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Ohne jeden Plan: Filmkritik zum Netflix-Original "Der Parfumeur"

Ihr fehlender Geruchssinn behindert sie in ihrem gesamten Leben, weswegen die junge Sunny (Emilia Schüle) einen endgültigen Neuanfang wagen will: Sie zieht weg und fängt fernab von ihrer Heimat eine neue Stelle als Polizistin an. Dort wird sie sogleich mit mehreren, mysteriösen Mordfällen konfrontiert, welche in die Richtung der Verdächtigen Rex (Anne Müller) zeigen. Als Sunny weiter recherchiert, kommt sie jedoch auch dem umnebelten Dorian (Ludwig Simon) auf die Spur, der tatsächlich hinter den Morden zu stecken scheint. Dieser plant dabei nicht nur die Herstellung eines Liebes-Parfums, sondern könnte Sunny sogar dabei helfen, ihren Geruchssinn wiederzuerlangen...

Dieser neue Netflix-Film ist quasi eine Neuinterpretation von diversen Eckpfeilern der grandiosen Geschichte "Das Parfum" von Patrick Süskind - ein Roman, der im Jahr 2006 bereits originalgetreu und mit einer großen Starbesetzung von Tom Tykwer verfilmt wurde. Regisseur Nils Willbrandt verfrachtet den Stoff in die Jetztzeit und sammelt einige der Ideen des Originalstoffes zu einer ganz eigenen Geschichte zusammen. Ein solches Vorhaben, wobei aus einer bekannten Geschichte ein neues, originelles Erlebnis gezimmert werden soll, klingt an und für sich ja erst mal spannend und könnte somit auch Kenner des Originals das ein ums andere Mal überraschen. Leider schienen die Macher aber selbst keinen wirklichen Plan zu haben, wohin sie mit der Geschichte von "Der Parfumeur" eigentlich wollen und liefern dabei einen schrecklich langatmigen, zerfaserten und unentschlossenen Möchtegern-Thriller ab, der kaum spürbare Substanz liefert.
Die Geschichten der jungen Kommissarin, des verrückten Täters und vieler anderer Nebenfiguren laufen dabei ziemlich seltsam nebeneinander her, wobei sich der Fokus sehr bald weg von dem eigentlichen Krimi und hin zu einer arg konstruierten Ego-Nummer rund um Polizistin Sunny und ihr Liebesleben bewegt. Dass der Plot ohnehin irgendwie läuft und schließlich da endet, wo er soll, funktioniert auch nur, da sämtliche Charaktere vollkommen out of order handeln. Am schlimmsten agiert dabei noch Sunny, die aus rein emotionalen Beweggründen auch noch jede Regel von ansatzweise professioneller Polizeiarbeit über Bord wirft und sowieso nie so genau zu wissen scheint, was sie eigentlich will und braucht. Die weiteren Figuren wirken in diesem wirren, diffusen Treiben wie eine reine Staffage, die allein um Emilia Schüle gebaut wird, die hier tatsächlich eine der schwächsten Leistungen ihrer Karriere hinlegt. Schüle, sicherlich eine der besten deutschen Schauspielerinnen ihrer Generation, nimmt man aufgrund des jugendlichen Gesichts und der unsicheren Haltung weder die erfahrene Polizistin ab, noch kann sie in den emotionalen Grundpfeilern irgendwelche glaubwürdigen Akzente setzen.
Immerhin hat Regisseur Willbrandt einige schöne inzenatorische Ideen gehabt. Die gewagten Kamerafahrten und Bilder scheinen dabei aber eher über die fehlende Substanz der Geschichte hinwegtrösten zu wollen, weswegen auch diese netten Einfälle keinen sonderlichen Eindruck hinterlassen. Gewaltig störend, weil vollkommen unnötig, kommen auch die durchgehenden Off-Kommentare der Protagonistin daher, welche das Treiben immer wieder untermalt. Die Geschichte ist nun wirklich nicht so komplex alsdass man dafür noch eine Sprecherin brauchte, die dem Zuschauer immer wieder das erklärt, was er eh schon längst weiß... so zum Beispiel, dass Sunny zu Beginn der Verdächtigen auf eigene Faust folgt, was die Bilder aber ohnehin schon selbst erklären. Es scheint also, als hätte man für die Produktion von "Der Parfumeur" schlicht und einfach nur die Idee gehabt, den bekannten Stoff neu aufzurollen und frisch zu interpretieren, jedoch keinerlei Einfälle gehabt, was man damit nun eigentlich anfangen soll. Dementsprechend ein Netflix-Original, welches höchstens von dem enormen Stand des Originals leben kann und ansonsten erschreckend wenig zu bieten hat.

Fazit: Dröge Neuinterpretation eines kultigen Stoffes, die nicht weiß, was sie will und trotz einer schönen Optik höchstens banale Substanz bietet.

Note: 4-



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