Direkt zum Hauptbereich

Gunpowder Milkshake

Eigentlich ist es Sam (Karen Gillan) gewohnt, dass allerlei Männer mit Knarren hinter ihr her sind - schließlich arbeitet sie seit fünfzehn Jahren als gut bezahlte Auftragskillerin für genau die Geheimorganisation, in welcher auch schon ihre Mutter Scarlet (Lena Headey) die Waffen sprechen ließ. Nun scheint es jedoch, als würde Sam ordentlich aufs Ohr gehauen, denn nach ihrem letzten Auftrag, bei dem sie eine ganze Gruppe von Killern abgemurkst hat, ist nicht nur der Vater eines der Toten, sondern auch ihr Auftraggeber Nathan (Paul Giamatti) hinter ihr her. Der hat diesen Auftrag nämlich vermurkst und möchte nun Sams Kopf vorschicken, um einen Krieg zu verhindern. Sam selbst will sich aus der Sache aber natürlich herauswinden, ohne gleich zu sterben und verstrickt sich dabei in einen blutigen Schlagabtausch, der ihre ganze Existenz in Frage stellt...

"Gunpowder Milkshake" hat eine Menge Probleme und das an verschiedenen Ansätzen. Zuallererst fällt natürlich auf, wie generisch die ganze Geschichte ist, in der sich erneut eine Auftragskillerin gegen ihre Vorgesetzten stellen muss, denen sie eigentlich so vertraut hat. Ein Plot, der nicht nur kürzlich im Netflix-Original "The Gray Man" durchgekaut, sondern auch schon Dekaden vorher in etlichen Action-Thrillern verbraten wurde. Nichts Neues unter der Sonne also, und dass die "guten" Killerinnen hier allesamt weiblich sind, tut zwar etwas zur Diversity-Sektion, ändert den Film in seinem Handlungssegment allerdings gar nicht. Auch darüber hinaus wird sehr kräftig in die Klischeekiste gegriffen, wenn zum tausendsten Mal ein unschuldiges Kind in den Kampf der Killer hineingezogen wird und dabei als der moralische Kompass dienen soll, der endlich auch das sonst so eisige Herz der Killerin anspricht. So weit, so altbekannt... und es ist traurig, dass unter dem eigentlich sehr rebellischen Mantel des Films aus diesen uralten Plotpoints wirklich gar nichts Neues gemacht wird.
Stattdessen ist es schon erstaunlich, wie generisch "Gunpowder Milkshake" all diese Elemente abfrühstückt und dabei durchweg wahnsinnig vorhersehbar und erwartbar bleibt - über die standardisierten Gegenspieler bis hin zum Verrat der Vertrauten und schließlich hin zum bleihaltigen Finale. Überraschend ist auch, wie humorlos der Film dabei vorgeht, wo die Trailer diesbezüglich noch etwas anderes erwarten ließen. Zwar klopfen die Killerinnen auch hier ordentliche Sprüche, doch die generelle Stimmung ist (mit Ausnahme einer etwas albernen Lachgas-Sequenz, die man tatsächlich nicht ernstnehmen kann) ziemlich düster. Das führt dazu, dass wir die Charaktere deutlich ernster nehmen, als wir das vielleicht tun sollten und dementsprechend fällt es schwer angesichts solcher Abziehbilder eine Verbindung aufzubauen. Womit wir bei der Hauptfigur wären, die tatsächlich das größte Problem des Films darstellt. Und damit ist weniger Sam gemeint als die Schauspielerin, die sie verkörpert. Und angesichts dessen, dass ich Karen Gillan eigentlich sehr mag, ist es umso trauriger festzustellen, dass sie für diesen Film katastrophal fehlbesetzt ist.
Gillan wirkt nicht eine Sekunde lang glaubwürdig in der Rolle einer eiskalten Killerin, die ohne mit der Wimper zu zucken alles über den Haufen schießt und am Abend dennoch noch ganz friedlich Eis vor dem Fernseher schlemmen kann. Wo Gillan zuvor mehrfach bewiesen hat, dass sie ein ganz starkes Comedy-Talent besitzt (wie in den beiden "Jumanji"-Filmen beispielsweise), wirkt sie in solch einer ernsten, wahnsinnig düsteren Rolle gnadenlos überfordert. Als würde eine junge Schauspielerin hier wahnsinnig bemüht einen auf "cool" und "abgeklärt" machen müssen, obwohl sie solcherlei mit ihrem Gesicht nicht übertragen kann, ballert sich Gillan durch einen Film, der nicht für sie gemacht scheint. Dabei macht sie physisch in den durchaus soliden Actionszenen, die hier und da aber noch knackigere Choreos vertragen hätten, soweit eine gute Figur. Ähnlich wie Gillan lassen auch die anderen Schauspielerinnen eine Leichtfüßigkeit oder zumindest Glaubwürdigkeit vermissen. Bei solchen Könnern wie Carla Gugino oder Lena Headey ist das aber eher die Schuld des Drehbuchs, welches ihnen nicht viel mehr als ein paar flippige Sprüche auf den Leib schreibt. Gillan hingegen muss mehr tun und wirkt dabei mehr wie eine Poserin als eine Schauspielerin, die sich wirklich mit der Rolle vertraut machen konnte.

Fazit: Ein Abziehbild einer altbekannten Geschichte, deutlich weniger charismatisch und abgedreht als erwartet und dabei ziemlich vorhersehbar und voller Klischees. Das größte Problem ist jedoch die Performance von Karen Gillan, welcher man die eiskalte Killerin zu keinem Zeitpunkt abnimmt.

Note: 4



Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Eiskalte Engel

Die 90er Jahre waren das absolute Revival für die Teenager-Komödie, wobei so manch ein auch etwas verruchterer Klassiker entstand. Dabei gereichte es zur damaligen Zeit bereits für "American Pie", in welchem es sich zwar weitestgehend nur um Sex dreht, der aber dennoch recht harmlos daherkam, zu einem kleinen Skandal. Die logische Fortführung dessen war schließlich "Eiskalte Engel", wo der Sex nicht nur der Hauptfokus ist, sondern im Grunde den einzigen sinnigen Lebensinhalt der Hauptfiguren darstellt. Das ist dann zwar ziemlich heiß und gerade für einen Film der letzten Dekade, der sich an Teenies richtet, erstaunlich freizügig... aber auch sehr vorhersehbar und irgendwie auch ziemlich doof. EISKALTE ENGEL Für den attraktiven Jungspund Sebastian Valmont (Ryan Philippe) ist die Verführung von naiven, jungen Damen der Mittelpunkt des Lebens. Um dem ganzen einen zusätzlichen Reiz zu verschaffen, sucht er stets neue Herausforderungen und geht schließlich mit se

Eddie the Eagle - Alles ist möglich

"Das wichtigste bei den Olympischen Spielen ist nicht der Sieg, sondern die Teilnahme. Das wichtigste im Leben ist nicht der Triumph, sondern der Kampf." Dieses Zitat, welches den Film "Eddie the Eagle" abschließt, stammt von Baron Pierre de Coubertin, dem Begründer der Olympischen Spiele. Und es bringt den Kern der Geschichte, die in diesem Film erzählt wird, sehr gut auf den Punkt, denn um den Sieg geht es hier eigentlich nicht oder zumindest nicht sehr lange. Aber es wird gekämpft und das obwohl niemand dieses seltsame Gespann aus Trainer und Sportler wirklich ernstnehmen wollte - genau das ist das Herz dieses Biopics, welches viele Schwächen, aber zum Glück auch viel Herz hat... EDDIE THE EAGLE Für Michael Edwards (Taron Egerton) gibt es trotz einer bleibenden Knieverletzung nur einen Traum: Er will in einer Disziplin bei den Olympischen Spielen antreten. Schon in seiner Kindheit scheitert er beim Hammerwerfen und Luftanhalten und landet schließlich, sehr

Holzhammer pur: Filmkritik zu "Cherry - Das Ende aller Unschuld"

Mit achtzehn Jahren ist sich der Student Cherry (Tom Holland) sicher, in seiner Kommilitonin Emily (Ciara Bravo) die Liebe seines Lebens gefunden zu haben. Als diese ihn jedoch eiskalt verlässt, beschließt Cherry in seiner Trauer, sich für die Army zu verpflichten... noch nicht wissend, dass Emily ihre Meinung ändern und zu ihm zurückkehren wird. Doch der Schritt ist bereits getan und Cherry wird für zwei Jahre in den Irak versetzt, um dort für sein Land zu kämpfen. Die Erfahrungen, die er dort macht und die Dinge, die er dort sehen wird, lassen ihn völlig kaputt zurück... und machen schließlich auch die Rückkehr in seine Heimat und sein folgendes Leben zu einem irren Rausch verkommen, der nicht nur ihn selbst, sondern auch die Menschen um ihn herum zu zerstören droht. Die Brüder Anthony Joe und Russo, die mit dem genialen "Avengers"-Doppel "Infinity War" und "Endgame" zwei der erfolgreichsten und besten Filme unserer Zeit erschufen, holen Tom "Spid