Im Jahr 1962 schließen sich der Wissenschaftler Calvin Webber (Christopher Walken) und seine Frau Helen (Sissy Spacek) aus Angst vor einem atomaren Bombeneinschlag in einem selbstgebauten Atombunker unter ihrem Haus ein. Ein zufälliger Flugzeugabsturz auf ihrem Grundstück lässt beide tatsächlich an eine atomare Explosion glauben, weswegen sie beschließen, fünfunddreißig Jahre im Bunker zu verweilen, bis sich die tödliche Strahlung gelegt haben dürfte. In dieser Zeit bringt Helen den gemeinsamen Sohn Adam (Brendan Fraser) zur Welt, der im Alter von fünfunddreißig zum ersten Mal an die Oberfläche geht, um neue Vorräte für die Familie zu besorgen. Dabei bietet sich ihm eine verrückte Welt mitten in den 90ern, die er noch nie gesehen hat... und er begegnet der kecken Eve (Alicia Silverstone), in die er sich zugleich Hals über Kopf verliebt.
Schon die ersten zwanzig Minuten von "Eve und der letzte Gentleman" sind ein Ausgebund an Kreativität. Die vollkommen verschlossene Welt, die Calvin Webber unter seinem Grundstück erschaffen hat, ist mit all ihren kleinen Ideen und Einfällen bereits so faszinierend und charmant, dass ich schon befürchtet habe, der Film würde zwangsläufig nachlassen, wenn der unvermeidliche und im Fokus der Handlung stehende Romance-Plot rund um Adam und Eve einsetzen würde. Dass dem nicht so ist, ist zum einen der durchweg grandios aufgelegten Besetzung als auch dem etwas harmlosen, aber vielleicht auch gerade deswegen so eindrücklichen Charme der Fish-out-of-Water-Geschichte zu verdanken. Denn der aus einer prinzipiell völlig anderen Zeit stammende Adam muss sich in einer unfreundlichen und technisch weiterentwickelten Welt natürlich erst einmal zurechtfinden und reagiert dabei, wie er es durch die Erziehung seiner förmlich noch in den 60er-Jahren lebenden Eltern gelernt hat. Dass das zu einigen schönen Missverständnissen und witzigen Momenten führen wird, ist im Grunde klar... dass all diese Szenen aber auch noch gekonnt wirken, ist nicht zwingend erwartbar gewesen.
So gefallen die vielen, kleinen Ideen rund um Adams Figur, der mit Geld (oder zumindest wertvollen Gegenständen in seiner Tasche) ziemlich kopflos umgeht, weil er dessen Wert nie lernen musste. Oder die übertriebene Höflichkeit, die er beinahe jedem in seiner Nähe entgegenbringt. Seine Bewunderung für die kleinen Dinge mag in dieser Form zwar kitschig sein, passt aber auch sehr zu diesem durchweg charmanten Charakter. Da passt dann auch die Lovestory rein, die vor allem aufgrund der stimmigen Chemie zwischen Brendan Fraser und Alicia Silverstone zu Hochform aufläuft - das etwas arg kitschige Finale mit allerlei Zeitlupen und hochtrabenden Musikstücken hätte man sich in dieser exzessiven Form vielleicht verkneifen können, doch darüber hinaus wird die Liebesgeschichte zwischen Adam und Eve originell und witzig erzählt, ohne dabei in seltsame Klischees abzudriften. Das Tempo wird von der Regie gleichbleibend hochgehalten, skurille und sympathische Nebencharaktere runden das ohnehin gute Ensemble ab und auch die einhaltenden Konflikte sind, auch wenn für eine US-Komödie natürlich eher simpel gehalten, die buntere Grundstimmung ab.
Ein paar kleinere Holperer gibt es dennoch. So werden gerade größer angelegte Konflikte (wie die Reaktion der Eltern Adams darauf, dass es natürlich gar keinen atomaren Schlag gab und sie 35 Jahre lang umsonst in einem Bunker gesesseh haben) ziemlich flott aus der Welt geschafft und einige Streitpunkte, die wesentlich höheren Gravitas haben sollten, werden zugunsten einer positiveren Grundstimmung sehr schnell wegdiskutiert. Auch der ständig aufkommende Wert von Geld wird hier in einem etwas seltsamen Licht präsentiert - denn die Message, dass man sich im Grunde alles aufbauen kann, wenn man nur den passenden Reichtum besitzt, wirkt hier doch ein wenig entmutigend. Vielleicht ist das der Analyse aber auch zu viel, denn "Eve und der letzte Gentleman" setzt natürlich vordergründig auf kurzweiligen, dafür aber sehr treffsicheren und charmanten Spaß, auf witzige Charaktere und eine originelle Grundidee, in der diese verwurzelt sind. Und das trägt über runde 100 Minuten dann wirklich vortrefflich, atmet den geliebten 90er-Charme mit allen Fehltritten und Vorzügen und zeigt vor allem noch einmal konkret, wie brillant Brendan Fraser eigentlich zur Hochzeit seiner Karriere agierte... auf die ja nun, nach seinem kürzlichen Oscar-Gewinn, sicherlich noch eine zweite Hochzeit folgen wird. Auf diese freue ich mich wirklich schon sehr.
Fazit: Sehr charmante Fish-out-of-Water-Geschichte mit einem hervorragend agierenden Brendan Fraser, bei dem sowohl die originelle Grundidee als auch die leichtfüßig erzählte Lovestory zündet... auch wenn man sich bezüglich einiger etwas harscher Messages ein wenig verhebt.
Note: 2-
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