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Doch keine völlige Katastrophe: Filmkritik zu "The Pyramid - Grab des Grauens"

Der Archäologe Niles Holden (Denis O'Hare) und seine Tochter Nora (Ashley Hinshaw) entdecken in Ägypten eine im Sand vergrabene Pyramide. Trotz der Rebellionen der Bevölkerung errichten die beiden gemeinsam mit ihren Helfern sowie einem Kamerateam rund um die Reporterin Sunni Marsh (Christa Nicola) eine Basis, um die Pyramide erforschen zu können. Als die ägyptische Regierung eine solche Untersuchung kurzfristig ablehnt, beschließen Holden und die anderen, dennoch für einige Stunden hineinzugehen, da sie befürchten, anschließend nie wieder eine solche Chance zu erhalten. Im Inneren des Fundes entdecken sie tatsächlich etwas von enormer, historischer Bedeutung... und zudem eine tödliche Gefahr, die ihnen alsbald nach dem Leben trachtet.

Meine Erwartungen waren wahnsinnig niedrig, denn der Großteil der Kritiken zu "The Pyramid" waren verheerend. Im Jahr 2015 war das Found-Footage-Genre, zu welchem dieser Film zumindest teilweise angehören will, bereits wieder auf dem absteigenden Ast und der Hype um diese Art des Filmemachens hatte sich nach mehreren "Paranormal Activity"-Fortsetzungen und den üblichen Nachzüglern wieder gelegt. Das führte dann auch zu einem ziemlich enttäuschenden Ergebnis an den Kinokassen (auch weil mit "Katakomben" ein thematisch ähnlich gelagerter Film nur wenige Monate zuvor angelaufen war), den man so nicht hatte kommen sehen. Aber nun lassen wir mal die Kirche im Dorf: "The Pyramid" ist mit Sicherheit kein guter Film, aber die enorme Schelte verdient er nun auch wieder nicht. Um herauszufinden, warum wir keine Vollkatastrophe, aber dennoch ein Ärgernis vor uns haben, rollen wir das Ding mal von der negativen Seite auf und klären erstmal, was hier denn nicht stimmt.
Und da sind wir im Grunde bei den üblichen Verdächtigen eines solchen Schnellschusses: Die Charaktere agieren meistens himmelschreiend dämlich und besonders Kameramann Fitzie sowie Archäologe Niles Holden verdienen sich jegliche Kritik. Dass letzterer trotz seiner Berufsaufzeichnung und seiner offensichtlichen Erfahrungen in diesem Bereich beinahe im Alleingang für etliche Todesgefahren sorgt, ist aber schon nahe an der Grenze zur Lächerlichkeit. Auch die schauspielerischen Leistungen bewegen sich auf einem unterdurchschnittlichen Niveau, die visuellen Effekte sind besonders während des finalen Showdowns ein absoluter Graus und warum Regisseur Gregory Levasseur nun unbedingt auf einen Found-Footage-Film bestehen musste, wird auch nicht klar. Zwar erzählt er mehrere Szenen im herkömmlichen Stil, wobei die Protagonisten ihr ganzes Himmelfahrtskommando mit Kameras filmen und wir die Geschehnisse somit quasi aus ihrer Sicht betrachten (wobei erneut nicht klar wird, warum diese Deppen eigentlich ständig die Kamera draufhalten müssen, wenn ihnen der Sand gerade bis zum Halse steht)... greift aber immer wieder auch auf rein cineastische Aufnahmen zurück. Ein krude Mischung also aus pseudo-dokumentarischen Aufnahmen und einem normalen Filmerlebnis, welches so reichlich unentschlossen wirkt.
Das hilft der Inszenierung dann auch nicht immer weiter, die im besten Falle beliebig und austauschbar wirkt. Auch eine klaustrophobische Grundstimmung mag sich trotz des engen und düsteren Settings nicht wirklich einstellen - da fehlt es Levasseur einfach an der nötigen Schauer-Finesse. Ab und an gelingen ihm aber dennoch kurze Szenen von einer gewissen Spannung, die sich nicht wegargumentieren lassen... womit wir bei den Argumenten wären, die "The Pyramid" von der Vollkatastrophe wegpositionieren, als welche dieser generell gesehen wird. Denn für eine solche Bauchlandung ist das Tempo zu flott und einzelne Gruselmomente sind, auch wenn sie aus den altbekannten Klischees bestehen, treffsicher inszeniert. Und ganz gleich wie man nun zu der abgefahrenen Wendung im Schlussdrittel stehen mag, welche die Auflösung dessen präsentiert, was sich wirklich in der geheimnisvollen Pyramide verbirgt - sie ist letztendlich, trotz deutlicher Ausflüge in Trash-Ebenen, überraschend und sogar einigermaßen schlüssig, was ich so von einem Film wie diesem nicht zwingend erwartet hätte.

Fazit: "The Pyramid" ist ein tumbes Klischee voller nerviger Figuren, mieser Darstellerleistungen und ohne echte Finesse des Regisseurs. Dank einiger treffsicherer Schauerszenen und einer trashigen, aber sinnigen Schlusswendung ist der Film aber nicht ganz so schlecht wie es überall zu lesen ist.

Note: 4



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