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Der Gott der Albernheiten: Filmkritik zum Marvel-Abenteuer "Thor: Love And Thunder"

Gemeinsam mit seiner treuen Axt Sturmbrecher und an der Seite der berüchtigten "Guardians of the Galaxy" ist Thor Odinson (Chris Hemsworth) im Weltall unterwegs, um versklavte Völker vor ihrem Dasein in der Finsternis zu retten. Dabei wirft jedoch ein neuer Widersacher seine Schatten voraus, der nicht nur Thor, sondern gleich allen Göttern des Universums das Licht ausknipsen will: Der Götterschlächter Gorr (Christian Bale) ist unterwegs und greift dabei auch das beschauliche Städtchen New Asgard auf der Erde an. Im Kampf gegen Gorr erhält Thor nicht nur die Unterstützung von Asgards neuer Regentin Valkyrie (Tessa Thompson), sondern überraschenderweise auch von seiner Ex-Freundin Jane Foster (Natalie Portman), die aus mysteriösen Gründen ebenfalls dazu fähig ist, den Hammer Mjolnir zu schwingen...

In der ersten halben Stunde war "Thor: Love And Thunder" (mit diesem Film ist Thor der erste Superheld im Marvel Cinematic Universe, der vier Solofilme erhalten hat) genau das, was ich besonders nach dem vollkommen wirren "Doctor Strange in the Multiverse of Madness" befürchtet hatte: Düstere Szenen, dramatische Momente und allerlei Spektakel beißen sich fürchterlich mit dem schrägen Humor von Regisseur Taika Waititi, der zuvor auch schon den dritten "Thor"-Film zu einer arg zwiespältigen Angelegenheit machte. Finstere Momente rund um eine Krebserkrankung oder die Hintergrundgeschichte des traurigen Bösewichts Gorr werden immer wieder von Szenen dämlichster Albernheit unterbrochen, wobei der Humor wahnsinnig bemüht wirkt und kaum ein Scherz sein Ziel treffen will. Besonders der uninspirierte Gastauftritt der Guardians-Gang um Chris Pratt ist dabei allerhöchstens ein laues Lüftchen und "Love And Thunder" gelingt es zu diesem Zeitpunkt nicht, all seine losen Storyfäden unter dem aggressiven Humor-Aspekt zusammenzuhalten.
Wider Erwarten wird der Film mit fortschreitender Laufzeit jedoch immer besser. Natürlich gibt es auch später immer noch die üblichen Waititi-Floskeln, die eher selten ihr Ziel treffen wollen, aber immer wieder auch ein paar nette Punktlandungen. Und tatsächlich funktioniert letztendlich auch die Symbionte aus schrägen Weltraumabenteuern (inklusive eines Besuchs bei Göttervater Zeus, der wirklich die Spitze der Albernheit darstellt) und einer recht dramatischen Geschichte relativ gut. Die Chemie zwischen Chris Hemsworth und Natalie Portman, die nach neun Jahren endlich zum MCU zurückkehren konnte, ist absolut stimmig und ihre neu aufgerollte Liebesgeschichte in der Tat mehr als rührend. Und in den wenigen Szenen, in denen er wirklich mal aufs Parkett treten darf, brennt sich "The Dark Knight"-Star Christian Bale mit seiner düsteren Performance absolut ins Gedächtnis - in die Riege der besten Marvel-Schurken darf er sich indes nicht einreihen, da der Film viel zu wenig Zeit darauf verwendet, diesen Über-Bösewicht greifbar zu machen.
In den besten Momenten ist "Love And Thunder" drollig, fantasievoll und spannend zugleich und gipfelt schließlich in einem elektrisierenden Showdown, der nicht nur durch sein farbentsättigtes Setting optisch vollkommen überzeugt, sondern auch die richtige Fallhöhe hat, um die Zuschauer an die Charaktere und ihre Schicksale zu binden. Dabei erweitert der Film sinnvoll das Universum, ohne das Publikum gleich zu erschlagen - der Mittelpunkt bleiben die sympathischen Figuren, wobei auch Thor als eines der bekanntesten und beliebtesten Mitglieder der Avengers-Familie eine stimmige Wandlung durchläuft. Die Einbindung bekannter Figuren und Plots gerät dabei ein wenig stimmiger als in jüngeren Marvel-Filmen, wo zumeist nur auf den Zitierwahn und weniger auf eine kohärente Weiterführung der Geschichten geachtet wurde. Wohin die Reise als nächstes geht, lässt sich innerhalb der berüchtigten Marvel-Cliffhanger zwar noch nicht ganz abschätzen und generell darf auch bezweifelt werden, ob Taika Waititi noch immer der Richtige ist, um die Abenteuer des Donnergottes zu inszenieren: Etwas weniger schriller Wahnsinn hätte es nämlich doch sein dürfen. Gespannt darf man aber sein, denn mit diesem Film hat man Thor keinen großartigen, aber einen recht unterhaltsamen Pfeiler in der Neuausrichtung des MCU spendiert.

Fazit: Immer wieder zu gewollt albern, trifft "Thor: Love And Thunder" vor allem zu Beginn nicht den richtigen Ton - die Kontraste zwischen einer ernsten Geschichte und dem schrillen Wahnsinn sind einfach zu steil. Später wird der Film, auch dank sympathischer Darsteller*innen und einiger herrlicher Ideen, aber spürbar besser.

Note: 3+



Kommentare

  1. War ein besserer Film als ich gedacht hatte. Die 3 ist eine gute Note.

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