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Deutlich besser... und leider schon das Ende: Serienkritik zur zweiten Staffel von "Carnival Row"

Die Zeichen stehen auf Krieg in der Row: Die eingeschlossenen und versklavten Fabelwesen bilden sich in einer rebellierenden Gruppe zusammen, die Angriffe auf die Menschen plant. Auch Vignette (Cara Delevingne) schließt sich diesen an und zwingt Philo (Orlando Bloom) somit in eine Zwickmühle - er möchte für die Rechte der Feen und Puks einstehen, jedoch auch weiteres Blutvergießen um jeden Preis verhindern. Zudem geschehen erneut Morde in der Row, die diesmal indirekt auch mit Vignettes Freundin Tourmaline (Karla Crome) zu tun haben... Philo muss ermitteln, um weitere Morde zu verhindern, bringt dabei aber sowohl Fabelwesen als auch die Menschen gegen sich auf. Indes haben Imogen (Tamzin Merchant) und Agreus (David Gyasi) ihr Heil in der Flucht gesucht, doch auch auf den Weiten der See sind sie noch lange nicht in Sicherheit.

Nachdem mich die erste Staffel dieser anfangs sehr gehypten und alsbald (auch aufgrund der rund vierjährigen und somit sehr langen Wartezeit auf eine Folge-Season) irgendwie vergessenen Serie nicht zu sehr begeistern konnte, war ich letztendlich überrascht, wie sehr mich diese zweite Staffel dann doch in den Bann ziehen konnte. Nach kleineren Startschwierigkeiten zieht der Plot nämlich ordentlich an und man merkt, dass die Macher auf ein Finale zulaufen, was immer wieder dringliche Wendungen nach sich zieht. Man mag der Serie zwar vor allem angesichts der Character-Arcs anmerken, dass da eigentlich noch ein bisschen mehr geplant war - gerade die zahlreichen Abschiede von liebgewonnen Figuren werden oft in einem hohen Tempo abgefrühstückt, sodass nicht genug Zeit bleibt, um jedem von ihnen auch angemessen Tribut zu zollen. Mit einem Ende in Sicht gewinnt die Handlung dafür deutlich mehr an Fokus und verirrt sich nicht mehr zu arg an zahlreichen Nebenbaustellen. Stattdessen tangieren die Handlungen sich nun gegenseitig, was für eine stimmigere und effektivere Dramaturgie sorgt, die langsam auf ihren Höhepunkt zusteuert und auch auf dem Weg dahin immer wieder schmerzhafte oder zufriedenstellende Highlights setzt.
Technisch hat man sich schon bei der ersten Season nicht lumpen lassen und geht diesen Weg weiter - die visuellen Effekte sind nach wie vor (von einigen etwas matschigen Greenscreen-Aufnahmen, die man so aber auch in teureren Hollywood-Blockbustern findet, einmal abgesehen) makellos und die effektive und atmosphärische Inszenierung zieht uns in den detailreichen Sets und mit allerlei schwungvollen Actionszenen durchaus in den Bann. Die Welt wirkt nun auch nicht nur an der Oberfläche glaubwürdig, sondern kommt insgesamt stimmiger und wuchtiger daher - gerade die moralischen Konflikte sind wesentlich besser geschrieben, auch wenn diverse Ränkespiele und Verrätereien weiterhin längst nicht auf dem Niveau sind, welches großartige Serien wie "Game of Thrones" vorgegeben haben. Aber dennoch: In jeglicher Hinsicht ist hier ein deutlicher Fortschritt zu erkennen, der sogar so groß war, dass ich traurig war, dass die Serie an diesem Punkt bereits wieder endete. Und das verhagelt auch ein wenig den Gesamteindruck: Man spürt, dass die Macher noch wesentlich mehr mit den Figuren vorhatten, weswegen gerade die finalen Höhepunkte bisweilen arg gehetzt wirken.
Die Stars vor der Kamera müssen sich der nun deutlich flotter verlaufenden Handlung ein wenig unterordnen. Klare Gewinner sind dabei David Gyasi und Tamzin Merchant, die ihrem eigenen, dramatischen Plot (der weiterhin fast durchgehend getrennt vom restlichen Geschehen abläuft) noch mehr Gravitas hinzufügen können. Etwas weniger zufriedenstellend sieht es bei "Der Herr der Ringe"-Star Orlando Bloom aus: Obwohl er diesmal noch mehr Screentime erhält, ist er dieser Aufgabe nicht immer gewachsen und unterstreicht erneut, dass er als absoluter Hauptdarsteller nicht zwingend die beste Wahl ist. Seine Performance mag solide sein, aber wirkt auch oft etwas gehemmt - gerade wenn die Kamera in Superzeitlupen ganz nah auf Blooms Gesicht verharrt, ist deutlich zu sehen, dass es dem britischen Schauspieler noch immer an der nötigen Kraft fehlt, um solche Bilder richtig zu füllen. Cara Delevingne leidet ein wenig darunter, dass ihre Figur über weite Strecken eher passiv in diverse Situationen geschoben wird und sich deswegen nicht mehr ganz so stark freispielen kann. Diverse Nebendarsteller*innen profitieren jedoch enorm und können ihren Rollen, die bisweilen interessanter sind als die der Hauptfiguren, noch mehr Leben einhauchen und dabei auch für einige Überraschungen sorgen.

Fazit: Das war es dann auch schon - schade, denn gerade jetzt begann mir "Carnival Row" wirklich gut zu gefallen. Man merkt der Serie ein gehetztes Ende an, doch die dichtere Dramaturgie, die spannendere Geschichte und der Fokus auf wesentlich mehr Stringenz taten der Show gut und machten die Welt lebendiger und die Charaktere vielschichtiger.

Note: 3+



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