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Pan (2015)

Als Säugling wurde Peter (Levi Miller) von seiner Mutter Mary (Amanda Seyfried) in einem Waisenhaus zurückgelassen - zwölf Jahre später hält er die dortigen Kinder und Erwachsenen mit seinen Streichen auf Trab. Eines Nachts wird Peter jedoch, ebenso wie mehrere andere Kinder, aus seinem Bett entführt und findet sich an Bord eines fliegenden Piratenschiffs unter dem Kommando des bösen Blackbeard (Hugh Jackman) wieder. Um zu fliehen, geht Peter ein Bündnis mit dem verschlagenen James Hook (Garrett Hedlund) ein und erfährt von seiner wahren Bestimmung: Er könnte womöglich der Auserwählte sein, der nicht nur Blackbeards grausamer Herrschaft über das mysteriöse "Neverland" ein Ende setzt, sondern zugleich auch die Feen und den Eingeborenenstamm rund um die schöne Tiger Lily (Rooney Mara) rettet...

Die Geschichte rund um Peter Pan bietet sich für eine Realverfilmung einfach sehr gut an - gerade mit den heutigen technischen Mitteln würde sich das Nimmerland doch wunderbar neu entstehen lassen und Fantasy-Kino vom Feinsten bieten. Da spielt es im Grunde auch kaum eine Rolle, dass "Pan" aus dem Jahr 2015 nun nicht die xte Neuverfilmung des bekannten Stoffes darstellt, sondern stattdessen die Vorgeschichte zu so berühmten Figuren wie Peter Pan, Hook und Tiger Lily erzählt. Das Ergebnis ist am Ende aber mehr als ernüchternd: "Pan" sprüht zwar vor digitalen Effekten in dieser fremden Welt, kann aber keinen Funken echter Magie entzünden. Dafür bleiben all diese Greenscreen-Welten viel zu blass, es fehlen zündende Ideen, hübsche Details und vor allem fehlt es an Witz und Charme. Letzterer wird einzig und allein durch die soliden Leistungen von dem damaligen Newcomer Levi Miller sowie "Tron"-Star Garrett Hedlund als undurchsichtiger Hook eingebracht - die restlichen Darsteller, inklusive Hugh Jackman und einer erstaunlich lustlos agierenden Rooney Mara, bleiben in ihren eng gestrickten Rollenkonventionen arg blass.
Dass "Pan" an den Kinokassen zu einem Millionengrab wurde, das ist mittlerweile bekannt. Man muss sich aber auch fragen, warum das den Machern an diesem Film nicht irgendwann selbst eingefallen ist - schon eine Musicalnummer zum Rock-Hit "Smells Like Teen Spirit" nach rund zwanzig Minuten wirkt nicht nur völlig witzlos, sondern auch ohne jeden Sinn. Ähnlich verhält es sich mit vielen Meta-Witzchen die hier gerissen werden: Die Kinder werden sie nicht verstehen und für die Erwachsenen kommen sie viel zu plump herüber. Kein Wunder, dass man solcherlei Einfälle später fast ganz ad acta legte und sich stattdessen auf den üblichen Fantasy-Brei verlässt - was andere gut gemacht haben, muss hier ja dann schließlich auch funktionieren, werden sich die Macher um den sonst so verlässlichen Joe Wright gedacht haben. Die Abziehbilder des Fantasy-Kinos, inklusive eines jungen Auserwählten, fieser Monster und einer mysteriösen Bestimmung wirken hier aber vollends uninspiriert und lassen die fade, vorhersehbare Handlung nie richtig in Schwung kommen. Die ersten fünfzehn Minuten, in denen Peter noch ausgelassen durchs Waisenhaus tobt, sind jedenfalls charmanter und witziger als so ziemlich alles, was danach noch kommt.
Denn trotz einem gigantischen Budget von 250 Millionen Dollar fällt es schwer, dieses Geld auf der Leinwand noch zu sehen. Es gibt zwar eine Menge Action, aufwendige Kostüme und allerlei digitale Effekte... aber nichts davon sieht wirklich überzeugend aus. Gerade die Flugszenen, in denen Peter durch die Lüfte saust, sehen nahezu grässlich aus und auch die verschiedenen CGI-Kreaturen können ihre Herkunft aus dem Computer niemals verbergen. Zudem fehlt es jeglichen Actionszenen schlichtweg an Dynamik: Das große Finale macht an und für sich zwar Spaß, wenn verschiedene Parteien sich auf zwei Schiffen, die sich rings umeinander drehen, duellieren und dabei auf die Physik ihres Gefährts reagieren. Aber im direkten Vergleich mit der Regie von Gore Verbinski in dem Abenteuer-Meisterwerk "Pirates of the Caribbean: Am Ende der Welt" zum Beispiel, wirken selbst diese prunkvollen Szenen in ihrem langsamen Schnitt, den müden Bewegungen und viel zu wenigen kleinen Ideen, die in sich zünden, wie ein schwacher Abklatsch. Immerhin ist der Soundtrack von "Drachenzähmen leicht gemacht"-Komponist John Powell ziemlich überzeugend, aber am Ende von diesem zähen Lied ist darüber hinaus nicht viel gewesen.

Fazit: "Pan" ist ein müder Fantasy-Abklatsch, der weder optisch noch in seiner dürftigen Handlungsprämisse überzeugt. Die Actionszenen wirken müde, die digitalen Effekte können den fehlenden Charme nicht ersetzen und sogar die Darsteller scheinen keine wirkliche Lust auf das seelenlose Treiben gehabt zu haben.

Note: 4



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