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Diesmal wirklich magisch: Serienkritik zur zweiten Staffel von "Locke & Key"

Das Leben scheint wieder normal. Unter der festen Überzeugung, die Gefahr des finsteren, nach den Keyhouse-Schlüsseln gierenden Dämons gebannt zu haben, freuen sich Tyler (Connor Jessup), Kinsey (Emilia Jones) und Bode (Jackson Robert Scott) auf die baldige Premiere des No-Budget-Streifens "The Splattering", nutzen die Schlüssel, um ihre Leben zu vereinfachen und kehren in den Alltag zurück. Doch die Bedrohung ist noch da und erscheint diesmal vor allem in Form von Kinseys Freund Gabe (Griffin Gluck), der mit Hilfe der besessenen Eden (Hallea Jones) noch immer versucht, an die Schlüssel heranzukommen. Und auch mit einem weiteren Problem müssen sich die Locke-Kinder und deren Freunde herumschlagen: Je älter sie werden, desto mehr steigt die Gefahr, dass sie die gesamte Magie und alle Erlebnisse, die damit zusammenhängen, wieder vergessen. Auf der Suche nach einer Lösung dieses Problems geraten Kinsey und Tyler auf die Spur der in einer psychiatrischen Anstalt eingesperrten Erin Voss (Joy Tanner)...

Die zweite Staffel von "Locke & Key" ist der ersten in beinahe jeder Hinsicht überlegen, merzt deutliche Fehler aus, kann aber trotzdem nicht durchgehend packen. Eine etwas zähe und dennoch reichlich oberflächliche Einführung von Karikatur-Figuren fällt diesmal zum Glück weg, doch wirklich mehr Fleisch auf die Knochen bekommen die Charaktere diesmal auch nicht. Mit persönlichen und privaten Problemen halten sich die Macher*innen diesmal deutlich weniger auf, was angesichts der klischeehaften Konflikte der ersten Staffel zwar freut und auch für ein höheres Tempo sorgt... doch wäre es an dieser Stelle irgendwie schöner gewesen, die Fehler in der Charakterzeichnung auszubessern statt diese Bereiche einfach zu streichen. Stattdessen bekommen wir über zehn Episoden nun eine echte Hatz geboten, wobei die Geschichte noch einmal deutlich simpler ausfällt - im Kern geht es hier nur noch um einen bösen Dämon, der von den strahlenden Helden aufgehalten werden muss. Und das ist bisweilen ziemlich spannend geraten, da das Gaspedal fast durchweg durchgetreten wird. Wirklich in die Tiefe geht es aber auch nicht und ergötzt sich erneut an einigen recht kühlen Fantasy-Klischees. Besonders die dramatischen Momente, in denen unsere Helden in Gefahr geraten, wirken oft wahnsinnig forciert.
Dass das nicht wirklich stört, liegt daran, dass man sich trotz dramaturgischer Stolpersteine sehr gerne an dem ergötzt, was die Macher uns an Magie vorlegen. Denn wo die erste Staffel trotz etlicher Schlüssel mit unterschiedlichen Fähigkeiten noch relativ unoriginell agierten, so stoßen sie die Türen zur Fantasy-Welt diesmal deutlich weiter auf. Immer wieder nutzt man den Grundaufbau der Geschichte rund um Schlüssel, Türen und ein magisches Haus für einige herrliche Ideen und Actionszenen, vergisst dabei den ziemlich treffsicheren Humor nicht und wartet mit allerlei Überraschungen auf. Manchmal gestalten sich diese nur aus optischer Natur, um die beeindruckenden Spezialeffekte wirken zu lassen - oftmals bekommt aber auch die Story einen neuen Drive. Langweilen tut man sich dementsprechend bis zum Finale, welches keinen Stein auf dem anderen lässt, wirklich nicht - die Ideen sprudeln nur so hervor und manchmal ist es gar ein wenig zu viel, was da auf einen einprasselt. Dass die eigentliche Geschichte dementsprechend simpler nicht sein könnte und auch mit weniger einschneidenden Wendungen aufwartet (und wenn sie das tut, fühlt man aufgrund der zurückhaltenden Inszenierung und der oberflächlichen Figuren einfach mal gar nichts), fällt dabei zwar durchgehend auf, weicht aber immer wieder dem wahnwitzigen Spektakel.
Wie bereits erwähnt, können die zentralen Charaktere bei all diesen magischen Wundern nicht ganz mithalten - sie wirken in den meisten Fällen viel zu sehr auf genau eine Verhaltensweise zurechtgemünzt und können dabei auch keine wirklichen Überraschungen verursachen. Immerhin sind die zuvor noch leidlich blassen Hauptdarsteller*innen aber in den meisten Fällen besser in ihre Rollen hineingewachsen - gerade Emilia Jones und Connor Jessup, die auch vorher schon solide agierten, wissen diesmal wirklich zu gefallen. Aus dem Rahmen fällt nur der weiterhin arg blasse Bösewicht, der nun mit neu-altem Gesicht agiert, was dem Schwung nicht zugute kommt. Griffin Gluck spielt nämlich so arg angestrengt, dass ihm jegliche Bösartigkeit vollkommen abgeht. Etwas mehr Stringenz wäre auch in den zentralen Actionszenen schön gewesen, denn wenn man diesmal immerhin die merkwürdige Dissonanz zwischen brutalem Horror und simpler, beinahe familiengerechter Fantasy-Unterhaltung hinbekommt (mit noch mehr Einschlag zur Düsternis), hätte man auch hier noch deutlicher ausholen können. Obwohl die Spezialeffekte überzeugen, fehlt es aber besonders den 1-gegen-1-Duellen fast vollkommen an jeglicher Dynamik. Man kann die schlecht ausgearbeiteten Choreos förmlich sehen, was unter all dem Spektakel immer wieder für ein wenig unfreiwillige Komik sorgt.

Fazit: Spannender, düsterer, flotter und viel magischer. Die dramaturgischen Schwächen durch eine sehr simple Geschichte und oberflächliche Figuren machen sich aber weiterhin sehr stark bemerkbar, weswegen trotz viel Spektakel nur wenig Herz übrigbleibt.

Note: 3



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