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More of the same: Filmkritik zu "Honest Thief"

Über Jahre hinweg hat der Meisterdieb Tom Dolan (Liam Neeson) mehrere Millionen aus Banktresoren entwendet und wurde somit als der "In and Out"-Dieb berüchtigt. Nachdem er Annie Wilkens (Kate Walsh), die Angestellte einer Lagerfirma, kennengelernt und sich in sie verliebt hat, möchte er ein normales Leben beginnen... welches mit dem FBI im Rücken aber so niemals möglich sein könnte. Aufgrund seiner Liebe zu Annie beschließt er sich den Behörden zu stellen und gegen eine Rückgabe des Geldes einen Deal auszuhandeln. Doch die Agenten, die schließlich kommen, um ihn zu befragen, haben etwas ganz anderes im Sinn und wollen das gelagerte Geld stehlen. Schon bald befindet sich Tom mittendrin in einer ausgewachsenen Verschwörung, welche man ihm in die Schuhe schieben will und die auch seine Freundin bedroht...

Liam Neeson hat sich auf seine älteren Tage zu einem Actionstar gemausert, der in allerlei Filmen mitspielt, die allein auf ihn zurechtgeschrieben scheinen. Nur so lässt es sich erklären, dass er in vielerlei mittelmäßigen Actionstreifen mitgespielt hat, die einzig und allein durch seine stoische Präsenz und sein angenehmes, minimalistisches Spiel noch so etwas wie einen Mehrwert besitzen. "Honest Thief" ist dabei keine Ausnahme - der in Deutschland direkt für den VoD-Markt veröffentlichte Action-Thriller lebt von Neesons Darstellung und hat darüber hinaus niemals mehr als das Genre-Einerlei zu bieten, welches uns im gefühlten Wochentakt vor die Füße geworfen wird. Die einzige Ausnahme bildet eine nette Idee zu Beginn des Films, wenn Tom Dolan mit allen Mitteln versucht, sich dem FBI zu stellen. Dieses ist aber nicht wirklich von Dolans Geschichte überzeugt, da sich in den letzten Monaten etliche Männer den Behörden zu stellen versucht haben... und Tom muss diese nun praktisch anbetteln, damit man ihn wenigstens verhört.
Nach dieser sehr netten Idee, die sogar auf einer komödiantischen Ebene durchaus Zunder besitzt, verläuft "Honest Thief" aber in den erwartbaren Fahrwassern des Genres und hat zudem noch mit einem Plot zu kämpfen, der schon beim geringsten Nachdenken in sich zusammenfällt. Schuld daran sind Charaktere, die sich so dämlich aufführen, dass man sich ernsthaft fragen muss, wie diese sich so lange in ihren jeweiligen Jobs als Profis schlagen konnten. So sind die beiden fiesen Agenten, die sich lieber das gute Geld des Diebes unter den Nagel reißen und damit ihre Altersvorsoge auffrischen wollen, wahrlich dümmer als die Polizei erlaubt. Sie kommen nur immer wieder mit ihren kriminellen Akten durch, weil die Personen, die eigentlich gegen sie spielen, ebenfalls am laufenden Band dumme Entscheidungen treffen. Das muss natürlich so sein, damit der Plot so laufen kann, wie er es muss, aber es fällt schon extrem auf. Letztendlich sehen wir schwach geschriebenen Charakteren, die einen einzigen Plan nicht mal ansatzweise korrekt durchdenken konnten, dabei zu, wie sie umeinander herumtänzeln und dabei versuchen, sich irgendwie in Sachen Blödheit zu übertrumpfen.
Das klingt nun schlimmer, als es ist, denn im Kern sind die Figuren, obwohl sie klischeehafte Abziehbilder sind, noch einigermaßen charmant. Das Duo aus zwei korrupten Agents, von denen einer natürlich an der ganzen Sache zweifelt, sowie dem raubeinigen, aber herzensguten Verbrecher kennen wir zwar schon zu genüge, aber die Darsteller rund um Liam Neeson oder "Suicide Squad"-Star Jai Courtney liefern zumindest genug Spielfreude, um einigermaßen an den Figuren dranzubleiben. Viel Tiefe sollte man hier allerdings nicht erwarten - so bleibt auch die Beziehung zwischen Tom und Annie, obwohl man ihr überraschend viel Zeit widmet, ziemlich flach. Und auch in Sachen Action gibt es wenig Aufregendes zu vermelden, da Regisseur Mark Williams sich mit den altbekannten Fußnoten des Genres begnügt und es den zentralen Verfolgungsszenen somit an Dringlichkeit, Energie und auch an einer originellen Note fehlt... die man hier aber ohnehin nicht erwartet hat.

Fazit: Ein standardisierter Actionfilm, in welchem die Charaktere oftmals schon auf ärgerliche Weise dumm handeln, um den erwartbaren Plot am Laufen zu halten. Liam Neeson hält den Film mit seiner bekannten Energie am Leben, kann aber auch nicht verhindern, dass das alles schon ziemliche Stangenware ohne eigene Ideen ist.

Note: 4+



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