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Das Relikt

Im Museum of National History in Chicago kommt es zu einem grauenvollen Mordfall, bei welchem der Sicherheitsmann Frederick Ford (Jophery Brown) von einem unbekannten Täter brutal abgeschlachtet wird. Der zum Tatort hinzugezogene Lieutnant Vincent D'Agosto (Tom Sizemore) möchte das Museum absperren, bis der Täter gefasst ist - ausgerechnet jetzt, wo eine wichtige Gala abgehalten werden soll, bei der das Museum mit großen Spenden rechnet. Während den nachfolgenden Untersuchungen glaubt D'Agasto jedoch, dass es nicht zwingend ein menschlicher Täter gewesen sein muss... und dass der Mörder sich noch immer in den Untergründen des Gebäudes versteckt hält. Dabei tut er sich auch mit der im Museum arbeitenden Evolutionsbiologin Dr. Margo Green (Penelope Ann Miller) zusammen, die kurz vor dem Mord mit den Arbeiten an einer merkwürdigen Postsendung ihres Kollegen John Whitney (Lewis Van Bergen) begonnen hatte...

Mit "Das Relikt" ist Regisseur Peter Hyams ein solider Horrorfilm gelungen, der an den Kinokassen im Jahr 1997 jedoch nicht den gewünschten Erfolg hatte und erst in den folgenden Jahren zu einer Art Genre-Kultfilm heranwuchs. Dabei ist der Film durchaus cleverer als viele seiner Genre-Kollegen, auch wenn es durchaus einige trashige Plotholes zu beanstanden gibt. Dass es sich um den Mörder, der hier im Museum sein Unwesen treibt und dabei den Opfern gern einen gewissen Teil des Gehirns entfernt, hier um etwas Übernatürliches und Monströses handeln muss, dürfte jedem Zuschauer bereits vor dem Beginn des Films klar sein, weswegen die etwas zäh anlaufende Spurensuche und Ermittlungsarbeit, wobei nach einem menschlichen Täter Ausschau gehalten wird, einzig und allein für die handelnden Figuren ein ominöses Dickicht darstellt. Originell und wendungsreich wird jedoch die Herkunftsgeschichte der mysteriösen Kreatur erzählt, die hier zumindest einige so noch nicht gesehene Ideen auf den Leib geschrieben bekommt. Auch dass das Monster dabei über weite Strecken nur schemenhaft zu sehen ist und erst im großen Finale wirklich auftrumpfen darf (wobei die schlecht gealterten Effekte natürlich ein wenig deutlicher werden), weiß eine gewisse Atmosphäre zu erschaffen.
Die Regie von Peter Hyams erlaubt sich jedoch so einige Schnitzer, die das im Grunde solide Drehbuch immer wieder verhageln. So finden sich nur wenige spannende Inszenierungsideen und während des überlangen Showdowns scheint Hyams tatsächlich die Kontrolle über sein Projekt zu verlieren. So macht er es den Zuschauern wahrlich nicht einfach, wenn zusätzlich zum überbordenden Figurenpersonal, schnellen Schnitten und andauernder Dunkelheit auch noch rasante Bewegungsabfolgen und ständige Schnitte zwischen ähnlich aussehenden Räumlichkeiten gegeben sind. Irgendwann fällt es schwer, dem hektischen und blutigen Treiben der letzten Dreiviertelstunde noch wirklich zu folgen und das finale Duell gegen die finstere Kreatur zieht sich in ihren ständigen, horror-typischen Verstrickungen und dem stellenweise wahrlich banalen Handeln der Nebenfiguren ein wenig wie Kaugummi und kann nicht mit dem atmosphärisch dichteren Startakt mithalten. Auch das Charakterensemble weiß nicht wirklich zu packen, da es fast ausschließlich aus Klischee-Pappkameraden besteht, die noch dazu weitetsgehend unsympathisch daherkommen. Besonders der schmierige Bürgermeister, der nur auf seine Wählerstimmen schielt, sowie der schleimige Berufs-Konkurrent entstammen ganz tief aus der Klischeekiste.
Innerhalb dieser nicht gerade doppelbödig auftretenden Figuren gelingt es Tom Sizemore, Penelope Ann Miller und dem unter anderem aus dem Meisterwerk "Die Verurteilten" bekannten James Whitmore, in zentralen Rollen Akzente zu setzen. Besonders Sizemore hatte offentlich viel Freude daran, in die Rolle des loyalen Polizisten zu schlüpfen, der immer wieder auch humoristische Einschübe beisteuern darf - so ist er (passenderweise zur Thematik der zentralen Museumsausstellung) tief abergläubisch und steuert seine Ermittlungen daher aufgrund seiner Angst immer wieder in bestimmte Richtungen. Es ist letztendlich aber nicht so, dass einen die Charaktere über eine gewisse Grundsympathie oder gewollte Abneigung hinaus beschäftigen würden, denn dafür sind sie allesamt doch zu einseitig geschrieben. Im Fokus steht daher der monströse Gegenspieler und die Taten, die dieser in blutigen Einzelheiten auf dem Bildschirm vollbringt. Das hat man in diesem Genre schon deutlich schlechter gesehen, doch etwas wirklich Herausragendes wurde dabei leider auch nicht erschaffen.

Fazit: Solider Monster-Horror, der vor allem in der ersten Hälfte durch eine solide Atmosphäre und sympathische Charaktere unterhält. Im Finale wirds dann zwar ordentlich blutig, allerdings angesichts so vieler Figuren und düsterer Schauplätze auch sehr unübersichtlich, hektisch und mitunter regelrecht anstrengend.

Note: 3



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