Eigentlich hatte Kat Valdez (Jennifer Lopez), die berühmteste Popdiva des Planeten und Idol von Millionen von Menschen, geplant, ihrem Verlobten Bastian (Maluma), einem ebenso berühmten Sänger, während einer gigantischen Konzert-Zeremonie vor zwanzig Millionen Menschen das Ja-Wort zu geben. Nur Minuten vor dem Auftritt erfährt sie jedoch, dass Bastian sie mit ihrer Assistentin betrogen hat... und trifft eine spontane Entscheidung. Statt Bastian zu heiraten, entscheidet sie sich zufällig für den Mathelehrer Charlie Gilbert (Owen Wilson), der das Konzert gemeinsam mit seiner zwölfjährigen Tochter Lou (Chloe Coleman) besucht hat... und er sagt Ja. Was anschließend sowohl über Charlie als auch über Kat hereinbricht, hätten sich beide jedoch nie träumen lassen. Und über den medialen Zirkus müssen sich beide auch entscheiden, ob diese Ehe eigentlich eine Zukunft hat, wenn sie denn überhaupt existiert.
Die Ausgangssituation ist natürlich reichlich krude und entbehrt jeglicher Logik, ist himmelschreiend naiv... und dabei dennoch relativ kreativ. Zu ernst sollte man diese ganze Sache selbstverständlich nicht nehmen, denn die Autoren versuchen tatsächlich mit dem Holzhammer, diese zwei so verschiedenen Menschen absolut grundverschieden zu gestalten... und das streckenweise sehr aggressiv. So ist Charlie nicht nur ein Mittvierziger, der mit dem zeitgemäßen Pop-Wahn wenig anfangen kann und stattdessen ein ziemlich großer Fan von Mathematik ist. Er hat zudem kein Smartphone, ist natürlich kürzlich von seiner Frau getrennt worden und wusste bis zu seinem spontanen Konzertbesuch nicht mal von der Existenz einer gewissen Kat Valdez, muss dementsprechend also praktisch unter einem Stein gelebt haben. Und im direkten Gegensatz ist Kat beinahe schon süchtig nach den sozialen Netzwerken, die für Charlie nur Fragezeichen hervorrufen und agiert dabei als sympathisches, aber dennoch klischeehaftes Abziehbild eines medialen Popsternchens mit allerlei Helfershelfern: Hochprofessionell, aber in ihrem Herzen natürlich einsam. Das ist eine solch enorme Ansammlung von Klischees und so durchsichtig inszeniert, dass man dem Film fast böse sein müsste...
...doch das kann man einfach nicht. Denn obwohl der gesamte Verlauf von "Marry Me", inklusive aller noch vorherrschenden Konflikte und Fish-out-of-water-Geschichten von beiden Seiten, vollkommen vorhersehbar ist, ist es schier unmöglich, sich dem Charme der Story zu entziehen. Denn diese hat im Grunde alles, was eine romantische Komödie zur aktuellen Zeit braucht und wirkt dabei sogar angenehm unaufdringlich. Sympathische Nebenfiguren, die nicht nur als stumpfe Gag-Lieferanten durchs Dorf getrieben werdne, sondern tatsächlich Herz und Hirn besitzen, sind ebenso dabei wie einige höchst romantische Einzelszenen, eine schöne Cinematographie, ein netter Soundtrack und ein ziemlich flottes Pacing. Nichts davon ist irgendwie originell, doch wie die Macher die langsam aufkeimende und letztlich recht turbulente Beziehung zwischen Charlie und Kat über zahlreiche Hürden und Kennenlern-Vibes erzählen, das ist schlichtweg herzergreifend. Natürlich ist das ziemlich kitschig und geht zu keinem Zeitpunkt wirklich in die Tiefe - niemand sollte sich also kritische oder gar realistische Auseinandersetzungen mit Themen wie dem Social-Media-Wahn, Feminismus oder einer komplexen Vater-Tochter-Beziehung erwarten.
Doch alles, was "Marry Me" erzählt, ist eben charmant und wirkt schlichtweg ziemlich nah dran... auch wenn die Geschichte eigentlich völlig gaga ist. Das liegt nicht zuletzt an Jennifer Lopez und Owen Wilson, die als spontanes Paar vor der Kamera absolut prächtig miteinander harmonieren. Wilson ist dabei ohnehin die Idealbesetzung des stets ein wenig nervösen Mannes, der sein Leben bloß im Griff haben will, dabei aber eben die echte Freude und das Abenteuer vergisst. Und Lopez geht die Rolle als strahlende Pop-Diva, die so gern ein normaleres Leben wie das ihres neuen Ehemannes hätte, sehr locker von der Hand, wobei sie vielleicht so glaubwürdig und präsent wirkt wie selten in ihrer Kino-Karriere. Jede gemeinsame Szene mit den beiden sprüht förmlich vor Funken und noch dazu gibt es einige sehr hübsch gefilmte Konzertszenen, in denen Lopez als Sängerin ordentlich auftrumpfen darf. Unterm Strich bleibt eine zeitlose Geschichte über die große Liebe, die man sicherlich trockener oder auch blöder hätte erzählen können, doch solcherlei angepasstem Gaga-Tum verbittet man sich hier glücklicherweise. Dementsprechend wirkt "Marry Me" so realistisch und ehrlich, wie es bei solch einem weit hergeholten Plotkonstrukt überhaupt möglich ist und macht deswegen sehr, sehr viel Freude.
Fazit: Die weit hergeholte Ausgangssituation erschafft eine herrlich charmante, weil unaufgeregt und herzlich erzählte Liebesgeschichte, die vor allem dank ihres wunderbar harmonierenden Paares und der sympathischen Nebenfiguren überzeugt, obwohl sie schlichtweg nichts Neues zu erzählen hat.
Note: 2-
Kommentare
Kommentar veröffentlichen