiten seiner Ehefrau ein, wird von dieser jedoch abgewiesen. Seine Einsamkeit treibt ihn zurück in die Arme seiner ehemaligen Therapeutin Dr. Jennifer Melfi (Lorraine Bracco), doch auch diese weist seine Avancen zurück. Mit sich hadernd und voller Zorn bleibt Tony nur noch seine Mafiosi-Familie, doch auch diese wird durchgewirbelt, als nach fünfzehn Jahren Tonys Namensvetter (Steve Buscemi) aus dem Gefängnis entlassen wird. Der stößt Tony erst einmal gehörig vor den Kopf und drohnt, das Ansehen des Bosses zu beschädigen...
Diesmal hat es "Die Sopranos" tatsächlich geschafft, mich endlich wieder richtig zu begeistern. Die altbekannten, hohen Qualitäten der Serie finden sich selbstverständlich auch in der fünften Staffel: Messerscharfe Dialoge, ambivalente Charaktere, spannende Plots und überraschende Wendungen in Verbindung mit einem glaubwürdigen, lebensnahen, oft unaufgeregten Setting. Darüber hinaus hat man aber auch einige Schwachpunkte der vorherigen Staffeln ausgemerzt, die besonders in der etwas enttäuschenden dritten Season zum Tragen kamen. So behält die Serie zwar ihren unaufgeregten Ton weitestgehend bei und konzentriert sich weiterhin auf persönliche Nöte der Hauptfiguren. Besonders Tony Soprano selbst erhält endlich eine richtige Weiterentwicklung auf persönlicher Ebene, die ihn greifbarer und auch tragischer, wenn auch nicht sympathischer macht. Darüber hinaus liefert die Staffel aber auch deutlich mehr PayOff als zuvor - dringliche Plots laufen nicht mehr irgendwann ins Nichts oder werden eher lauwarm abgekürzt, sondern dringen bis hin zu ekstatischen Showdowns vor. Das ist auf dramaturgischer Ebene sicherlich etwas simpler als zuvor, so aber auch wesentlich spannender und befriedigender.
Viele Plots, die wir seit mehreren Staffeln verfolgen, kommen hier zu einem elektrisierenden Höhepunkt und erhalten mehr Aufmerksamkeit als zuvor. Und auch einige Charaktere, die in den letzten Staffeln an den Rand gedrängt wurden, da für sie innerhalb so vieler Geschichten nur noch wenig Platz war, kommen mit deutlich mehr Feuer zurück. Das gilt für die Therapeutin Dr. Jennifer Melfi ebenso wie für Tony Sopranos Familie, seine Gegenspieler und auch seine Freunde. Frisches Blut gibt es ebenso und dieses wird vor allem durch das damals wohl prominenteste Besetzungsmitglied eingebracht: "Fargo"-Star Steve Buscemi stößt zum Cast und darf sogleich eine der interessantesten und auch sympathischsten Figuren darstellen. Buscemi bringt frischen Wind in die Geschichte und dabei gleich einige sehr spannende Plots mit, die auch das Herz treffen - als frisch aus dem Gefängnis entlassener Straftäter träumt er eigentlich von einem eigenen Massagesalon und muss sich mit der harten Linie, die sein Cousin Soprano fährt, erst einmal anfreunden. Hier und auch bei fast allen anderen Plots fahren die Autoren eine stimmige Dramaturgie auf, die sich immer höherschraubt und in den letzten Folgen gar für einige Schockmomente sorgt, mit denen man so kaum noch gerechnet hätte. Einzig eine sehr diffuse Episode, die fast ausschließlich aus seltsamen Traumsequenzen besteht, dürfte das Publikum in dieser Form spalten.
Ausradiert wurden auch weitere Schwächen: Nur noch wenige Plots führen ins Leere, sondern laufen auf ein konkretes Ziel zu. Dass die Serie sich dem Ende neigt (nach dieser Season folgte nur noch eine längere sechste Staffel, danach war endgültig Schluss), spürt man dabei und es ist erfreulich, dass die Macher sich einer Dramaturgie, die auf ein großes Finale zulaufen muss, bewusst sind. Fans der Familiendramen, der leisen Momente und der nur langsam anlaufenden und später immer gewichtiger werdenden Konflikte kommen dennoch voll auf ihre Kosten - besonders das Ehedrama zwischen Tony und Carmela ist elektrisierend erzählt, ohne jede Form von Kitsch oder unglaubwürdigem Terror. Wachsen tut auch Robert Iler als pubertärer Sohn der Sopranos, der eine spannende Entwicklung durchläuft, während seine Serienschwester Meadow etwas ins Hintertreffen gerät. Dennoch hat auch sie gemeinsam mit ihrem Freund einen spannenden Plot, der eine neue Ebene einläutet. Für sympathische Zwischenspiele und auch für brutale Taten sorgen die Fanlieblinge rund um Steven van Zandt und Tony Sirico, die neben dem brillanten James Gandolfini wie immer die Stange halten.
Fazit: In der vielleicht bisher besten Staffel der Hitserie ist die Dramaturgie konzentrierter, packender und rasanter. Trotzdem mangelt es nicht an intimen Dramamomenten, leisem Humor und den spannenden Charakterszenen. Diesmal ist aber auch noch eine gehörige Portion eines Mafia-Thrillers dabei, welcher die fünfte Season zur bisher düstersten und packendsten macht.
Note: 2
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