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Nicht so sauber: Filmkritik zu "Cleaner"

Tom Cutler (Samuel L. Jackson) ist ein pensionierter Polizeibeamter, der mittlerweile in einer Reinigungsfirma arbeitet, welche sich besonders auf die Reinigung von Tatorten spezialisiert. Dabei reinigt er Tatorte von Blutflecken oder von angerichtetem Chaos, damit dies die Familie des Opfers nicht mehr tun muss, nachdem die Polizei ihre Arbeit getan hat. Eines Tages wird Cutler, wie beinahe jeden Tag, an einen Tatort gerufen, um dort seinen Job zu machen - er putzt, löst das Blut mit Chemikalien ab und räumt das Zimmer auf. Wenig später muss er jedoch erfahren, dass der Herr des Hauses, in welchem er gearbeitet hat, als vermisst gemeldet wurde und dass der mysteriöse Auftraggeber, der Cutler zu diesem Job geführt hat, nicht existiert. Davon überzeugt, dass man ihm eine Falle stellen will, forscht er selbst nach und kommt einer Verschwörung auf die Spur...

Die ersten Minuten dieses Thriller aus der Hand von "Stirb langsam 2"-Regisseur Renny Harlin haben mich auf positive Art und Weise an eine meiner Lieblingsserien erinnert. Der von Samuel L. Jackson verkörperte Tom Cutler erzählt dabei einer Schar ziemlich verdutzter Partygäste, was sein Job ist und welche chemikalischen Mittel er am liebsten für welche Art von Blutspuren benutzt. Ein wenig hemdsärmelig, mit einer gewissen Schrägheit, aber auch viel Charme und Liebenswürdigkeit erinnerte mich Cutler dabei an den großartigen Dexter Morgan, der ebenfalls eine gewisse Hingabe für Blutspuren mit sich brachte. Und wenn wir wenig später gar einer (wenn auch komprimierten) Reinigung durch die Hand des Experten beiwohnen dürfen, bekommen wir ein Gefühl für diese Art der Arbeit, die alles andere als einfach ist, aber schlichtweg getan werden muss. Jackson kann hier mit einer sehr routinierten Leistung überzeugen und wechselt glaubhaft vom zweifelnden Experten hin zum überforderten Familienvater, dem eine große Last aufgebürgt wird.
Auch der Aufhänger des Plots funktioniert noch: Wenn die ersten Zweifel in Cutlers Hirn aufleben und er dennoch versucht, unter dem Radar zu bleiben, um niemanden aufzuschrecken oder sich gar selbst in Gefahr zu bringen, haben diese Momente eine elektrisierende Spannung, die auch aufgrund Harlins sicherer Inszenierung durchaus zu packen weiß. Je mehr wir jedoch über diese Verschwörung erfahren, desto deutlicher fällt "Cleaner" auseinander. Etliche Nebenschauplätze werden abgegrast (inklusive einer ziemlich faden Familiengeschichte), um entweder falsche Fährten zu legen oder letztendlich das große Puzzle dieses rätselhaften Vorfalls zusammenzufügen. Dabei verliert der Film nicht nur ordentlich an Tempo, sondern wird auch immer standardisierter, je näher er seiner letztendlich arg enttäuschenden Auflösung kommt. Diese ist dann nicht nur ziemlich vorhersehbar, sondern wirkt von den Autoren auch recht simpel zusammengeschustert - das vorherige Mysterium hat also schon lange an Spannung verloren, bevor dem Zuschauer überhaupt mitgeteilt wird, was es damit nun auf sich hatte.
Das ist schade, da sich in dem Film etliche Ansätze für einen spannenden Polizei-Thriller finden lassen, es am Ende aber doch nur fürs grobe Mittelmaß reicht. Der Blickpunkt auf die Geschichte ist frisch, die Hauptfigur hat ordentlich Kanten und auch die Nebenfiguren haben zumindest zu Beginn noch ein gewisses Feuer. Mit der Zeit stehen sich all diese Nebenplots aber gegenseitig im Weg und sorgen trotz einer sehr überschaubaren Laufzeit von nicht einmal 90 Minuten für sträfliche Längen. Dem prominenten Cast kann man dabei nur wenig ankreiden, denn sowohl Ed Harris als auch Eva Mendes oder Luis Guzman verrichten mehr als Dienst nach Vorschrift und schmeißen sich mit Elan in ihre Rollen hinein. Leider wird ihnen vom Drehbuch aber nur selten eine Gelegenheit gegeben, aus ihren letztendlich viel zu einseitig geschriebenen Figuren noch ein wenig mehr herauszuholen. Letztendlich werden sie in teilweise funktionierende, aber zu engstirnig aufgebaute Spannungsspitzen getrieben, die kurzzeitig den Adrenalinpegel erhöhen, in der Gesamtheit der Geschichte aber eher dröge wirken.

Fazit: "Cleaner" beginnt als packender Thriller mit langsamem Tempo und einem spannenden Aufhänger, wandelt sich aber später aufgrund des schwachen Drehbuchs nur noch in einen marginal fesselnden Krimi.

Note: 3- 



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