Im Jahr 1953 ist der Stern der Comedy-Legenden Stan Laurel (Steve Coogan) und Oliver Hardy (John C. Reilly) erheblich gesunken. Das Duo, auch als "Laurel and Hardy" bekannt, plant zu dieser Zeit eine große Tour, die in London enden soll, jedoch erschreckend schlecht besucht wird. Zudem macht Hardy sein Gesundheitszustand erheblich zu schaffen und geplante Filmprojekte mit den beiden stehen ebenfalls auf der Kippe - das sorgt sogar für eine drückende Grundstimmung unter den beiden Kollegen. Ist die Zeit der beiden Legenden also womöglich endgültig vorbei... und wenn ja, wäre es dann nicht der beste Zeitpunkt, um noch ein letztes Mal zu zeigen, wofür Laurel und Hardy immer standen?
In diesem Film geht es nun also nicht um die beiden Komikerfiguren Laurel und Hardy, sondern eben um Stan und Oliver, wie es der Titel suggeriert - also die wahren Menschen hinter dem Duo, welches hierzulande gemeinhin auch als "Dick und Doof" bekannt geworden und in Hollywood nahezu einen Legendenstatus errungen hat. Und es ist in diesem Sinne im besonderen Maße der Siegeszug von Steve Coogan und John C. Reilly, die nicht nur optisch den Vorbildern ungemein ähnlich sehen, sondern scheinbar jede Nuance ihrer Bühnen-Darstellung, jede Bewegung und jeden Blick verinnerlicht haben. Coogan und Reilly beweisen vor allem in den Szenen, in denen die charmanten Sketche von Laurel und Hardy nachgespielt werden, eine ungemeine Nähe zum Original, garniert mit schier unnachahmlichem Sinn für Tempo, Witz und Stil. Dass beide dann auch in den leiseren, intimeren Momenten absolut überzeugen und man alsbald nicht mehr glaubt, hier zwei Schauspieler vor sich zu sehen, zeigt, mit wie viel Verve sich die beiden britischen Stars hier in den Ring spielen - da können selbst namhafte Nebendarsteller wie "Harry Potter"-Star Shirley Henderson oder der großartige, hier aber so gut wie gar nicht zum Zuge kommende Danny Huston nur noch in die zweite Reihe zurücktreten.
Regisseur Jon S. Baird inszeniert seinen Film weitestgehend zurückhaltend, lässt die Schauspieler und ihre Figuren atmen. Das mag ein wenig altbacken wirken, verpflichtet sich in dieser Form aber auch dem Zeitgeist, lässt die Nostalgie aufleben. Und genau hier liegt dann auch ein wenig das Problem: Denn so gut eben jene Nostalgie funktioniert, da sie erfrischend und exakt auf Film gebannt wird und jegliches Detail beachtet und ausgeführt wurde - am Ende glaubt man, dass "Stan & Ollie" nur noch auf diesen Zug aufspringen will. Natürlich verschweigt er auch die internen Konflikte innerhalb des Comedy-Duos nicht und eröffnet dabei, dass die beiden sich nicht immer so gut Freund waren wie sie es auf Bühnen und vor Kameras zeigten. Das aber ist nun wirklich nichts Neues und die aufgezogenen Konflikte zwischen den beiden und auch mit diversen Produktionsstudios wirken in dieser Form doch zu simpel, scheinen eher kleine Hindernisse auf einem ansonsten sehr geradlinigen Weg zu sein. Sicherlich braucht man Mut, um einen Film über diese Comedy-Legenden zu machen und sie dabei nicht nur als schillernde Künstler, sondern auch als echte (und nicht immer freundliche) Menschen auftreten zu lassen... leider scheint Baird diesen Mut nicht zu haben.
So erhalten wir dann durchaus private Einblicke in ihre Leben, die aber selten wirklich ehrlich wirken - immer wieder scheint Baird die herzliche Nostalgieschiene nicht verlassen zu wollen, vielleicht um diese Ikonen nicht in irgendeiner Form zu beschmutzen. Das wirkt dann zwar durchweg herzlich, aber auch nicht wirklich echt, da Baird allerlei Konflikte eher nur streift und sie dann recht harmlos auslaufen lässt. Im Kern ist die Geschichte also vielleicht etwas zu simpel und darüber täuschen das herausragende Setdesign und die bravourösen Schauspieler nur zum Teil hinweg, da man spürt, dass auch noch etwas mehr drin gewesen und nötig gewesen wäre als Nostalgie pur. Als solche kann man sich in "Stan & Ollie" aber natürlich trotzdem verlieren und charmante anderthalb Stunden genießen, die uns in eine andere Zeit zurückschicken und uns daran erinnern, was Comedy einst war. Und da reicht es dann auch, wenn zwei große Komiker einen feinen, kleinen Tanz aufführen, während das Publikum schallend lacht - ja, früher waren viele Dinge noch etwas einfacher.
Fazit: Reilly und Coogan glänzen in den Hauptrollen und verschwinden fast vollständig hinter den realen Vorbildern. Trotz der herzlichen Nostalgieschiene hätte man sich aber ein wenig mehr Biss gewünscht - "Stan & Ollie" bleibt zu herzlich und simpel, um seine wahre Geschichte wirklich auszukosten.
Note: 3-
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