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The Princess (2022)

Eingesperrt in einem Turm wartet die Prinzessin (Joey King) auf ihr Schicksal, nachdem sie den intriganten Julius (Dominic Cooper), dem sie ihre Hand versprochen hatte, vor dem Altar stehen ließ. Julius will diese Schmach nicht auf sich sitzen lassen und greift kurzerhand das Königreich an, nimmt die Königsfamilie gefangen und besteht auf die Ehe. Dabei hat er die Rechnung jedoch ohne seine potenzielle Ehefrau gemacht, denn diese lässt sich nicht einfach in einem Turm einsperren. Um ihre Familie zu befreien, kämpft diese sich durch den gesamten Turm, durch etliche Wachposten und allerlei fiese Krieger... und ist sich dabei für keinen fiesen Kniff und keine Waffe zu schade.

Es ist schon irgendwie passend, dass zeitgleich zum 200 Millionen Dollar teuren "The Gray Man" ein Film auf Netflix' größtem Streaming-Konkurrenten erscheint, dessen Actionszenen bei einem weitaus geringeren Budget wesentlich stringenter ausfallen. Hierzulande erfuhr "The Princess" seine Premiere direkt bei Disney Star und bewarb sich selbst als eine Art "John Wick im Mittelalter". Und das ist schon eine ziemlich treffsichere Beschreibung eines Films, der deutlich an das Handlungsmuster von "The Raid" erinnert. Hüben wie drüben gibt es nämlich allerhöchstens die Andeutung eines Plots, der hier nur als Aufhänger für im Grunde pausenloses Geschnetzel aufgenommen wird. Das klingt prinzipiell erstmal gar nicht so schlecht, da das Setting für einen Film dieses Musters angenehm unverbraucht ist und auch eine starke Frauenfigur als Leaderin in einem brutalen Actionstreifen stets gern gesehen hat. Leider will diese Mischung aber, trotz vielversprechender Ansätze, niemals wirklich aufgehen, da es an viel zu vielen Stellen merklich hapert.
Die Actionszenen sind dabei durchweg gut gelungen, zumindest auf inszenatorischer Art - klare Choreographien, Schauspieler*innen, die ihre Stunts noch selbst ausführen dürfen, und ein übersichtlicher Schnitt sorgen erstmal für Freude. Auch durch abwechslungsreiche Settings sowie unterschiedliche Feinde, die sich der namenlosen Prinzessin in den Weg stellen, sollte eigentlich keine Langeweile vorprogrammiert sein. Leider funktionieren die Actionszenen aber nur durch ein paar starke Choreos sowie den energiegeladenen Soundtrack, während darüber hinaus der Hirnschmalz und auch die Energie fehlt. Denn die üblichen Klischees eines solchen Films greifen auch hier und wirken wie eine reine Parodie, wenn sich zwanzig Männer zugleich auf die Prinzessin stürzen wollen, dann aber doch lieber ganz nett einer nach dem anderen auf sie zustürmen, um ihr ja noch eine Chance zu geben. Und wenn einer der fiesen Ritter sie dann doch mal zu fassen bekommt (was zumeist mit einem kräftigen Griff an den Hals gezeichnet wird), dann wird mit dem finalen Streich solange gewartet, bis sich die Dame doch wieder in eine wehrhaftere Haltung begeben hat.
Das wirkt dann schon ziemlich faul und hätte inszenatorisch deutlich griffiger gelöst werden müssen. Und auch darüber hinaus leidet "The Princess" unter technischen Unzulänglichkeiten - wenn dann nämlich doch mal auf Special Effects zurückgegriffen werden muss, wirken diese nahezu unerträglich billig. Eine zweischneidige Angelegenheit ist indes auch die Performance von Joey King, die hier zum ersten Mal die Hauptrolle in einem Actionfilm spielen darf. Rein physisch ist ihre Darstellung absolut beeindruckend, doch wenn es dann mal zu Atempausen oder gar dramatischen Einschüben kommt, kauft man ihr leider kein einziges Wort ab. Auch "Captain America"-Star Dominic Cooper muss als eingeschnappter Möchtegern-König gehörig chargieren, allerdings verlangt das Drehbuch auch wirklich nicht mehr von ihm. Dieses liefert nämlich nicht nur kaum einen Plot, sondern auch Charaktere, die höchstens eindimensional agieren sollen. Dass das trotz opulenter, handgemachter Action auf Dauer ermüdend wird, wenn keine einzige Überraschung geliefert wird und sämtliche Figuren absolute, teils sogar veraltete Abziehbilder darstellen (inklusive Fat-Shaming, da der einzige übergewichtige Charakter nur dadurch gezeichnet wird, dass er ständig außer Atem und zudem noch ziemlich doof ist), irgendwann ermüdet ist klar. Bisweilen bewegt man sich aufgrund solcher Ausfälle sogar nah an einem echten Ärgernis und das ist angesichts der auf dem Papier sehr lobenswerten Ansätze dann tatsächlich enttäuschend.

Fazit: Ich warte noch immer auf einen Film, der seine Actionszenen so leidenschaftlich inszeniert und darüber hinaus trotzdem eine gute Geschichte bietet. "The Princess" ist optisch oftmals energetisch und flott inszeniert, aber mit seinem Plot, der höchstens an die Levelstruktur eines alten Videospiels erinnert, sowie den flachen Figuren lässt sich kein Blumentopf gewinnen.

Note: 4+



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