Direkt zum Hauptbereich

Für die 80er ziemlich aktuell: Filmkritik zu "Die Waffen der Frauen"

Weil sie sich der Männerdomäne in der Finanzbranche nicht unterwerfen möchte, verbringt Tess McGill (Melanie Griffith) oftmals nur kurze Zeit in den ihr zugeteilten Jobs. Ihren Stand möchte sie sich dennoch bewahren und zum ersten Mal scheint ihr das Glück in die Karten zu spielen, als die letzte Chance der Personalmanagerin sie in eine Abteilung steckt, wo endlich eine Frau das sagen hat... und kein Mann, der Tess für das Versprechen einer beruflichen Chance gleich an die Wäsche will. Doch dieses Glücksgefühl hält nur kurz an, als sich herausstellt, dass auch ihre neue Vorgesetzte Katharine Parker (Sigourney Weaver) ein Biest ist, welches sich die cleveren Ideen ihrer Sekretärin zu eigen machen will. Tess greift die Gelegenheit beim Schopf und versucht auf eigene Faust, den Deal mit dem erfolgreichen Geschäftsmann Jack Trainer (Harrison Ford) einzufädeln, indem sie ein Konstrukt aus notwendigen Lügen und spontanen Ideen entspinnt...

Die erste halbe Stunde der oscarprämierten Komödie "Die Waffe der Frauen" zeigt uns den Alltag einer Frau in einer Männerdomäne so temporeich und so wahr, dass man fast glauben könnte, dass dieser Film zur heutigen Zeit der MeToo-Debatte entstanden wäre und nicht bereits gegen Ende der Achtziger. Zu heutigen Zeiten hätte man aber sicherlich auch darauf verzichtet, dass die toughe Tess, (der nur deswegen nicht zugehört wird, weil sie entweder weiblich ist oder weil sie in der beruflichen Nahrungskette zu weit unten festhängt... oder aus beiden Gründen zugleich) letztlich noch die Hilfe eines Mannes braucht, um ihre Ziele zu erreichen. Dadurch wäre uns aber auch die herrliche Performance von "Sechs Tage, sieben Nächte"-Star Harrison Ford entgangen, der im Zusammenspiel mit Melanie Griffith eine ganz wunderbare Chemie offenbart. Griffith selbst beherrscht den Film dann mit ihrem eigenen Charme, während Sigourney Weaver als nur augenscheinlich sensible Chefin offenbar richtig viel Spaß daran hatte, mal das integre Biest zu verkörpern.
Den Schwung des ersten Aktes kann "Die Waffen der Frauen" im weiteren Verlauf leider nicht ganz bewahren - zu erwartbar und bisweilen auch zu klischeehaft geht der Kampf einer Frau weiter, die nichts weiter will, als nicht bloß auf ihr Geschlecht reduziert zu werden. Immerhin täuschen einige süffisante Dialoge und manch eine spaßige Einzelszene (so zum Beispiel, wenn sich Ford und Griffith auf die Hochzeit eines potenziellen Kunden einschleichen, um dort ein paar Duftnoten zu versprühen) über etwaige Längen und die doch eher bieder inszenierte Geschichte hinweg, die aus damaliger Sicht schon sehr feministisch war, aber heute sicherlich noch kraftvoller erzählt werden würde. Einige Nebenplots haben letztendlich aber wirklich nicht viel mehr zu tun, als den Film mit Ach und Krach auf zwei Stunden zu strecken. Besonders die Geschichte um Tess' Ex-Freund, der sie natürlich ganz klischeehaft mit einem leichten Mädchen betrügt, wirkt arg soapy und Alec Baldwin agiert dabei auch ziemlich müde.
Der Cast aus talentierten Nebendarsteller*innen kommt neben Griffith, Ford und Weaver nur marginal zum Zuge - die Rollen von solch illustren Namen wie Oliver Platt und Kevin Spacey sind teilweise nur sehr klein, weswegen aber locker zu sehen ist, mit was für einer schauspielerischen Glanz-Palette man hier auffährt. Am besten hat es da noch "School of Rock"-Star Joan Cusack getroffen, die zwar als Tess' beste und loyale Freundin mit schrägen Charakterzügen ebenfalls ein Klischee verkörpert, dafür aber immer wieder komödiantisch nahezu perfektes Timing loslassen darf... welches sich im Vergleich zu den wesentlich trockeneren Sprüchen eines Harrison Ford beispielsweise auch noch mal schön absetzt. Letzten Endes bleibt zwar weniger von "Die Waffen der Frauen" hängen, als ich zuvor erwartet habe, da der Film doch etwas zu arg auf den märchenhaften Schemata Hollywoods beruht und sich nicht allzu sensibel mit den zentralen Themen und Problemen der Handlung auseinandersetzt. Kurzweilige Unterhaltung mit ein paar treffsicheren Zeilen und einem herausragend agierenden Ensemble wird dennoch geboten.

Fazit: Etwas bieder inszeniert, aber trotz aufdringlicher Hollywood-Klischees keinesfalls ohne Charme. Über gewissen fehlenden Schwung spielt ein tolles Ensemble leidenschaftlich hinweg und das große Finale macht tatsächlich sehr viel Spaß.

Note: 3



Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Holzhammer pur: Filmkritik zu "Cherry - Das Ende aller Unschuld"

Mit achtzehn Jahren ist sich der Student Cherry (Tom Holland) sicher, in seiner Kommilitonin Emily (Ciara Bravo) die Liebe seines Lebens gefunden zu haben. Als diese ihn jedoch eiskalt verlässt, beschließt Cherry in seiner Trauer, sich für die Army zu verpflichten... noch nicht wissend, dass Emily ihre Meinung ändern und zu ihm zurückkehren wird. Doch der Schritt ist bereits getan und Cherry wird für zwei Jahre in den Irak versetzt, um dort für sein Land zu kämpfen. Die Erfahrungen, die er dort macht und die Dinge, die er dort sehen wird, lassen ihn völlig kaputt zurück... und machen schließlich auch die Rückkehr in seine Heimat und sein folgendes Leben zu einem irren Rausch verkommen, der nicht nur ihn selbst, sondern auch die Menschen um ihn herum zu zerstören droht. Die Brüder Anthony Joe und Russo, die mit dem genialen "Avengers"-Doppel "Infinity War" und "Endgame" zwei der erfolgreichsten und besten Filme unserer Zeit erschufen, holen Tom "Spid

Eddie the Eagle - Alles ist möglich

"Das wichtigste bei den Olympischen Spielen ist nicht der Sieg, sondern die Teilnahme. Das wichtigste im Leben ist nicht der Triumph, sondern der Kampf." Dieses Zitat, welches den Film "Eddie the Eagle" abschließt, stammt von Baron Pierre de Coubertin, dem Begründer der Olympischen Spiele. Und es bringt den Kern der Geschichte, die in diesem Film erzählt wird, sehr gut auf den Punkt, denn um den Sieg geht es hier eigentlich nicht oder zumindest nicht sehr lange. Aber es wird gekämpft und das obwohl niemand dieses seltsame Gespann aus Trainer und Sportler wirklich ernstnehmen wollte - genau das ist das Herz dieses Biopics, welches viele Schwächen, aber zum Glück auch viel Herz hat... EDDIE THE EAGLE Für Michael Edwards (Taron Egerton) gibt es trotz einer bleibenden Knieverletzung nur einen Traum: Er will in einer Disziplin bei den Olympischen Spielen antreten. Schon in seiner Kindheit scheitert er beim Hammerwerfen und Luftanhalten und landet schließlich, sehr

Eiskalte Engel

Die 90er Jahre waren das absolute Revival für die Teenager-Komödie, wobei so manch ein auch etwas verruchterer Klassiker entstand. Dabei gereichte es zur damaligen Zeit bereits für "American Pie", in welchem es sich zwar weitestgehend nur um Sex dreht, der aber dennoch recht harmlos daherkam, zu einem kleinen Skandal. Die logische Fortführung dessen war schließlich "Eiskalte Engel", wo der Sex nicht nur der Hauptfokus ist, sondern im Grunde den einzigen sinnigen Lebensinhalt der Hauptfiguren darstellt. Das ist dann zwar ziemlich heiß und gerade für einen Film der letzten Dekade, der sich an Teenies richtet, erstaunlich freizügig... aber auch sehr vorhersehbar und irgendwie auch ziemlich doof. EISKALTE ENGEL Für den attraktiven Jungspund Sebastian Valmont (Ryan Philippe) ist die Verführung von naiven, jungen Damen der Mittelpunkt des Lebens. Um dem ganzen einen zusätzlichen Reiz zu verschaffen, sucht er stets neue Herausforderungen und geht schließlich mit se