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Agora - Die Säulen des Himmels

291 nach Christus: Ägypten steht unter der Herrschaft des Römischen Reichs, welches jedoch am Ende seiner Machtstruktur zu bröckeln beginnt. In Alexandria lehrt Hypatia (Rachel Weisz) die jungen Gelehrten in den Bereichen der Wissenschaft - besonders beschäftigt sie sich dabei mit dem Planeten Erde und wie dieser zur Sonne steht, was ihn antreibt und in Bewegung hält. Dabei muss sie sich jedoch auch gegen die Stadtherren behaupten, die Hypatia die Bibliothek entreißen wollen, da sie eine Frau ist. Und als wäre dies noch nicht genug, verlieben sich gleich zwei Männer in die schöne Frau: Zum einen ihr Schüler Orestes (Oscar Isaac), zum anderen ihr Sklave Davus (Max Minghella), welcher im weiteren Verlauf seines Weges einen folgenschweren Fehler begehen soll...

Es ist nicht schwer zu erkennen, worauf "The Others"-Regisseur Aljeandro Amenabar vordergründig hinauswollte, als er "Agora" inszenierte - seine zumeist auf kleine, feine Filme ausgerichtete Vita mit einem gigantischen Blockbuster krönen, ganz in der Natur von monumentalen Werken wie "Gladiator" oder "Königreich der Himmel". Und optisch klotzt er dabei definitiv, wie es sich für einen Historienfilm auch gehört: Prunkvolle Kostüme, prächtige Bauten, ein epochaler Soundtrack. Trotzdem bleibt seine Geschichte im Gegensatz zu den gigantischen Schlachtengemälden eines Ridley Scott oder Wolfgang Petersen weiterhin kleiner - die großen Kriege, die Aufstände und Rebellionen bleiben zumeist der dramatische Hintergrund, auch wenn Amenabar sie mit deutlichem Hang zur Brutalität und auch in großen Massenszenen ausbreitet. So richtig packend sieht das Ganze dann aber doch nicht aus, da solch gigantische, effekthascherische Szenen wohl auch dem wahren Fokus der Geschichte im Wege gestanden hätten. Schade nur, dass auch diese nicht wirklich überzeugend ausfällt, weswegen man sich sehr gerne noch an einigen Action-Vehikeln sattgesehen hätte.
Im Kern steht nämlich der allumfassende Konflikt zwischen der Religion und der Wissenschaft sowie der emanzipatorische Werdegang einer jungen Frau... und das zu einer Zeit, in der Frauen in solch lehrenden Positionen kaum oder gar nicht anerkannt wurden. Natürlich besaß diese Hypatia, von den herrschenden Männern ihrer Welt aufgrund ihres Geschlechts abgelehnt, die Weisheit und das Wissen - ihre Funde und Erkenntnisse haben die Wissenschaft vorangebracht. Leider bläht Amenabar diese Story mit deutlichen Längen auf, wobei besonders die herzzerreißend gemeinte, letztlich aber auch arg kitschige Dreiecks-Liebesgeschichte kein echtes Feuer entwickelt. Zwar findet der Regisseur gerade in der zweiten Hälfte immer wieder den Hang zu großen Momenten, wenn er die verschiedenen Dramen und Fehlentscheidungen, die Wünsche und Ziele der Charaktere gegeneinander ausspielt. Auf dem Papier  sind seine Messages dementsprechend auch korrekt, werden aber auch arg plakativ und mit sehr viel Melodramatik wiedergegeben.
Die Fahne hochhalten tut indes die Besetzung, die mit aller Wucht ihr Bestes gibt. Nicht wirklich überraschend, aber natürlich dennoch erwähnenswert ist, dass "The Favourite"-Star Rachel Weisz in der Hauptrolle eine packende Performance darbietet, die mit Schwung und echter Begeisterung zu fesseln weiß. Unter den Männern bleiben Oscar Isaac und Max Minghella zurück, was weniger an ihren soliden Leistungen als mehr an den eng gestrickten Konventionen ihrer Rollen liegt. Da eine weibliche Hauptrolle in einem Historien-Epos im Jahr 2009 (und leider auch noch heute) aber eine absolute Seltenheit darstellte, ist es nur folgerichtig, dass Weisz diese Wucht für sich beansprucht und die männlichen Nebendarsteller daher überstrahlt. Ganz besonders gefallen dabei die Szenen, in denen ihre Hypatia mit wahrer Begeisterung für die Wissenschaft lehrt, neue Theorien aufstellt, weitere Brotkrumen auf dem Weg der wissenschaftlichen Wahrheit aufliest und anordnet. Dies fängt der Regisseur in stimmigen Bildern ein, folgt der Ausnahme-Schauspielerin mit hohem Tempo durch ihre starken Monologe. Da dies aber beinahe die einzigen Szenen sind, die in "Agora" weder langweiligen noch unterfordern, ist auch zu erkennen, dass der Film darüber hinaus erschreckend wenig anzubieten hat... oder das, was er anbieten kann, viel zu konventionell in Szene setzt.

Fazit: "Agora" will ein großes Historien-Epos sein, ist in seiner konventionell erzählten Geschichte und seiner schlichten Dramaturgir jedoch viel zu flach. Die weibliche Hauptrolle wird zwar für einige starke Schauspielszenen genutzt, doch fällt auch hier die Charakterzeichnung zu fade aus.

Note: 4



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