Direkt zum Hauptbereich

Schwer verliebt

Hal Larson (Jack Black) hat seit jeher Schwierigkeiten, eine zu ihm passende Frau kennenzulernen, was einzig und allein an seiner Einstellung liegt. Tatsächlich achtet er ausschließlich auf Äußerlichkeiten und blitzt aufgrund seiner Oberflächlichkeit regelmäßig ab. Eines Tages wird ihm diese sexistische Einstellung jedoch von Tony Robbins (Tony Robbins) persönlich entzogen, der die Oberflächlichkeiten mittels einer Hypnose zur Vergangenheit werden lässt. Plötzlich erscheinen Hal auch übergewichtige Frauen mit einem Mal nach seinem eingeengten Geschmack... sehr zur Verwunderung seines besten Freundes Mauricio (Jason Alexander). Und Hal verliebt sich sogar in die übergewichtige Rosemary (Gwyneth Paltrow), die in seinen Augen jedoch wie ein superschlankes Model aussieht.

Die Message dieser Romantic-Comedy ist ebenso simpel wie naiv klingend und dennoch richtig - achte nicht nur auf die Äußerlichkeiten, sondern vor allem auf die inneren Werte eines Menschen. Klingt sehr märchenhaft, wenn auch sicherlich nicht falsch und würde so den Weg freimachen für eine recht klischeehafte RomCom, bei welcher der zu Beginn noch leidlich unsympathische Protagonist so seine Lehren ziehen darf. Dass er dies am Ende auch tut, ist nicht verwunderlich, doch macht der Weg dahin schon so einige Schwierigkeiten, welche die eigene Message des Films arg verwässert und sogar in eine krude Richtung dreht. So bezeichnen die Protagonisten (und somit die Menschen, denen wir folgen sollen) die im Zentrum stehenden Frauen nicht nur als "übergewichtig" (womit sie rein bei den Fakten bleiben würden), sondern gleichsam als hässlich. Immer wieder werden Frauen hier nur als Material, als nächstes Eroberungsziel oder je optischen Eigenschaften als abscheulich bezeichnet. Natürlich sollen die beiden Männer diesen Sexismus zu Beginn verkörpern, um später ihre Lehren aus ihrem Verhalten zu ziehen, doch mit was für einer Selbstverständlichkeit hier vor allem übergewichtige Frauen einzig und allein aufgrund ihres Gewichts ins Lächerliche gezogen werden, stößt schon sauer auf.
Der Film macht sich diese Eigenschaften, hier vor allem bezogen auf Gwyneth Paltrows Hauptrolle, nämlich auch selbst zunutze und lässt dies nicht nur über den unsympathischen Hauptcharakter erzählen. Da gleicht eine Wasserbombe vom Sprungbrett gleich einer ganzen Bombenexplosion und immer wieder brechen Stühle und Bänke unter Rosemary zusammen - ein ganz stumpfer Slapstickhumor, der die Grenzen des Bodyshaming hart überschreitet und somit nicht nur aus Sicht der sexistisch agierenden Hauptfigur, sondern auch aus Sicht der Autoren als "normal" gelten soll. Das führt dazu, dass die eigentlich korrekte Message des Films aufgrund der Art und Weise, wie sie hier zelebriert wird, ad absurdum umgeführt wird, nach dem Motto: Frauen, die nicht dem üblichen Schönheitsidealen entsprechen, sind zwar "hässlich", aber du kannst ja trotzdem mal gucken, ob du die nicht doch gut findest. Und letztendlich benötigt es sogar eine Hypnose, damit diese Frauen mal attraktiv erscheinen - auch durch ihre inneren Werte. Das ist in der Tat schon ziemlich verlogen und macht einem das Erlebnis mit "Schwer verliebt" auf gewisse Art und Weise kaputt.
Doch selbst wenn man nicht so tief gräbt, hat der Film so seine Probleme. Die Gags wechseln dabei von pubertären Ekelwitzchen hin zu zähen Dialog-Kaspereien und das Werk kommt dabei nie wirklich in Schwung. Obwohl die Chemie zwischen Jack Black und Gwyneth Paltrow weitestgehend stimmt und die beiden einige charmante Szenen miteinander haben, ist der Film gerade im Mittelteil ein ziemlich umständlich erzähltes Flickwerk - da hilft es natürlich auch wenig, dass die Story arg vorhersehbar geraten ist. Immer wieder leuchten einzelne, gelungene Szenen aber heraus, die dann zeigen, was für ein besserer Film "Schwer verliebt" eigentlich hätte werden können, wenn man sich nur ein wenig mehr getraut hätte. Darunter fällt zum Beispiel der erstaunlich spaßige Auftritt von Tony Robbins, der sich hier mit viel Selbstironie selbst spielt oder auch diverse Szenen, in denen die Macher recht clever mit dem Ungleichgewicht zwischen Hal's Sichtweise und der tatsächlichen Realität spielen. Das ist dann fast schon spaßig, wird aber nie gut genug, um über die anderen eklatanten Schwächen des generischen und letztendlich auch ärgerlichen Skripts hinwegzutäuschen.

Fazit: Dass Jack Black und Gwyneth Paltrow in den Hauptrollen überzeugen und einige charmante Momente durchaus Freude machen, wird von dem mauen Skript und einer oberflächlichlichen, ziemlich verlogen präsentierten Message oft kaputt gemacht.

Note: 4+



Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Eiskalte Engel

Die 90er Jahre waren das absolute Revival für die Teenager-Komödie, wobei so manch ein auch etwas verruchterer Klassiker entstand. Dabei gereichte es zur damaligen Zeit bereits für "American Pie", in welchem es sich zwar weitestgehend nur um Sex dreht, der aber dennoch recht harmlos daherkam, zu einem kleinen Skandal. Die logische Fortführung dessen war schließlich "Eiskalte Engel", wo der Sex nicht nur der Hauptfokus ist, sondern im Grunde den einzigen sinnigen Lebensinhalt der Hauptfiguren darstellt. Das ist dann zwar ziemlich heiß und gerade für einen Film der letzten Dekade, der sich an Teenies richtet, erstaunlich freizügig... aber auch sehr vorhersehbar und irgendwie auch ziemlich doof. EISKALTE ENGEL Für den attraktiven Jungspund Sebastian Valmont (Ryan Philippe) ist die Verführung von naiven, jungen Damen der Mittelpunkt des Lebens. Um dem ganzen einen zusätzlichen Reiz zu verschaffen, sucht er stets neue Herausforderungen und geht schließlich mit se

Eddie the Eagle - Alles ist möglich

"Das wichtigste bei den Olympischen Spielen ist nicht der Sieg, sondern die Teilnahme. Das wichtigste im Leben ist nicht der Triumph, sondern der Kampf." Dieses Zitat, welches den Film "Eddie the Eagle" abschließt, stammt von Baron Pierre de Coubertin, dem Begründer der Olympischen Spiele. Und es bringt den Kern der Geschichte, die in diesem Film erzählt wird, sehr gut auf den Punkt, denn um den Sieg geht es hier eigentlich nicht oder zumindest nicht sehr lange. Aber es wird gekämpft und das obwohl niemand dieses seltsame Gespann aus Trainer und Sportler wirklich ernstnehmen wollte - genau das ist das Herz dieses Biopics, welches viele Schwächen, aber zum Glück auch viel Herz hat... EDDIE THE EAGLE Für Michael Edwards (Taron Egerton) gibt es trotz einer bleibenden Knieverletzung nur einen Traum: Er will in einer Disziplin bei den Olympischen Spielen antreten. Schon in seiner Kindheit scheitert er beim Hammerwerfen und Luftanhalten und landet schließlich, sehr

Holzhammer pur: Filmkritik zu "Cherry - Das Ende aller Unschuld"

Mit achtzehn Jahren ist sich der Student Cherry (Tom Holland) sicher, in seiner Kommilitonin Emily (Ciara Bravo) die Liebe seines Lebens gefunden zu haben. Als diese ihn jedoch eiskalt verlässt, beschließt Cherry in seiner Trauer, sich für die Army zu verpflichten... noch nicht wissend, dass Emily ihre Meinung ändern und zu ihm zurückkehren wird. Doch der Schritt ist bereits getan und Cherry wird für zwei Jahre in den Irak versetzt, um dort für sein Land zu kämpfen. Die Erfahrungen, die er dort macht und die Dinge, die er dort sehen wird, lassen ihn völlig kaputt zurück... und machen schließlich auch die Rückkehr in seine Heimat und sein folgendes Leben zu einem irren Rausch verkommen, der nicht nur ihn selbst, sondern auch die Menschen um ihn herum zu zerstören droht. Die Brüder Anthony Joe und Russo, die mit dem genialen "Avengers"-Doppel "Infinity War" und "Endgame" zwei der erfolgreichsten und besten Filme unserer Zeit erschufen, holen Tom "Spid