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Paul Bettanys Regie-Debüt: Filmkritik zu "Shelter - Auf den Straßen von New York"

Auf den Straßen New Yorks führt der nigerianische Einwanderer Tahir (Anthony Mackie) ein Einsiedlerleben - unter den dortigen Obdachlosen ist sich jeder selbst der Nächste. Eines Tages lernt er die drogensüchtige und ebenfalls obdachlose Hannah (Jennifer Connelly) kennen, die sich an seinen Sachen bedient und schließlich von Tahir an einem Suizidversuch gehindert wird. Gemeinsam versuchen die beiden, sich durchzuschlagen und zudem Hannah von ihrer Drogensucht zu befreien. Beide bauen eine intensive Beziehung zueinander auf, die jedoch zu zerbrechen droht, als sie von der Vergangenheit und den früheren Lebensumständen des jeweils anderen erfahren...

"Shelter" ist das Regie-Debüt des vornehmlich als Schauspieler bekannten Paul Bettany aus dem Jahr 2014 und als solches ist es durchaus achtbar. Man merkt jedoch, dass es Bettanys erster Film als Verantwortlicher hinter der Kamera war - so fehlt ihm bisweilen das nötige Feingefühl, um eine solch düstere Geschichte auch angemessen wiederzugeben. Subtilität ist dabei offensichtlich nicht seine Stärke, weswegen praktisch alle emotionalen Szenen unter dem auffälligen Soundtrack begraben und viele Zeitlupen eingesetzt werden. Bettany versucht seinem Publikum stets haargenau vorzugeben, wie sie sich in diesem Moment zu fühlen haben und kann dadurch viele Momente des Unwohlseins und auch des Ekels erschaffen, wenn die Protagonisten sich sogar für nötiges Medikamenten-Geld auf widerlichste Art und Weise prostituieren müssen... wirklich echt und glaubwürdig wirkt dies aber nie, da Bettany vornehmlich auf den Holzhammer und weniger auf richtige Gefühle setzt, die man in dieser Form auch nachvollziehen kann.
Ähnlich funktioniert auch die Führung des Casts: Anthony Mackie und Jennifer Connelly sind zwei hochdatierte und höchst talentierte Stars, denen man das gemeinsame Tragen eines Dramas locker zutraut. Und generell gibt es an den Leistungen der beiden auch wenig auszusetzen - dass "A Beautiful Mind"-Star Connelly bisweilen ein wenig zum Chargieren neigt, wissen wir und dementsprechend wirken einige der emotionalen Momente auch etwas überspitzt, wenn sich die Schauspielerin eher auf großes Mienenspiel als auf echte Gefühle verlässt... was aber auch zu Bettanys Regiestil passt und deswegen vielleicht sogar so angelegt war. Eine echte, glaubwürdige Chemie baut sich zwischen Connelly und Mackie allerdings nicht auf, was gerade angesichts der intensiven Beziehung, die das Drehbuch zwischen ihren Figuren kreieren will, enttäuscht. Mackie agiert viel zu statisch im Gegenzug zu einer oft zu arg aufdrehenden Connelly, weswegen die Gefühle, die ihre Figuren zueinander aufbauen, weitestgehend nur auf einer Behauptungsebene funktionieren. 
Dabei wirkt es dann auch oft so, als wolle Regisseur Bettany das Publikum von einem Desaster ins nächste schicken. Die Abgründe, in die sowohl Tahir als auch Hannah hier tauchen müssen, sind dabei von einer Intensität geprägt, neigen aber auch dazu, Dramen aneinanderzutackern. Hier muss sich Hannah prostituieren, da ist wieder kein Bett frei, hier knurrt der Magen und dann muss sogar geklaut werden, um am Leben zu bleiben. Eine wirklich packende Geschichte entsteht zwischen diesen teils intensiven, teils aber auch drögen Einzelszenen nicht - der Fokus des Plot stimmt nicht wirklich, was man vor allem an einigen starken Längen im Mittelteil sowie einem Finalakt sieht, der offensichtlich nicht genau weiß, worauf er nun noch zusteuern möchte. Trotz allerlei Tiefschläge dümpelt "Shelter" dementsprechend lange vor sich hin und kann die grauenvollen Dinge, die die Figuren darin erleben müssen, nur sichtbar machen... aber niemals wirklich greifbar. Und das ist bei einem so ambivalenten und schwierigen Thema, welches den Alltag so vieler Menschen bestimmt, einfach zu wenig.

Fazit: Bettanys Regie ist auf den Holzhammer aus - das macht viele Szenen kraftvoll, aber auch wenig glaubwürdig oder gar einfühlsam. Ähnlich funktioniert der sprunghafte, oft nur auf weitere Schocks ausgerichtete Plot sowie das Spiel der Stars: Alles muss groß und möglichst emotional sein, aber die echten Gefühle bleiben dabei auf der Strecke.

Note: 4



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