Bereits in jungen Jahren zieht der spätere Gesetzeshüter Wyatt Earp (Kevin Costner) gemeinsam mit seiner Familie nach Kalifornien. Von seinem Vater Nicholas (Gene Hackman) wird ihm seit jeher eingebläut, das Gesetz zu achten und die Familie zu lieben. Dementsprechend wandelt Earp recht bald, nach einigen Gelegenheitsjobs, auf den Pfaden des Gesetzes. Dabei lernt er treue Weggefährten kennen, macht sich aber auch Feinde, die ihm und den freien Menschen nach dem Leben trachten. Zudem gerät Earp alsbald auch selbst in Konfrontation mit dem Gesetz, als er damit beginnt, im Kampf für Gerechtigkeit die Grenzen der Legalität zu überschreiten...
Alles dreht sich hier um diese Western-Legende namens Wyatt Earp und der gleichnamige Film stellt den Gesetzeshüter auf ein überhohes Podest. Ob Earp diese enorme Aufmerksamkeit, dieses Heldentum wirklich so arg verdient hat, dass man ihm ein ganzes filmisches Epos widmen wollte, das sei erst einmal dahingestellt. Eine schlechte Idee war es aber vielleicht, einem totgesagten Genre wie dem Western mitten in den 90er Jahren neues Leben einhauchen zu wollen, indem man gleich ein sperriges, mehr als drei Stunden langes Megawerk in den Ring schob. Das wollten die meisten Zuschauer dementsprechend nicht sehen und auch die meisten Kritiker straften das Epos ziemlich ab. Und tatsächlich sollten sie Recht behalten, denn dem Western-Drama von "Star Wars"-Drehbuchautor Lawrence Kasdan fehlt es zwar im Grunde an nichts, was das Genre ausmacht, aber darüber hinaus jedoch an sehr vielem. Zwar sorgen die netten Western-Klischees, die prunkvolle Ausstattung und einige wunderbare Bilder der Prärie für eine gewisse Atmosphäre, die jedoch niemals die schwache Dramaturgie ausmerzen kann.
"Wyatt Earp" kommt über seine teilweise erschreckend langatmigen drei Stunden niemals richtig in Schwung. Die gigantische Zeitspanne von mehreren Dekaden will Kasdan in seinem Film abarbeiten und damit quasi das gesamte Leben der Western-Legende Earp in einhundertneunzig Minuten quetschen. Da er dabei immer wieder Zeitsprünge vollführen muss, wirkt der Film tonal zerfallen. Etliche Konflikte werden aufgemacht, die im weiteren Verlauf nur noch eine geringe Rolle spielen. Dutzende Nebenfiguren geben sich ein Stelldichein, doch gönnt man ihnen nur wenig Zeit, da augenscheinlich nichts von dem Titelhelden ablenken soll. Dieser wirkt hier jedoch so fahrig und langweilig gezeichnet, dass man sich kaum für ihn und seine Taten interessieren mag. Die kernigen Nebenfiguren wirken lebendiger, oftmals auch etwas mutiger, doch widmet man sich diesen hier nicht ausführlich genug alsdass sie einen richtigen Eindruck hinterlassen können. Den Schauspieler*innen kann man da wenig anlasten, auch Kevin Costner schlägt sich als knallharter Westernheld erwartungsgemäß gut.
Trotzdem ist es die Geschichte, die hier eigentlich das Steckenpferd sein sollte und die überzeugt nicht. In einer sehr schlichten Dramaturgie holpert der Film uninspiriert dahin, nimmt immer wieder kleine Brotkrumen mit und spricht alles an, was irgendwie thematisch mit drin sein sollte. Mit all diesen kaum zusammenhängenden Versatzstücken weiß Kasdan aber wenig anzufangen, weswegen "Wyatt Earp" hoffnungslos überladen und letztlich auch arg simpel wirkt. Die Inszenierung des Regisseurs wirkt, dazu auch irgendwie passend, altbacken, langsam, manchmal förmlich überholt. Besonders eindrücklich wird dies in den Actionszenen und den klassischen Shootouts: Die sind zwar angemessen brutal und verschleiern auch den Realismus der damaligen Ära nicht, wirken aber auch ziemlich kopflos, wenn alle schießen, aber niemand irgendetwas trifft. Letztendlich bleibt im Dunkeln, was Kasdan und sein Team mit dieser Geschichte eigentlich vorhatten. Als filmisches Denkmal scheitert das Werk an einem Helden, der für die Zuschauer nie wirklich greifbar wird und als Rückkehr in ein totgesagtes Genre hat "Wyatt Earp" zu wenig, was irgendwie neu oder aufregend wirken würde. Am Ende überwiegt über lange drei Stunden daher eher gepflegte Langeweile.
Fazit: Als großes Western-Epos geplant sorgt "Wyatt Earp" in seiner schlichten, viel zu mühseligen Dramaturgie und der altbackenen Inszenierung innerhalb seiner furchtbar langen Laufzeit beinahe nur für Desinteresse.
Note: 4
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