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Fright Night (2011)

Charley Brewster (Anton Yelchin) führt ein relativ unaufgeregtes Leben, bis sein Jugendfreund Ed (Christopher Mintz-Plasse) ihn eines Tages mit einer erschreckenden Nachricht konfrontiert: Er glaubt, dass Charleys neuer Nachbar, der unverschämt gutaussehende und charmante Jerry Dandrige (Colin Farrell), ein blutsaugender Vampir ist. Natürlich hält Charley erst nichts von dieser Theorie, doch alsbald scheinen sich die Hinweise zu verdichten, bis er dem Fakt nicht mehr aus dem Weg gehen kann - Jerry ist nicht nur ein gefährliches Untier, sondern hat es zudem auch auf Charleys Freundin Amy (Imogen Poots) abgesehen. Charley rüstet sich zum Kampf, hat die Rechnung dabei jedoch ohne den jahrhundertealten Jerry gemacht, der die meisten Tricks seiner Opfer, die in die Schlacht gegen den Untoten ziehen, bereits kennt...

"Fright Night" ist ein Paradebeispiel dafür, wie ein Regisseur die zwei wichtigsten Aspekte eines Films wie diesem nicht nur verstanden, sondern auch beinahe perfekt umgesetzt hat. Zum einen der eines Horror-Remakes, welches seinen Zweck nicht nur erfüllt, sondern die Stärken des Originals hinüberrettet und dabei dennoch einen ganz eigenen Charme aufweist. Und zum anderen eine Blaupause dafür, wie ein düsterer Vampir-Film zur heutigen Zeit auszusehen hat. In einer flotten Mischung aus Slasher-Streifen, einem energetischen Thriller wie "Disturbia" und Fantasy-Actioner inszeniert "Cruella"-Regisseur Craig Gillespie hier einen wirklich stimmigen Streifen, der sowohl auf eigenen Füßen steht und sich dennoch der klassischen Wurzeln bewusst ist und diese auch nutzt. Herauskommt dabei, trotz einiger genrebedingter Schwächen, das Beste aus beiden Welten: "Fright Night" ist im besten Sinne altmodisch, kommt aber auch mit modernem Charme daher und überliefert die Geschichte des Originals "Die rabenschwarze Nacht" somit spielend leicht in unsere heutige Zeit.
Gillespie entwirft dabei in der ersten Hälfte mit scheinbar lockerer Hand einige wahnsinnig spannende Szenen, in welchen Charley langsam aber sicher hinter das sehr früh gelüftete Geheimnis seines Nachbars kommt und auch erste Nachforschungsversuche in dessen Haus unternimmt. Dabei begeht er den schwierigen Gratakt zwischen humorvoller Neubelebung eines klassischen Themas, schaurigem Grusel und sympathischem Abenteuer und gerät nie wirklich aus dem Takt. Die ironischen Sprüche sitzen, in einigen Szenen darf man sich angenehm gruseln und bisweilen wird es sogar ziemlich blutig - wie es sich eben für einen klassischen Vampirslasher gehört. In der zweiten Hälfte schlägt der Ton um, doch trotz vieler sehr lauter Actionszenen bleibt die leise Horrorstimmung immer noch gewahr. Man gruselt sich zwar nie ernsthaft, doch mit allerlei Anspielungen und einigen fiesen Wendungen behält Gillespie den Fuß auf dem Gaspedal und liefert sowohl optisch ansprechende Action als auch stimmigen Schauercharme. Da er das Tempo durchweg hochhält und nach einer relativ flotten Einführung der wichtigsten Figuren sehr zeitig immer mehr Gas gibt, gibt es keine Durchhänger zu vermelden - bis zum spektakulären Finale hat man etliche starke Szenen gesehen, auch wenn der Plot als solcher nicht sonderlich originell daherkommt und im Kern zu vorhersehbar ist.
Über solcherlei Mankos, die man in einem Film wie diesem aber auch erwartet, tröstet die hervorragende Darstellerriege hinweg, wobei man zwei von ihnen gesondert erwähnen muss. Der erste ist natürlich "Phantastische Tierwesen"-Star Colin Farrell, der als bitterböser Vampir mal so richtig freidrehen und ordentlich fies sein darf - sein grausames Grinsen geht tatsächlich durch Mark und Bein, wobei er niemals seinen gefährlichen Charme verliert. Der zweite Scene Stealer kommt aber durchaus überraschend, denn während des ersten Auftritts von David Tennant als ständig saufender, pöblender und durchgeknallter Vampir-Illusionist wähnt man sich schon bei der Betrachtung eines nervigen, veralberten Sidekicks. Tennant geht in dieser Rolle jedoch so sehr auf und liefert durchweg herrliche Oneliner, dass man an seiner Darstellung schichtweg nur großen Spaß haben kann. Der Rest der Besatzung macht seine Sache derweil solide bis gut, was sowohl für Anton Yelchin in der Hauptrolle als auch für Imogen Poots an seiner Seite gilt. Einzig "The Sixth Sense"-Star Toni Collette bekommt in der Rolle als Charleys Mutter leider zu wenig zu tun.

Fazit: Stimmiges Horror-Remake mit einer stilsicheren Atmosphäre, knackiger Action und vielen schaurigen Momenten. Die Kirsche auf der Torte ist eine herrlich spielfreudige Besetzung, die locker über ein paar Genre-Klischees und eine zu vorhersehbare Geschichte hinwegtrösten.

Note: 2-



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