Direkt zum Hauptbereich

Netflix-Familienfilm ohne Seele: Filmkritik zu "Chupa"

Der an seiner Schule als Außenseiter verschrieene Alex (Evan Whitten) reist über die Ferien zu seinem Großvater (Demian Bichir) nach Mexiko. Dort macht er die Bekanntschaft mit der Legende des sogenannten "Chupacabras", womit die Einwohner ein blutsaugendes Ungetüm meinen. In der Scheune seines Großvaters begegnet Alex tatsächlich diesem Mythos... welcher sich als niedliches Tier herausstellt, dass keiner Seele etwas zu Leide tun kann. Alex schließt Freundschaft mit dem kleinen "Chupa" und erlebt viele Abenteuer mit ihm. Doch dann heftet sich der finstere Wissenschaftler Richard Quinn (Christian Slater) an seine Fersen, denn dieser ist schon lange hinter dem Tier her, welches er als extrem gefährlich, aber auch als potenzielle Geldquelle ansieht...

Pünktlich zu den Ostertagen hat Netflix (sicherlich nicht ohne Hintergedanken) einen passenden Familienfilm veröffentlicht - ob dieser über die freien Tage jedoch zu einem Hit wird, bleibt noch abzuwarten. Tatsächlich bietet dieser schlicht "Chupa" betitelte Film nämlich wenig mehr als das, was bereits zahlreiche andere Werke, in welchen sich ein schüchterner Junge mit einem tierischen Fabelwesen anfreundet, nicht schon zuvor erzählt haben. Und wo Filme wie "Drachenzähmen leicht gemacht" oder "Mein großer Freund Joe" noch mit optischen Reizen, charmanten Figuren und einer herzlichen Geschichte aufwarteten, fehlt "Chupa" fast alles davon: Es ist ein Film, der die altbekannte Formel schlichtweg wiederholt und dabei kaum nennenswerte, eigene Faktoren einwirft. Das macht das Werk nicht nur vorhersehbar, sondern über neunzig teilweise erschreckend langatmige Minuten auch zu einer zähen Angelegenheit.
Alles an diesem Film ist typisch: Der Außenseiter als Protagonist. Der tierische Held, der hier natürlich sehr süß animiert ist und ein wenig tollpatschigen Slapstick einbringt. Kindliche Sidekicks, die auch Heldentaten vollführen dürfen. Und ein flacher Bösewicht, der den Kids auf den Fersen ist. All das wird zu einem altbekannten Mix vermischt, bei dem man jede Szene bereits genau vorherahnen kann, bevor sie überhaupt begonnen hat... inklusive eines arg holprigen Starts, bei dem es ungefähr vierzig Minuten dauert, bis die eigentliche Prämisse überhaupt richtig ins Rollen kommt. Die Zeit bis dahin verplempert "Chupa" mit einer arg fahrigen Gesellschaftsgeschichte, bei welcher Protagonist Alex seinen Platz in seinen mexikanischen Wurzeln finden soll - ebenfalls eine Baustelle, die allerhöchstens an der Oberfläche steckenbleibt, obwohl ihr sehr viel Zeit eingeräumt wird, die man sicherlich auch an anderer Stelle noch hätte verwenden können.
Auch darüber hinaus ist erkennbar, dass Netflix nicht ganz so viel Wert auf diesen Film legte: Die visuellen Effekte (inklusive die Animation des tierischen Titelhelden) sind arg matschig und vor allem im Falle einer Raubkatze sehr deutlich als solche zu erkennen. Die Dynamik der Inszenierung wirkt schwerfällig und lässt auch die wenigen, uninspirierten Actionszenen quasi schon versanden, bevor sie an Fahrt aufnehmen konnten. Auch beim Casting griff man daneben: Demian Bichir mag sicherlich ein guter Charakterdarsteller sein, doch seine Performance als Ex-Wrestler im bunten Superhelden-Cape kann man hier im Grunde direkt als peinlich abhaken. Der junge Evan Whitten besitzt hingegen nicht mal solch eine Ausstrahlung und wird förmlich ausdruckslos von einer Szene in die nächste geschoben, wobei ihm seine gleichaltrigen Co-Stars durchweg die Schau stehlen. Und wer sich zumindest auf Christian Slater in der Rolle des Bösewichts freuen wollte, kann auch diesbezüglich gleich seine Erwartungen senken, denn der "Robin Hood"-Star hat hier im Grunde nicht viel mehr zu tun als grimmig dreinzuschauen und immer wieder seine Betäubungspistole zu zücken, sobald er dem süßen Chupa über den Weg läuft.

Fazit: Familienfilm nach dem altbekannten Schema, dem darüber hinaus jegliche Dynamik abgeht, die für solch eine Geschichte nötig wäre. Die Charaktere besitzen keinen Charme, die Trickeffekte überzeugen nicht und die vorhersehbare Story zieht sich bisweilen wie Kaugummi. Es ist fraglich, ob sogar das angestrebte Publikum damit noch seine Freude haben wird.

Note: 5+



Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Eiskalte Engel

Die 90er Jahre waren das absolute Revival für die Teenager-Komödie, wobei so manch ein auch etwas verruchterer Klassiker entstand. Dabei gereichte es zur damaligen Zeit bereits für "American Pie", in welchem es sich zwar weitestgehend nur um Sex dreht, der aber dennoch recht harmlos daherkam, zu einem kleinen Skandal. Die logische Fortführung dessen war schließlich "Eiskalte Engel", wo der Sex nicht nur der Hauptfokus ist, sondern im Grunde den einzigen sinnigen Lebensinhalt der Hauptfiguren darstellt. Das ist dann zwar ziemlich heiß und gerade für einen Film der letzten Dekade, der sich an Teenies richtet, erstaunlich freizügig... aber auch sehr vorhersehbar und irgendwie auch ziemlich doof. EISKALTE ENGEL Für den attraktiven Jungspund Sebastian Valmont (Ryan Philippe) ist die Verführung von naiven, jungen Damen der Mittelpunkt des Lebens. Um dem ganzen einen zusätzlichen Reiz zu verschaffen, sucht er stets neue Herausforderungen und geht schließlich mit se

Eddie the Eagle - Alles ist möglich

"Das wichtigste bei den Olympischen Spielen ist nicht der Sieg, sondern die Teilnahme. Das wichtigste im Leben ist nicht der Triumph, sondern der Kampf." Dieses Zitat, welches den Film "Eddie the Eagle" abschließt, stammt von Baron Pierre de Coubertin, dem Begründer der Olympischen Spiele. Und es bringt den Kern der Geschichte, die in diesem Film erzählt wird, sehr gut auf den Punkt, denn um den Sieg geht es hier eigentlich nicht oder zumindest nicht sehr lange. Aber es wird gekämpft und das obwohl niemand dieses seltsame Gespann aus Trainer und Sportler wirklich ernstnehmen wollte - genau das ist das Herz dieses Biopics, welches viele Schwächen, aber zum Glück auch viel Herz hat... EDDIE THE EAGLE Für Michael Edwards (Taron Egerton) gibt es trotz einer bleibenden Knieverletzung nur einen Traum: Er will in einer Disziplin bei den Olympischen Spielen antreten. Schon in seiner Kindheit scheitert er beim Hammerwerfen und Luftanhalten und landet schließlich, sehr

Holzhammer pur: Filmkritik zu "Cherry - Das Ende aller Unschuld"

Mit achtzehn Jahren ist sich der Student Cherry (Tom Holland) sicher, in seiner Kommilitonin Emily (Ciara Bravo) die Liebe seines Lebens gefunden zu haben. Als diese ihn jedoch eiskalt verlässt, beschließt Cherry in seiner Trauer, sich für die Army zu verpflichten... noch nicht wissend, dass Emily ihre Meinung ändern und zu ihm zurückkehren wird. Doch der Schritt ist bereits getan und Cherry wird für zwei Jahre in den Irak versetzt, um dort für sein Land zu kämpfen. Die Erfahrungen, die er dort macht und die Dinge, die er dort sehen wird, lassen ihn völlig kaputt zurück... und machen schließlich auch die Rückkehr in seine Heimat und sein folgendes Leben zu einem irren Rausch verkommen, der nicht nur ihn selbst, sondern auch die Menschen um ihn herum zu zerstören droht. Die Brüder Anthony Joe und Russo, die mit dem genialen "Avengers"-Doppel "Infinity War" und "Endgame" zwei der erfolgreichsten und besten Filme unserer Zeit erschufen, holen Tom "Spid