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Intensive One-Man-Show: Filmkritik zu "Gold" (2022)

In einer nicht weit entfernten Zukunft sind die wichtigsten Ressourcen knapp geworden und die Menschen haben sich weiter als zuvor voneinander entfernt. Ein Landstreicher (Zac Efron) heuert für eine Fahrt in den Westen des Landes einen Fahrer (Anthony Hayes) an. In der Wüste erleidet der Wagen jedoch eine kurzzeitige Panne, was die ohnehin schwierige Beziehung zwischen den beiden Männern noch weiter verschärft. Ein enormer Lichtblick bietet sich ihnen jedoch, als der Landstreicher im kargen Boden einen gigantischen Goldstein entdeckt. Das Auto des Fahrers ist jedoch nicht stark genug, um diesen aus dem Boden zu befreien. Mangels Alternativen bleibt der Landstreicher in der Wüste zurück, um den Schatz zu beschützen, während der Fahrer in einer mehrere Tagesreisen entfernten Stadt einen Bagger organisieren möchte. Ein gnadenloser Kampf gegen die Natur beginnt und der Landstreicher muss sich mit der brütenden Hitze, den wilden Tieren und schließlich auch mit seinem eigenen Verstand auseinandersetzen...

Dass "Gold" tatsächlich eine Art Zukunftsversion ist, ist eigentlich unnötig - eine Geschichte wie diese, über die abartige Gier des Menschen und den strahlenden Egoismus in Angesicht von Reichtum und Unabhängigkeit, könnte problemlos auch zu unserer heutigen Zeit erzählt werden. Zudem bleiben die wenigen Abhandlungen über die schwierige Zukunft der Menschheit in Bezug auf den Mangel wichtiger Ressourcen wie Wasser eher fadenscheinig. Trotzdem entwickelt sich der Film von Regisseur Anthony Hayes zu einer nicht unbedingt originellen, aber dennoch sehr kraftvollen und tragischen Abhandlung über die (verschwundene) Menschlichkeit. Das ist zwar nichts, was wir in ähnlicher Form nicht schon woanders gesehen haben, wird aber aufgrund der brachialen Naturaufnahmen (vor Ort gedreht) ziemlich intensiv inszeniert. Dabei gefällt sowohl der erste Akt, in welchem die beiden Männer eine Auf-und-Ab-Beziehung zueinander aufbauen, als auch die letzten zwei Drittel, die Hauptdarsteller Zac Efron fast völlig alleine bestreiten muss.
Und nach dieser Performance fällt es wahrlich nicht schwer, den ehemaligen Disney-Star in eine Reihe mit sich ebenfalls von ihren Mainstream-Franchises abgewendeten Stars wie Robert Pattinson zu stellen. Es wird natürlich immer die ewig Unbelehrbaren geben, die Efron keinesfalls eine Karriere abseits der mittlerweile seit vierzehn Jahren beendeten "High School Musical"-Reihe gönnen wollen und ihn auf immer und ewig auf diese Rolle beschränken werden. Denen entgeht dann aber eine seit einigen Jahren ziemlich interessante Karriere, in welcher sich Efron immer wieder an düsteren Rollen versucht... und die hiermit ihren zwischenzeitlichen Klimax erreichen dürfte. Denn einen Film wie diesen alleine zu stemmen, das ist wahrlich keine einfache Aufgabe und dass Efron dabei nicht nur überzeugt, sondern sogar sehr beeindruckend agiert, ist mehr als erfreulich. Uneitel, zeternd und mit aller Körperlichkeit voll aus sich herausgehend liefert Efron eine dreckige, oftmals schwer zu ertragende Performance, die man ihm zwar vorab durchaus auch zutrauen wollte, die in ihrer Brutalität und vor allem ihren physischen Strapazen aber wirklich sprachlos macht.
Einige Längen bleiben typischerweise nicht aus, denn der alleinige Überlebenskampf an einem sehr untröstlichen Ort dreht sich nun mal irgendwann im Kreis und besteht im Grunde nur darin, dem armen, namenlosen Mann, der sich naiverweise in solch eine Strapaze hat hineinreden lassen, immer wieder einen noch härteren Schlag als den vorigen zu verpassen. Auch einige Wendungen im letzten Drittel wirken entweder arg forciert oder sind zu vorhersehbar, um einen richtigen Eindruck zu hinterlassen. Und das allerletzte Bild vor dem Rollen des Abspanns hätte sich Hayes am besten noch ganz erspart, da es das Geschehen der vorigen Minuten doch etwas zu harsch abmildert. Letztendlich wirken diese Kritikpunkte angesichts der grandiosen Performance Efrons und der teils knallharten Inszenierung aber nicht so arg rein. Allzu sehr hebt sich "Gold" zwar nicht von ähnlichen Survival-Thrillern ab, gibt dem Ganzen aber noch eine deprimierende Komponente. Und wer sich an solcherlei Fingerzeigen stört, dem bleiben immerhin einige wirklich starke Naturaufnahmen, die staunen lassen. 

Fazit: Die Inszenierung ist brachial, Zac Efrons One-Man-Show über jeden Zweifel erhaben. Die Dramaturgie ist dabei gerade in den Aspekten der verlorengegangenen oder nie existierenden Menschlichkeit etwas zu durchsichtig und formelhaft, doch die Einzelszenen des wilden Kampfes gegen die Natur wirken dennoch nach.

Note: 3



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