Ausgestattet mit Mundknebeln und ohne jede Orientierung erwachen nach und nach elf Menschen auf einer scheinbar abgelegenen Waldlichtung. Bald darauf fallen die ersten Schüsse, tödliche Fallen lösen sich auf und viele der verwirrten Opfer kommen brutal zu Tode. Offensichtlich sind sie alle Gefangene in einem perfiden Spiel, in welchem stinkreiche Milliardäre eine illegale Menschenjagd veranstalten und dabei scheinbar unschuldige Menschen mit allerlei Waffengewalt jagen. Die brutalen Jäger haben die Rechnung dabei jedoch ohne die toughe Crystal (Betty Gilpin) gemacht, welche die Fallen erkennt und den Spieß umzudrehen versucht...
Das Splatter-Fest, welches völlig zügellos während der ersten rund fünfzehn Minuten über den Zuschauer hereinbricht, kann sich durchaus sehen lassen. Dabei ist es weniger die grafische Tötung der zahlreichen Opfer, die sich hier ins Gedächtnis gespielt - trotz einer hohen Altersfreigabe schneidet man um die schonungslosesten Gewaltakte recht penetrant herum. Viel mehr gelingt es den Machern in der Anfangsphase von "The Hunt", der sofort ein schlicht gewaltiges Tempo vorlegt, mit allerlei Überraschungen aufzuwarten, die nicht zwingend originell daherkommen, den Verlauf der Handlung aber in eine beinahe schon zwingende Dynamik versetzen. Immer wieder wird dem Zuschauer nicht unbedingt auf die cleverste, aber auf recht treffsichere Weise der Boden unter den Füßen weggezogen, was in dieser kruden Form (um nicht zu spoilern, bleibe ich absichtlich sehr vage) an das geniale Intro aus "Scream 4" erinnert - nur in einer noch wahnwitzigeren, weil vollkommen skurillen Form. Und als sich dieses Spiel mit der Zeit abzunutzen scheint, finden die Macher beinahe pünktlich den richtigen Ton, um "The Hunt" in der Spur zu halten.
Das klingt nun schon alles ziemlich positiv, doch ein wirklich gelungener Splatter-Thriller ist der Film dennoch nicht geworden. Die Actionszenen, inklusive eines finalen Duells, welches kaum hinter einer ikonischen Fight-Szene aus Quentin Tarantinos Kultwerk "Kill Bill" zurückstecken muss, sind zwar solide inszeniert, gewinnen aber keine echte inszenatorische Dynamik - dafür war das Budget dann doch zu klein, weswegen die einzelnen Scharmützel zumeist sehr schnell und mit Hilfe von ziemlich schwachen CGI-Effekten abgehandelt werden. Auch mit dem wahnsinnig skurillen Humor muss man sich erstmal anfreunden, denn einige der Gags sind schlichtweg so albern und gewollt hysterisch, dass sie ihr Ziel absolut nicht treffen. Wesentlich bissiger schält sich dabei der gar nicht mal so dumme Kommentar zur derzeitigen Gesellschaftssituation und dem politischen Klima in den USA hervor. Auch dieser kommt zwar arg plakativ und zumeist ausgesprochen bemüht daher, ist in seiner Quintessenz aber zumindest zu Teilen originell. Auch hier gilt aber, dass nicht längst jeder Seitenhieb sitzt und man es in dieser verrückten, vollkommen überzogenen Form gerne mal übertreibt.
Das ist also alles schon eine ziemlich überzeichnete, auch mal anstrengende Hatz, die mit aller Wucht versucht, dem Zuschauer seine sprühende Splatter-Comedy einzuflößen und das mal mit mehr, oft aber auch mit weniger Erfolg. Und "The Hunt" wäre in dieser Prämisse wahrscheinlich auch eher zügellos verreckt, gäbe es da nicht eine Konstante, die den Film besonders in der zweiten Hälfte ziemlich gut zusammenhält und diese hört auf den Namen Betty Gilpin. "Betty wer?" werden sich manche Filmfans da fragen, doch das vermutlich nicht mehr lange - wenn alles richtig läuft, hat diese nämlich mit dieser Performance den ersten Schritt zu einer Art kultigen Action-Schauspielerin getan, zu welcher es momentan noch kaum eine Konkurrenz gibt... zumindest nicht auf die Weise, wie Gilpin ihre herrliche Rolle hier anlegt. Die Zeit der wortkargen, oftmals auch konturlosen Actionheldinnen scheint hier zumindest vorbei - Gilpin ist knallhart, weiß in ihrer teilweise zum Brüllen komischen Mimik aber auch humoristisch starke Akzente zu setzen und widersetzt sich den üblichen Klischees einer solchen Rolle vehement. Und wie sie die vollkommen schrillen Wendungen des ganzen Spektakels trocken kommentiert, ohne dabei in störende Albernheiten zu verfallen, sondern den Charakter ihres Spiels durchweg ernstzunehmen, das ist tatsächlich wahnsinnig spaßig.
Fazit: An der Oberfläche ist "The Hunt" ein ziemlich dummer, nur in Teilen einfallsreicher Splatter-Actioner. Unten drunter gibt es zwar durchaus clevere Seitenhiebe, aber auch die wirken im Bestreben auf ihre Aktualität bisweilen arg bemüht. Wirklich sehenswert ist hingegen die energetische Performance von Betty Gilpin, die hier ein echtes Zeichen setzt.
Note: 3-
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