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Jeepers Creepers - Es ist angerichtet

In den Sommerferien sind die Geschwister Trish (Gina Philips) und Darry Jenner (Justin Long) mit dem Auto auf dem Weg vom College in die Heimat. Entgegen den Empfehlungen Darrys haben sich die beiden für eine sehr lange Landstraße entschieden, die durch mehrere Staaten führt und um welche sich diverse Gerüchte von merkwürdigen Todesfällen ranken. Als die beiden von einem Lastwagen aggressiv angegangen werden, beschleicht sie bereits ein mehr als mulmiges Gefühl. Wenig später entdeckt Darry auf einem scheinbar einsamen Landhof ein altes Abflussrohr, aus welchem er eine hilfeschreiende Stimme zu hören glaubt... und dieser Hof gehört zu dem Lastwagenfahrer, der alsbald wieder auftaucht und sich mit enormer Intensität an die Fersen der Geschwister hängt.

Nachdem der ironische Kult-Hit "Scream" gegen Ende der Neunziger eine wahre Welle an neuen Slasher-Filmen aus der Horrorecke lostrat, schien diese zu Beginn des neuen Jahrtausends langsam wieder abzuebben. Trotzdem war das Teenie-Horror-Genre immer noch eine sichere Bank, sodass neue Vertreter ständig aus der Erde schossen - ein kleiner Überraschungshit, der zudem noch eine Fortsetzung sowie ein deutlich späteres, hier in Deutschland nur noch auf DVD veröffentlichtes zweites Sequel nach sich zog, war "Jeepers Creepers" aus dem Jahr 2001. Erfrischend anders war der Film hinsichtlich seiner Figuren - wir sahen hier nicht die übliche, kreischende Teenie-Meute, die im weiteren Verlauf der Handlung von einem finsteren Antagonisten nach und nach dezimiert wurde, sondern ein sich streitendes Geschwister-Paar. Diese beiden nicht durchweg sympathischen, aber weg vom Klischee geschriebenen Protagonisten waren eine wohltuende Abwechslung, da sie sehr menschlich gezeichnet wurden und damit nicht als reine Opfer für den potenziellen Killer dienen.
Dank dem Setting, welches deutlich an den Kult-Slasher "Blutgericht in Texas" erinnert, und einer nur langsam an Fahrt aufnehmenden, atmosphärisch dichten Handlung, stellt sich in der ersten halben Stunde eine gewisse Intensität ein. Solange wir noch nicht wissen, mit wem oder was es die beiden Protagonisten hier überhaupt zu tun haben und sowohl aus der Optik als auch aus der reinen Zielführung des Antagonisten noch ein Geheimnis gemacht wird, ist "Jeepers Creepers" atmosphärisch sehr dicht inszeniert und hält uns mit einem vorsichtigen und später umso treffsichereren Spannungsaufbau ordentlich bei der Stange. Auch Gina Philips und "Drag Me To Hell"-Star Justin Long agieren in den Hauptrollen, zumindest angesichts der Genre-Standards, relativ überzeugend. Dass beide hin und wieder ziemlich dummdreiste Entscheidungen treffen, die sich mit den üblichen Klischees des Genres erklären lassen müssen, ist jedenfalls nicht die Schuld der beiden, sondern liegt im Drehbuch begründet, welches im weiteren Verlauf deutlich Federn lässt.
Sobald wir nämlich wissen, wer dieser Gegenspieler eigentlich ist und vor allem wie er aussieht, sackt der Spannungsaufbau in trashige Gefilde ab. Nicht nur haben wir es plötzlich mit ziemlich miesen Masken- und Kostümeffekten zu tun, auch der Plot läuft letztendlich nur noch die üblichen Muster ab und das leider nicht mehr im guten Sinne. All die Versatzstücke, über die schluderigen Polizisten, die unangenehmen Einwohner der Stadt oder auch der Fähigkeiten des Antagonisten wirken nur noch wie eine halbgare Verbeugung vor besseren Stoffen, die hier nur noch angestaubt und gewollt herüberkommen. Zudem verheddert sich das Skript in teilweise unfreiwillig komischen Ebenen, wobei die zuvor so sorgsam aufgebaute, wenn auch nicht zwingend neuartige Atmosphäre des Stoffes ungehemmt über Bord geworfen wird. Die allerletzte Szene sorgt zwar in ihrer Konsequenz, auch da ein richtiger Showdown ansonsten ausbleibt, noch für ein wenig Gänsehaut. Ansonsten hat "Jeepers Creepers" mich schon lange vorher aufgrund seiner plötzlich sehr arg verhobenen Storyline und vielen nervigen Klischees verloren.

Fazit: "Jeepers Creepers" beginnt, obwohl ein eigener Stempel fehlt, atmosphärisch dicht und baut seinen Schrecken nur langsam auf. Sobald dieser jedoch enthüllt wurde, begibt sich der Film in lautstarke, trashige und ziemlich alberne Klischees.

Note: 4+



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