Nach dem Tod ihres Mannes muss Brenda (Queen Latifah), auch aufgrund langanhaltender Geldsorgen, nach Texas ziehen. Eine dreitägige Reise liegt für sie und ihre von dem Umzug wenig begeisterten Kinder Kelly (Mychala Lee) und Cam (Shaun Dixon) sowie ihren Bruder Reggie (Chris Bridges) an und schon am ersten Tag machen sie unangenehme Erfahrungen in den Landesteilen, deren Bevölkerung alles andere als freundlich auf schwarze Menschen reagiert. Noch schlimmer wird es allerdings, als die gesamte Familie in einem Motel Zeuge eines Mordes wird... und Reggie in einem Anflug von Größenwahn einen Fehler begeht, welche sie alle ins Fadenkreuz eines gefährlichen Drogenbarons hievt.
"End of the Road" fängt gar nicht so schlecht an und kurzzeitig hat man gar das Gefühl, dass Netflix sich mit diesem Film nicht so sehr ins eigene Fleisch geschnitten hat wie zuvor erwartet - wenn unter den oftmals nämlich gar nicht tollen Originalfilmen des Streaminggiganten ein Film dabei ist, der gefühlt gar nicht beworben wird, erwartet man natürlich wirklich Schlimmes. Zwar fühlt sich der Film in der ersten Hälfte dann auch recht leidlich nach dem Abhaken einer Checkliste für bedrohliche Situationen an, doch kann Regisseurin Millicent Shelton den tiefverwurzelten Rassismus und die Feindlichkeit, mit welcher Brendas Familie auf dem Weg nach Texas konfrontiert wird, ziemlich gut greifbar machen. Auch die Familiendynamik funktioniert und die Performance von Queen Latifah ist kraftvoll genug, um sie auch in einigen arg überzeichneten Szenen, aus denen die zweite Hälfte fast ausschließlich besteht, noch einigermaßen glaubwürdig wirken zu lassen.
Sobald der eigentliche Plot rund um eine Geldtasche dann aber ans Laufen gerät, verfängt sich Netflix in der guten alten Falle des "Lazy Writing": Die Macher*innen hatten viele Ideen für einzelne, besonders "coole" Szenen, fanden aber offensichtlich keinen Weg, all diese Momente noch mit einem auch nur ansatzweise glaubwürdigen Storytelling zu versehen. Dementsprechend ist alleine schon die Fehlentscheidung, welche die gesamten Dilemmata der zweiten Hälfte in Gang bringt, so dermaßen forciert und von einer zuvor noch als recht rücksichtsvoll und bedacht auftretenden Figur so ungemein dumm ausgeführt, dass man sich gar an den Kopf fassen will. Die Autoren müssen sich wahnsinnig strecken, um ihre Lieblingsszenen irgendwie noch möglich zu machen - so wirkt dann auch eine große Szene, in welcher es Brenda mit einer ganzen Gruppe rassistischer Hillbillies aufnehmen darf, nicht homogen, sondern nur noch wie dazwischengequetscht.
Und auch wenn man nicht ganz ignorieren kann, dass einige rotzige Momente durchaus Spaß machen: Wenn das ganze Drumherum so furchtbar schlecht geschrieben ist und sogar die anfänglich noch elektrisierende, realistische Atmosphäre einer konstanten Bedrohung zugunsten überzeichneter Mega-Actioner über Bord geworfen wird, fällt es schwer, noch einen Zugang zu dem Werk zu finden. Darüber hinaus ist der gesamte Plot, der ohnehin schon wahnsinnig unmotivierend geschrieben ist, auch noch eine Blaupause für Vorhersehbarkeit. Wer beispielsweise nicht schon vom ersten Moment an weiß, wer denn letztendlich hinter der so geheimnisvollen Identität des mysteriösen Drogenbarons stecken wird, der sollte wirklich mal ein paar Lücken in Sachen Filmhistorie füllen. Nein, das hier ist wirklich ganz dröges Schreiben, welches nur deswegen Spaß macht, weil die Kreativen hinter diesem Werk immer wieder auf dramaturgische Regeln pfeifen. Sie lassen ihren Film dabei aber nicht weit genug von der Leine, um über diese eklatanten Schwächen hinwegzurasen und setzen sich daher zwischen alle Stühle und das macht dann in der zweiten Hälfte echt keinen Spaß mehr.
Fazit: Was als elektrisierende Rassismus-Debatte beginnt, endet in einem trashigen, überzeichneten und wahnsinnig schlecht geschriebenen Dauerfeuer voller stupider Wendungen und forcierter Handlungen. Queen Latifah spielt energetisch, kann den Film aber auch nicht vor der Belanglosigkeit retten, in welche er letztendlich mit voller Wucht rast.
Note: 4+
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