Direkt zum Hauptbereich

The Man from Toronto (2022)

Eigentlich wollte er seine Freundin Lori (Jasmine Matthews) zu einem ruhigen Wochenend-Urlaub in einer gemieteten Hütte einladen, doch dann ging für Teddy Jackson (Kevin Hart) alles schief: Er fährt versehentlich zur falschen Hütte, wo eine Bande Auftragskiller gerade auf den berüchtigten "Mann aus Toronto" wartet, damit dieser eine wichtige Information aus einer Geisel herausquetscht. Die Männer halten Teddy für den Killer, der sich aufgrund der Verwechslung alsbald mit dem FBI, den kriminellen Drahtziehern und schließlich auch dem echten "Mann" herumschlagen muss. Der echte Mann aus Toronto (Woody Harrelson) soll nämlich gerade einen wichtigen Doppelauftrag erledigen, den nun jedoch Teddy ausführen muss - sowohl für seinen neuen kriminellen Partner, der sonst um sein eigenes als auch um Teddys Leben fürchtet; als auch für das FBI, die durch diese Mission hoffen, an einen gefährlichen Verbrecher heranzukommen, der in diese Taten verwickelt ist...

Vielleicht lag es an meinen enorm niedrigen Erwartungen, die dazu führten, dass mir der kurzfristig zu Netflix abgeschobene "The Man from Toronto" streckenweise Spaß gemacht hat. Eigentlich war für die Action-Komödie von "Killer's Bodyguard"-Regisseur Patrick Hughes ein Kinostart vorgesehen, doch die Produktionsfirma Sony glaubte anscheinend nicht an einen Erfolg des Werks und wollte mit der Abschiebung an den Streaming-Giganten wohl Schadensbegrenzung betreiben... was an und für sich immer ein wahnsinnig schlechtes Zeichen für einen Film wie diesen darstellt. Auch die Kritiken waren zum Großteil desaströs, weswegen ich mich bereits auf eine echte Gurke eingestellt hatte. Letztendlich hoffte ich nur, dass vielleicht die Actionszenen einigermaßen gelingen würden und Kevin Hart als dauerquasselnder Angsthase den ein oder anderen Lacher erhaschen würde. Natürlich ist "The Man from Toronto" nun kein Filmjuwel geworden und hat zahlreiche Mankos, die ich bereits erwartet oder befürchtet habe. So sind gerade die Actionszenen ein ziemlich maues Spektakel, obwohl einige nette Ideen für rasante Setpieces durchaus da sind - der hektische Schnitt und die fehlende Dynamik in den ganz und gar unblutigen Shootouts lassen einen diese Ideen aber nur noch erahnen.
Zwiespältig gerät auch die Chemie zwischen den beiden Hauptdarstellern, was sicherlich auch einige produktionsinterne Gründe hat. Kevin Hart spielt im Grunde denselben Charakter, den er immer spielt und seine Fans lieben ihn dafür - so holt sich der "Jumanji"-Star in seiner energetischen Quasselparade immer wieder einige Gags ab und agiert motiviert, besitzt aber natürlich auch einen gewissen Nervfaktor. Das war aber alles zu erwarten, während die Besetzung von Woody Harrelson ein wenig kritischer zu sehen ist. Ich konnte mich nämlich nie ganz von dem Wunschgedanken lösen, doch noch "Fast & Furious"-Star Jason Statham in der Rolle des titelgebenden Auftragskillers zu sehen, der bis kurz vor Drehbeginn eigentlich zum Cast gehörte, dann jedoch aufgrund der üblichen kreativen Differenzen ausstieg und kurzfristig durch Harrelson ersetzt wurde. Und es fällt ein wenig schwer, Harrelson in einer Rolle zu sehen, die augenscheinlich perfekt auf Statham zurechtgeschrieben wurde und in welche er wunderbar gepasst hätte. Mit fortschreitender Laufzeit findet sich zwar auch Harrelson besser in den Part ein, doch die Chemie zwischen dem grummeligen Killer und dem kreischenden Angsthasen will nie wirklich funktionieren. Das mag daran liegen, dass ausgerechnet die Buddy-Komponente in diesem Film, aufgrund einer wahrlich mangelhaften und sprunghaften Charakterisierung der beiden Hauptfiguren, nicht zündet... oder auch daran, dass Harrelson vielleicht nicht die Idealbesetzung für diesen Part war.
Über die Geschichte muss man in einem Film wie diesem eigentlich nicht reden, ist sie ja doch nur Mittel zum Zweck, um die beiden Figuren immer wieder in kritische Situationen zu bringen, in denen sie sich bestenfalls auch ordentlich balgen können. Trotzdem ist gerade die Ausgangslage, welche die beiden überhaupt zusammenführt, bestenfalls schwammig und muss sich ordentlich strecken, um überhaupt noch irgendeine innere Logik aufrechtzuerhalten. Da es hier aber vordergründig eh nur um den sinnbefreiten Spaß gehen soll, mag man das noch verzeihen. Allerdings fällt die Gagdichte dabei dann doch nur mittelmäßig aus - es gibt schon einige ordentliche Lacher (die meistens auf Harts Konto gehen), aber auch etliche Rohrkrepierer. Diese bestehen meistens darin, dass die Protagonisten empört wiederholen, was vor wenigen Sekunden passiert ist oder in eher müdem Slapstick, der dem verhunzten Schnitt zum Opfer fällt. Ein paar herzliche Momente sind daneben natürlich auch drin, doch wirken diese ebenso aufgesetzt wie das gesamte, wahnsinnig wacklige Storygerüst. Das ist dann zwar nicht gänzlich ohne Charme, hat aber trotzdem den Charakter eines Films, dem niemand zuvor wirklich eine Chance gab und der deswegen schlichtweg scheitern musste.

Fazit: So schlimm wie viele Kritiker behaupten ist dieses neue Netflix-Original sicherlich nicht, denn zeitweise machen die albernen Gags und die bekloppte Geschichte Spaß. Trotzdem wäre in Sachen Action, Charme und Chemie zwischen den Schauspielern deutlich mehr drin gewesen, sodass dieser altbekannte Buddy-Comedy-Klon im unteren Mittelfeld versackt und schnell wieder vergessen ist.

Note: 4+



Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Eddie the Eagle - Alles ist möglich

"Das wichtigste bei den Olympischen Spielen ist nicht der Sieg, sondern die Teilnahme. Das wichtigste im Leben ist nicht der Triumph, sondern der Kampf." Dieses Zitat, welches den Film "Eddie the Eagle" abschließt, stammt von Baron Pierre de Coubertin, dem Begründer der Olympischen Spiele. Und es bringt den Kern der Geschichte, die in diesem Film erzählt wird, sehr gut auf den Punkt, denn um den Sieg geht es hier eigentlich nicht oder zumindest nicht sehr lange. Aber es wird gekämpft und das obwohl niemand dieses seltsame Gespann aus Trainer und Sportler wirklich ernstnehmen wollte - genau das ist das Herz dieses Biopics, welches viele Schwächen, aber zum Glück auch viel Herz hat... EDDIE THE EAGLE Für Michael Edwards (Taron Egerton) gibt es trotz einer bleibenden Knieverletzung nur einen Traum: Er will in einer Disziplin bei den Olympischen Spielen antreten. Schon in seiner Kindheit scheitert er beim Hammerwerfen und Luftanhalten und landet schließlich, sehr...

Der große Crash - Margin Call

Es gehört schon einiges an Talent dazu, einen Film über eine Schar Anzugträger, die in dialoglastiger Manier das eventuelle, schockierende Ende ihrer Firma aufdecken. Wenn man es falsch angeht, könnte der Stoff arg trocken werden, mal ganz davon abgesehen, dass der Otto-Normal-Zuschauer mit den finanziellen Zusammenbrüchen und all den Zahlen nicht unbedingt umgehen kann. Eine Riege großer Stars kann da schon helfen, die Zuschauer anzulocken, so beweist es zumindest der angenehm ruhige Thriller "Margin Call"... DER GROSSE CRASH - MARGIN CALL Kurz vor der Finanzkrise 2007: In der Wertpapierhandelsabteilung einer großen New Yorker Bank werden etliche Mitarbeiter entlassen, unter ihnen ist auch Risikomanager Eric Dale (Stanley Tucci), der zuvor jedoch noch eine schockierende Entdeckung macht. Seine Arbeit hinterlässt er dem übriggebliebenen Mitarbeiter Peter Sullivan (Zachary Quinto), der die Zahlen überprüft... und dadurch entdeckt, dass der ganze Konzern auf wackligen Fü...

Eraser

Arnold Schwarzenegger, wohl neben Sylvester Stallone die Action-Ikone der 80er und 90er Jahre schlechthin, ist endlich zurück. Nachdem er sein Amt als Gouverneur von Kalifornien niedergelegt hat, dürfen wir ihn seit einiger Zeit endlich wieder in genügend rauen, spaßigen Actionfilmen wiedersehen. Auch wenn in der heutigen Zeit ganz klar Statham, Diesel und Co. die Actionhelden sind, macht es aber dennoch Spaß, den "Terminator"-Star wiederzusehen. Und natürlich auch seine vergangenen Filme, von denen ich bislang kaum einen gesehen habe und die ich nun mal nachholen möchte. Angefangen habe ich nun mit "Eraser" aus dem Jahr 1996... ERASER US-Marshall John Kruger (Arnold Schwarzenegger) arbeitet in einer geheimen Vereinigung der USA im Zeugenschutzprogramm. Darin beschützt er die Leben von Kronzeugen, welche vor Gericht Aussagen tätigen sollen und verschafft ihnen eine neue Identität, um sie vor dem Tod zu bewahren. Sein neuester Job ist eine junge Mitarbeiterin bei...