Direkt zum Hauptbereich

Das Schwergewicht

Seine großen Zeiten als Vorzeige-Lehrer sind offenbar vorbei - mittlerweile versucht der alleinstehende Biologielehrer Scott Voss (Kevin James) seine Unterrichtsstunden an einer Bostoner Highschool nur noch möglichst schnell herumzubekommen. Als er jedoch hört, dass die Schule aufgrund finanzieller Probleme sämtliche nicht zwingend nötigen Einheiten streichen und somit den Schüler*innen und Lehrkräften so wichtige Stunden wie den Musikunterricht nehmen will, schreitet Voss ein. Er will die benötigten 48.000 Dollar auftreiben, um den Job des Musiklehrers Marty (Henry Winkler) zu retten, weiß anfangs jedoch nicht, wie er das anstellen soll. Als Voss hört, dass sogar die Verlierer eines Mixed-Martial-Arts-Matches rund 10.000 Dollar kassieren, steht sein Plan jedoch - er will selbst in den Ring steigen und sich das Geld als angehender Martial-Arts-Kämpfer verdienen.

Im Grunde ist es eine recht herkömmliche, aber auch zeitlose Geschichte, für die man sich bei "Das Schwergewicht" entschieden hat: Die Geschichte eines sympathischen Lehrers, der entgegen aller Hürden und Menschen, die sich seinem Vorhaben in den Weg stellen, für seine Schüler und Kollegen einspringen möchte, um ihnen aus der Patsche zu helfen und das zu bewahren, was sie für ihren Lebensweg benötigen. Irgendwo zwischen "Der Club der toten Dichter" und "School of Rock" tingelt dieser Film also herum, ohne selbstverständlich jemals die Qualitäten der beiden zu erreichen und entwickelt dennoch einen gewissen Charme. Man verzeiht "Das Schwergewicht" alsbald, dass er vor allem im letzten Drittel ziemlich in den vorhersehbaren Klischees der Sportler-Komödie versinkt und dass der Film im Mittelteil auch ein paar Hänger hat, da er darüber hinaus ohne Originalität, dafür aber mit viel Witz und dem Herz am rechten Fleck überzeugt.
Zusammengehalten wird das Werk natürlich von Kevin James, der im direkten Vergleich mit seinen Holzhammer-Comedyrollen beinahe zurückhaltend agiert. Natürlich spielen ihm die Szenen in diversen Ringen in die Karten, da James seit jeher ein sehr physischer Comedy-Star ist, der hier in Sachen Slapstick aus dem Vollen schöpfen könnte. Trotzdem wird das hier keine durchgehende James-Nummer, sondern hat Hand und Fuß - ein paar verzichtbare Ekelgags wechseln sich dabei mit sympathischen Wortwitzduellen und charmanten Charaktermomenten, ohne dass sich die Figuren dabei der Lächerlichkeit preisgeben würden. Und der ehemalige "Hitch"-Star scheint sich in solch einer ernsthafteren Rolle, die dennoch einige ehrliche Lacher verbuchen kann, dann auch sehr wohlzufühlen. In den Nebenrollen wissen "The French Dispatch"-Star Henry Winkler und besonders Bas Rutten, selbst Kommentator beim Mixed-Martial-Arts und ehemaliger Pancrase-Meister, zu gefallen. Gerade Rutten agiert so selbstironisch und mit einem beinahe ehrfürchtig guten Comedy-Timing, dass man dem Sportler, der auch schon einen beinahe kultigen Gastauftritt in James' Kult-Sitcom "The King of Queens" hinlegen durfte, mehr solcher Rollen vor der Kamera wünscht.
Auch darüber hinaus reißt "Das Schwergewicht" keine Bäume aus, tappt aber auch in wenige Fallen. Der Film ist solide inszeniert, hat immer wieder kleine Highlights zu bieten und wirkt dadurch ziemlich rund. Auf einige Handlungsstränge hätte man dennoch verzichten oder sie zumindest etwas kürzen können, ohne dabei einen großartigen Substanzverlust zu erleiden. So ist, dem Genre schon beinahe üblich, die reingequetschte Liebesgeschichte mal wieder eine ziemliche Pleite, obwohl Salma Hayek darin einigermaßen spielfreudig agiert, aber darüber hinaus nicht viel mehr zu tun hat, als Voss' Avancen erst abzuweisen und ihm anschließend für sein Vorhaben die Daumen zu drücken. Auch aus den Schüler*innen von Scott Voss hätte man noch ein wenig mehr herausholen können, denn so gibt es hier im Grunde nur ein einziges Gesicht, welches auch mal mehr als einen Satz sagen darf, während der Rest als Szenen-Vehikel verheizt wird. Im direkten Vergleich zu einem "School of Rock" beispielsweise, dem es damals noch gelang, jedem einzelnen Mitglied der Klasse herausragende Szenen und Charakteristika auf den Leib zu schneidern, ist das hier schon ziemlich fad.

Fazit: Kevin James weiß in diesem herzlichen, aber auch ziemlich nach Lehrbuch gefilmten Comedy-Sportfilm zu überzeugen. Die Handlung verläuft in gewohnten Fahrwassern und ist streckenweise zu süßlich, doch charmante Nebenfiguren und einige schöne Gags machen dennoch zeitweise Laune.

Note: 3-



Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Holzhammer pur: Filmkritik zu "Cherry - Das Ende aller Unschuld"

Mit achtzehn Jahren ist sich der Student Cherry (Tom Holland) sicher, in seiner Kommilitonin Emily (Ciara Bravo) die Liebe seines Lebens gefunden zu haben. Als diese ihn jedoch eiskalt verlässt, beschließt Cherry in seiner Trauer, sich für die Army zu verpflichten... noch nicht wissend, dass Emily ihre Meinung ändern und zu ihm zurückkehren wird. Doch der Schritt ist bereits getan und Cherry wird für zwei Jahre in den Irak versetzt, um dort für sein Land zu kämpfen. Die Erfahrungen, die er dort macht und die Dinge, die er dort sehen wird, lassen ihn völlig kaputt zurück... und machen schließlich auch die Rückkehr in seine Heimat und sein folgendes Leben zu einem irren Rausch verkommen, der nicht nur ihn selbst, sondern auch die Menschen um ihn herum zu zerstören droht. Die Brüder Anthony Joe und Russo, die mit dem genialen "Avengers"-Doppel "Infinity War" und "Endgame" zwei der erfolgreichsten und besten Filme unserer Zeit erschufen, holen Tom "Spid

Eddie the Eagle - Alles ist möglich

"Das wichtigste bei den Olympischen Spielen ist nicht der Sieg, sondern die Teilnahme. Das wichtigste im Leben ist nicht der Triumph, sondern der Kampf." Dieses Zitat, welches den Film "Eddie the Eagle" abschließt, stammt von Baron Pierre de Coubertin, dem Begründer der Olympischen Spiele. Und es bringt den Kern der Geschichte, die in diesem Film erzählt wird, sehr gut auf den Punkt, denn um den Sieg geht es hier eigentlich nicht oder zumindest nicht sehr lange. Aber es wird gekämpft und das obwohl niemand dieses seltsame Gespann aus Trainer und Sportler wirklich ernstnehmen wollte - genau das ist das Herz dieses Biopics, welches viele Schwächen, aber zum Glück auch viel Herz hat... EDDIE THE EAGLE Für Michael Edwards (Taron Egerton) gibt es trotz einer bleibenden Knieverletzung nur einen Traum: Er will in einer Disziplin bei den Olympischen Spielen antreten. Schon in seiner Kindheit scheitert er beim Hammerwerfen und Luftanhalten und landet schließlich, sehr

Eiskalte Engel

Die 90er Jahre waren das absolute Revival für die Teenager-Komödie, wobei so manch ein auch etwas verruchterer Klassiker entstand. Dabei gereichte es zur damaligen Zeit bereits für "American Pie", in welchem es sich zwar weitestgehend nur um Sex dreht, der aber dennoch recht harmlos daherkam, zu einem kleinen Skandal. Die logische Fortführung dessen war schließlich "Eiskalte Engel", wo der Sex nicht nur der Hauptfokus ist, sondern im Grunde den einzigen sinnigen Lebensinhalt der Hauptfiguren darstellt. Das ist dann zwar ziemlich heiß und gerade für einen Film der letzten Dekade, der sich an Teenies richtet, erstaunlich freizügig... aber auch sehr vorhersehbar und irgendwie auch ziemlich doof. EISKALTE ENGEL Für den attraktiven Jungspund Sebastian Valmont (Ryan Philippe) ist die Verführung von naiven, jungen Damen der Mittelpunkt des Lebens. Um dem ganzen einen zusätzlichen Reiz zu verschaffen, sucht er stets neue Herausforderungen und geht schließlich mit se