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Ein runder Abschluss: Serienkritik zur dritten und letzten Staffel von "Locke & Key"

Nachdem der finstere Dämon Dodge (Laysla De Oliveira) endgültig besiegt wurde, bereitet sich die Familie Locke auf eine große Feier im Key-House vor: Onkel Duncan (Aaron Ashmore) wird heiraten und alle sind deswegen vollkommen aus dem Häuschen. Duncan besteht zudem darauf, während der Zeremonie und der anschließenden Feier bloß kein neues Chaos rund um die mystischen Schlüssel zu verursachen. Doch der kleine Bode (Jackson Robert Scott) entdeckt in dieser Zeit einen neuen Schlüssel, der Zeitreisen möglich macht und droht dabei, die Kontrolle zu verlieren. Zudem verliert sein großer Bruder Tyler (Connor Jessup) aufgrund seines nahenden, achtzehnten Geburtstages langsam die Erinnerung an die Magie der Schlüssel... und mit dem Soldaten Frederick Gideon (Kevin Durand) lauert eine neue Bedrohung für die Locke's aus der Vergangenheit.

Nicht nur von der reinen Episodenanzahl ist die finale Staffel der Fantasy-Show "Locke & Key" die kürzeste: Die letzten acht Folgen kommen zudem teilweise auch sehr kurz daher, sodass die kürzeste Episode ohne den Abspann nicht mal auf dreißig Minuten kommt... und die meisten anderen Folgen sind auch nicht bedeutend länger geraten. Kein Wunder also, dass sich das große Finale der Serie ein kleines bisschen gerusht anfühlt, was im Kern aber auch nicht allzu schlimm ist. Denn im Grunde schloss die zweite Season einen Großteil der Kernkonflikte bereits ab, wohingegen die dritte Season einen fast völlig neuen Gegenspieler auf den Plan ruft. Der wird dann von "Lost"-Star Kevin Durand mit ordentlicher Spielfreude am Bösesein verkörpert, ist mit seinen kruden Welteroberungsplänen aber auch ein wahnsinnig eindimensionaler und langweiliger Bösewicht, der (ganz im Gegensatz zu den griffigeren Dodge und Eden) zu keinem Zeitpunkt sonderlich bedrohlich, sondern eher comichaft wirkt. Allzu viel hat man darüber hinaus in der dritten Season also eigentlich nicht mehr zu erzählen - trotzdem ist es schön zu sehen, dass zumindest für ein paar ruhigere Nebenplots noch Platz war.
Besonders überzeugend gerät dabei die Geschichte rund um den größten Locke-Spross Tyler, der mit seinen schwindenden Erinnerungen, der Abkehr von seiner Familie und auch dem Eintritt in die Welt der Erwachsenen hadert. Leider wird sein Plot, welcher der einzige ist, der wirklich auf menschlicher Ebene ein wenig tiefer angeschnitten wird, später zugunsten des bekannten Dauerfeuers weggeschoben. Für die restlichen Figuren bleibt dabei noch weniger Platz: Hauptcharaktere wie Bode oder Kinsey durchlaufen praktisch keine weitere Entwicklung mehr, da ihre Geschichten zuvor so gut wie auserzählt waren. Und auch für zahlreiche Nebenfiguren ist so gut wie gar kein Platz mehr - viele von ihnen werden entweder zu etwas besseren Statisten degradiert oder für mittelmäßige Cameos herausgekramt. Zum einen ist es schön, dass der Fokus wieder etwas mehr auf der Familie Locke liegt und nicht ständig etliche Figuren durchs Bild huschen, die allesamt zu ihrem Recht kommen wollen... trotzdem hätte man sich für diese Charaktere dann auch noch ein paar bessere Geschichten gewünscht als nur einen erneuten und in dieser Form nur selten wirklich aufregenden Kampf gegen das Böse.
In dieser Form beißt sich auch erneut die kindlich vorgetragene Erzählung mit dem recht hohen Brutalitätsfaktor - denn eine Serie, die aufgrund einiger ziemlich grafischer Szenen zurecht ab 16 Jahren freigegeben ist, in ihrem simplen Erzählton aber eben deutlich näher an "Die Chroniken von Narnia" als an "Game of Thrones" dran ist, wirkt eben bisweilen arg diffus. Und auch die einzelnen Plotelemente, die gewisse Bedohungsszenarien in Gang setzen sollen, wirken wie gehabt arg forciert - so muss auch hier zum wiederholten Male das naive Kind als ständiger In-Gang-Bringer etlicher Gefahren herhalten, was die Figur des Bode ziemlich anstrengend macht. Am besten ist auch die dritte Season immer dann, wenn sie sich ab und zu ein wenig Zeit nimmt, die wirklichen magischen Seiten dieser Welt zu erkunden und sie auch atmen zu lassen, statt ständig einen Schlüssel nach dem anderen in optischer Brillanz über den Bildschirm zu werfen. Was das angeht, haben die Macher*innen aber immerhin einen ziemlich konsequenten und auch sehr rührenden Abschluss gefunden, welcher zu Herzen geht und die ganze Sache sehr rund und zufriedenstellend beendet. Das ist dann zwar im Gesamtprodukt immer noch eher handzahm, aber heutzutage muss man sich ja zumindest schon freuen, wenn eine Serie wirklich beendet wird und dabei nicht vollkommen enttäuschend ausplätschert.

Fazit: Die vorherigen Probleme zieht auch die finale Season von "Locke & Key" noch mit sich - und aufgrund eines blassen Gegenspielers und weniger Weiterentwicklungen unter den Charakteren kommt die Sache noch simpler daher als vorher. Besonders in ruhigeren Einzelszenen entwickelt die Serie aber durchaus weiterhin einen sympathischen Sog und kommt auch zu einem sehr runden, zufriedenstellenden Abschluss.

Note: 3-



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