Tagsüber ist er ein Künstler, nachts steigt er in Wohnhäuser ein und räumt Safes leer: Der alternde Dieb Luther Whitney (Clint Eastwood) gilt als einer der trickreichsten und gewieftesten in seinem Metier. Nun wird er während eines Einbruchs in die Villa des Milliardärs Walter Sullivan (E. G. Marshall) Zeuge davon, wie dessen Frau Christy (Melora Hardin) ermordet wird - ein Mord, herbeigeführt von Allen Richmond (Gene Hackman), dem Präsidenten der Vereinigten Staaten, der eine Liaison mit der Frau seines Freundes Walter eingegangen ist. Luther kann vom Tatort entkommen, dabei jedoch auch ein wichtiges Beweisstück an sich nehmen. Während der Präsident nach dem ungebetenen Zeugen sucht, übernimmt Detective Seth Frank (Ed Harris) den Fall... und steht vor einem merkwürdigen Haufen aus Gegebenheiten, die in dieser Form einfach nicht zusammenpassen wollen.
Wie gewohnt hat Clint Eastwood diesen kleinen, feinen Thriller aus dem Jahr 1997 nicht nur inszeniert und produziert, sondern auch gleich die Hauptrolle übernommen. Herausgekommen ist dabei ein spannendes Stück Genre-Kino, welches ziemlich viel aus der ohnehin schon sehr interessanten Ausgangssituation macht: Ein Straftäter wird bei der Ausübung eines Diebstahls Zeuge einer noch viel schlimmeren Straftat. Das wirft gleich allen Beteiligten eine Schlinge um den Hals, was dazu führt, dass das Drehbuch von "Misery"-Autor William Goldman diese Figuren herrlich manipulierend gegeneinander ausspielen kann. Sie alle haben Macht über den jeweils anderen, aufgrund der anderen aber auch jede Menge zu verlieren. Dieses stilsichere Herumgetänzel, bei dem Hoch- und Tief-Stati clever wechseln, macht jede Menge Freude und hält bei der Stange, obwohl Eastwood dabei kein atemloses Tempo vorlegt, sondern gar ruhig und besonnen inszeniert.
Mit der Zeit gerät das Gerüst jedoch ein wenig ins Wanken: Eastwood gelingen ein paar hervorragende Spannungsspitzen, er neigt bisweilen jedoch auch zu einer ungemütlichen Überzeichnung, die sich mit den ruhigen, beinahe unspektakulären Szenen beißt. So ist das Finale in jeder Hinsicht simpel und dürfte all jene enttäuschen, die mit einem großen Knall zum Schluss des Stücks gerechnet haben. Im Gegensatz dazu stehen jedoch auch arg dem Mainstream zugewiesene Szenen, in denen der Secret Service des Präsidenten als eine Schar eiskalter Profikiller inszeniert wird, was in manchen Momenten befremdlich, in einigen gar ein wenig lächerlich wirkt. Generell verpasst Eastwood es, den an und für sich interessanten Figuren die nötige Gravitas zu geben - so bleibt der US-Präsident ein etwas eindimensionaler Bösewicht ohne spannende Ambivalenzen und die Frauenfiguren sind in diesem Stück zumeist auch nur auf passive, wenig reizvolle Nebencharaktere begrenzt.
Der namhafte Cast holt aus diesen etwas enttäuschenden Figurenmustern jedoch noch sehr viel heraus: Eastwood selbst kann den Teufelskreis, in welchem sich seine Figur befindet, mit einer zurückhaltenden und knauserigen Performance perfekt übertragen und sogar seine Filmtochter Laura Linney, die eigentlich wenig mehr zu tun hat als sich um ihren Vater zu sorgen, macht aus ihren wenigen Szenen noch sehr viel. Und dass "Das Urteil"-Star Gene Hackman als fieser Präsident, der seine eigenen Leichen im Keller verstecken will, erneut schlichtweg grandios sein würde, hat vorher wohl auch niemand ernsthaft bezweifelt. Darüber hinaus sind weitere große Namen in mal mehr, mal weniger kleinen Rollen zu sehen. Über Scott Glenn und "24"-Präsident Dennis Haysbert als Secret-Service-Agenten, "The Day After Tomorrow"-Star Kenneth Welsh als strenger Anwalt oder gar der großartige Richard Jenkins in einer winzigen Nebenrolle - der Cast von "Absolute Power" kann sich in jeder Hinsicht sehen lassen und macht sogar noch die Figuren spannend, die etwas zu klanglos auf Nebenschauplätzen versauern. Insgesamt macht das dieses Werk nicht zu einem Meisterwerk aus der Hand Eastwoods, aber dennoch zu einem rundum spannenden Thriller, der seine interessante Ausgangssituation für einige weitere, gute Ideen nutzen kann.
Fazit: Runder Thriller, der gegen Ende aufgrund einiger mainstreamiger Überzeichnungen und abgehangener Figuren ein wenig abbaut, aber dennoch rundum spannende Unterhaltung mit einem fabelhaften Cast liefert.
Note: 3+
Kommentare
Kommentar veröffentlichen