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Immer noch Kult?: Filmkritik zu "Hot Shots! - Die Mutter aller Filme"

Viele Jahre war Sean "Topper" Harley (Charlie Sheen) ein angesehener Kampfpilot bei der US Navy, doch die düstere Vergangenheit seiner Familie brachte ihn dazu, dem Militär den Rücken zu kehren. Tatsächlich soll sein tollpatschiger Vater Schuld am Tode eines Kameraden sein - eine Bürde, die Harley verfolgt. Nun wird er jedoch vom Offizier James Block (Kevin Dunn) aufgesucht, da man seine Kenntnisse für eine wichtige Mission braucht. Harley lässt sich überreden, stößt am Stützpunkt jedoch auf das Unverständnis seiner neuen Kameraden, welche die Taten seines Vaters nicht vergessen wollen. Zudem scheint es auch einen Maulwurf in der Navy zu geben, welcher die gefährliche Mission manipulieren möchte...

"Hot Shots" gilt als Kult-Parodiefilm, welcher im Jahr 1991 vor allem im Fahrwasser der wahnsinnig erfolgreichen "Die nackte Kanone"-Filme fuhr und im Grunde nach dem selben Prinzip funktionierte... ein Prinzip, welches später zum Beispiel in der "Scary Movie"-Reihe oder hierzulande auch in Michael Bully Herbigs kultigen Kinofilmen wie "Der Schuh des Manitu" zum Einsatz kam. Dementsprechend ist eine zusammenhaltende Handlung nur marginal auszumachen und wird für den Film als solches im Grunde kaum gebraucht. Dementsprechend haben wir es hier mit einer reinen Parade an Gags zu tun, die oftmals nur marginal miteinander verbunden sind und dementsprechend aneinandergereiht werden. Ob man mit "Hot Shots" seinen Spaß haben wird, hängt also viel mit damit zusammen, ob man diese Art von Humor teilt - denn der wird hier mit dem Holzhammer präsentiert.
Im Grunde ist aber für jeden etwas dabei: Es gibt übertriebenen Slapstick, der bei mir meistens weniger Lachsalven ausgelöst hat und der bisweilen ein wenig an die überzeichneten Road-Runner-Cartoons erinnert. Deutlich treffsicherer sind dabei einige stumpfe Dialoge sowie ein paar sehr hübsche Running Gags, die sich nett über den gesamten Film verteilen. Die Trefferquote aller Gags liegt dabei ungefähr bei fünfzig Prozent - das heißt, dass im Grunde nach jedem Rohrkrepierer meistens ein Witz folgt, der es daraufhin wieder besser macht. Im Fokus steht dabei eine Parodie auf den 80er-Megahit "Top Gun", bei dem man sich auch am Handlungsgerüst bedient hat. Doch auch weitere Filmklassiker werden, teilweise nur in kurzen Szenen, abgehandelt und parodistisch zitiert, darunter das Leinwand-Epos "Vom Winde verweht" oder die Comicverfilmung "Superman". Rein inszenatorisch bewegt man sich dabei auf solidem Niveau und die Macher haben viele Mühen darauf verwendet, diese Parodien so nahe an die Originale wie möglich zu bewegen.
Charlie Sheen darf in der Hauptrolle beweisen, dass er das Zeug zum Comedy-Talent hatte. Mit einer herrlichen, stoischen Ernsthaftigkeit kann er als tollpatschige Tom-Cruise-Variation immer wieder zu Schmunzerln anregen. Dass die Figuren ihre Probleme so ernstnehmen, sorgt auch dafür, dass diese Aneinanderreihung von Albernheiten einigermaßen funktioniert. Man suhlt sich nicht in schrägem Humor, sondern erreicht den Witz vor allem dadurch, dass die Figuren glauben, sie wären wirkliche Helden. Einen echten Scene Stealer gibt es neben Sheen, dessen "Two and a Half Men"-Kompagnon Jon Cryer sowie dem späteren "Stranger Things"-Star Cary Elwes aber durchaus: Lloyd Bridges gelingt es, absolut jede seiner Pointen absolut zuverlässig ins Ziel zu bringen und ist als seniler Lieutnant, der für diesen Job eigentlich zu alt ist und deswegen mit stoischer Miene ein heilloses Chaos anrichtet, schlichtweg umwerfend komisch und mit Sicherheit der heimliche Star dieses Films.

Fazit: Man liebt oder hasst Filme wie diese, doch die Gag-Quote des Kultstreifens "Hot Shots!" hat sich aus heutiger Sicht sehr solide gehalten. Es gibt viele Rohrkrepierer, aber auch ein paar echte Volltreffer, was sich für Fans dieser Art von Streifen also durchaus lohnt... auch heute noch.

Note: 3



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