Dom (David Jonsson) geht gerade durch eine schwere Krise. Seine Freundin Gia (Karene Peter) hat ihn mit seinem besten Freund Eric (Benjamin Sarpong-Broni) betrogen und daraufhin die Beziehung beendet. Seitdem ist Dom nur noch ein Häufchen sich selbst bemitleidendes Elend... und ein solches ist er auch noch, als er auf der Toilette einer Kunstausstellung plötzlich Yas (Vivian Oparah) begegnet. Zwischen beiden scheint es rasch eine Chemie zu geben, obwohl Dom eigentlich nicht bereit ist, sich auch nur in irgendeiner Form auf einen weiteren Menschen einzulassen. Doch Yas ist irgendwie anders und als sie beschließt, Dom bei einem Problem in seiner ehemaligen Beziehung zu helfen, ändert sich die ganze Welt um ihn herum.
Er kam irgendwie ein bisschen aus dem Nichts und wurde sogleich zu einem der besten Filme des vergangenen Jahres erklärt: Als "Rye Lane" vor Kurzem als Star-Original auf dem Streamingdienst Disney Plus veröffentlicht wurde, wussten wohl nur wenige Zuschauer*innen, was für ein Film dies sein sollte. Die Antwort ist eigentlich ganz einfach: Eine charmante Romantic Comedy mit Herz und Köpfchen. Aber diese viel zu allgemeingültige Antwort wird dem Film dann doch nicht gerecht, denn obwohl er sich auf den üblichen Schemata des Genres zumindest teilweise ausruht und im Grunde nur eine recht simple "Junge trifft Mädchen"-Geschichte erzählt, steckt doch noch etwas mehr dahinter. Denn es gibt in diesen erstaunlich rasch vergehenden 82 Minuten, die sich eher wie ein Kurz- denn ein abendfüllender Spielfilm anfühlen, so viele kreative Ideen, dass es im Grunde müßig ist, sie alle aufzählen zu wollen. Und das würde ich ohnehin ungerne tun, da jeder eben diese Einfälle doch möglichst ganz unbefangen und für sich entdecken sollte.
Ich gebe zu, dass ich mich anfangs etwas schwer tat, in diesen bunten Stil hineinzufinden. Zu Beginn wirkte der Drang, möglichst "jugendlich" zu sein, noch ein wenig aufgesetzt und auch der optische Stil, der viele Szenen im Sinne des Fischauges inszeniert, brauchte seine Zeit, um eine Gewöhnung daran zuzulassen. Doch irgendwann machte es einfach Klick, was sicherlich auch an den beiden fantastisch geschriebenen und gespielten Hauptcharakteren lag. Sowohl David Jonsson als auch Vivian Oparah sind (noch!) keine bekannten Namen, geben ihren Dom und Yas aber so viel Seele und eigene Spleens, dass es eine wahre Freude ist, ihnen zuzusehen. Und man müsste beiden eigentlich sogleich eine echte Beziehung hinter der Kamera zumuten, da die Chemie zwischen den beiden so ungekünstelt und echt daherkommt, dass man glaubt, es mit einem echten Pärchen zu tun zu haben, welches gerade dabei ist, sich durch ungewöhnliche Umstände kennenzulernen.
Und diese Umstände sind zwar schrill (und werden oft auch so inszeniert), verlieren jedoch nie ihre Bodenhaftung. Obwohl es im Verlauf des Films zu einem Einbruch, der Sprengung eines Treffens mit der Ex und einem wilden Besuch in einer Karaokebar kommt, gibt "Rye Lane" diese Szenen nie der komödiantischen Lächerlichkeit preis, sondern bindet sie stark an seine Figuren, um nötige Lacher und auch Gefühle zu kreieren. Das gilt dann nicht nur für Dom und Yas, sondern auch für einige hervorragende Nebencharaktere, die zwar bisweilen an der Grenze des überzeichneten Klischees schwimmen (Dom's ehemaliger bester Freund Eric zum Beispiel), dabei aber dennoch so originell und lustig sind, dass man jede Szene mit ihnen genießt. Natürlich ist der Plot als solches immer noch vorhersehbar und auch den typischen "Bruch" der Beziehung im letzten Drittel hätte man sich unter diesen Umständen sparen können, da der Film sonstige Klischees recht clever unterläuft oder sogar vermeidet. Das schmälert das Vergnügen aber kaum, denn über 82 schwungvolle Minuten ist "Rye Lane" ebenso weise wie amüsant, hat viel Herz und tolle Ideen zu bieten, die sich aber niemals zu arg in den Vordergrund drängen. Ein echter Geheimtipp, der bald wahrscheinlich gar nicht mehr so geheim sein dürfte.
Fazit: Nach kleineren Startschwierigkeiten kommt "Rye Lane" aufgrund seiner charmanten Charaktere, des originellen Witzes und einiger kreativer Ideen sehr bald in Schwung. Mit viel Herz, typischen und immer wieder clever verästelten RomCom-Eigenheiten und tollen Dialogen ausgestattet, ist dieser kleine, feine Film auf Disney Plus durchaus eine Empfehlung wert.
Note: 2-
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