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John Carpenter's Trash-Show: Filmkritik zu "Die Mächte des Wahnsinns"

Sein neuester Horror-Roman steht vor der Veröffentlichung und plötzlich fehlt von Starautor Sutter Cane (Jürgen Prochnow) jede Spur. Stattdessen neigen die Leser seiner bisherigen Werke plötzlich zu merkwürdigem, extrem gewalttätigen Verhalten. Der Privatdetektiv John Trent (Sam Neill) wird damit beauftragt, das Verschwinden Canes zu untersuchen, nachdem er selbst beinahe das Opfer eines von dessen wahnsinnig gewordenen Lesers geworden wäre. Dabei wird er von Canes Lektorin Linda Styles (Julie Carmen) begleitet, die selbst noch keinen Blick auf die neueste Lektüre ihres Klienten werfen durfte. Die Spuren führen zu einem auf keiner Karte verzeichneten Städtchen namens Hobb's End... ein Ort, über den Cane scheinbar geschrieben hat und in welchem mysteriöse Dinge vor sich gehen.

Zu John Carpenter verbindet mich keine große Liebe - natürlich habe ich kultige Werke aus seiner Feder wie "Das Ding aus einer anderen Welt" oder den originalen Slasher-Kult "Halloween" gesehen, doch so innig in seine Filme verschossen wie zahlreiche Fans überall auf der Welt war ich nie. Tatsächlich war Carpenter in seinen Werken stets kurz davor, in eine Art Trash abzudriften - eine Gefahr, die stets drohte, aber aufgrund seines Talents für schneidende Atmosphären und versierte Darsteller*innen nie so richtig in Kraft trat. Diese Grenze hat er mit seinem im Jahr 1995 erschienenen "Die Mächte des Wahnsinns" jedoch deutlich übertreten: Ein Film, der spätestens ab der Halbzeit nur noch an eine Szenenabfolge eines mäßig beeindruckenden Gruselkabinetts erinnert, wobei im Minutentakt schräge Gestalten mit Äxten oder körperlichen Verrenkungen auftreten, eine darüber gestülpte Geschichte jedoch nur im Ansatz und mit viel Wohlwollen entdeckt werden kann.
Dabei finden sich all die Elemente, die Carpenter in seinen Filmen sonst anwendet, um nicht direkt dem Trash anheim zu fallen, auch hier. Die Geschichte ist originell und könnte im Grunde auch direkt einem Roman des Horror-Meisters Stephen King entstammen - der Autor wird in einem kurzen Satz sogar erwähnt. Und auch die Besetzung kann sich mal wieder sehen lassen, wobei allerdings nur Sam Neill alleine in der Lage ist, den Film zumindest ansatzweise wieder auf den Boden der Tatsachen zurückzuholen. Der Schauspieler, der in der Mitte der 90er durch den Mega-Erfolg "Jurassic Park" weit nach oben in die Riegen Hollywoods gespült wurde, agiert hier mit gewohnt gewitztem Charme und kann sich sogar in den obskuren Horror-Szenarien so weit behaupten, dass man sich an seine Figur hängt. Der Rest des namhaften Casts agiert jedoch extrem fragwürdig, was vor allem auf Jürgen Prochnow zutrifft, der den wahnsinnigen Autoren mit einem beinahe überwirren Maß des Overactings darbietet. Der Auftritt von Hollywood-Legende Charlton Heston fällt übrigens auch nur in die Tonne des cleveren Marketings, denn viel zu tun hat er hier bei weitem nicht und konnte seine wenigen Szenen wahrscheinlich gemütlich in wenigen Tagen abdrehen, ohne sich zu sehr zu mühen.
Die Creature-Effekte, für welche Regisseur Carpenter vor allem durch seinen Kult-Horror "Das Ding aus einer anderen Welt" Berühmtheit erlangte, finden sich auch hier. Die Tricktechnik wirkt für die Zeit des Entstehens weiterhin sehr beeindruckend, allerdings fährt man auch hier mit gebremstem Schaum und lässt sich zu eindeutig von anderen, wesentlich besseren Kultfilmen inspirieren. Erschwerend kommt hinzu, dass die relativ müde Geschichte ordentlich gestreckt werden muss, um die beiden Hauptfiguren durch die nur marginal verbundenen Horror-Szenarien zu schleppen. Es wirkt ein wenig wie eine Geisterbahn: Überall tummeln sich Puppen und gruselig geschminkte Schausteller, alle schreien "Buh!" oder machen obskure Dinge, aber wirklich schauern will einen dies nicht... einfach, weil eine Komponente fehlt, die aus diesen oberflächlichen Sachen ein richtiges Gruselkabinett macht, welches tatsächlich die Nieren trifft. In einer netten Szene sagt der Privatdetektiv, als er gerade eines der Bücher des gesuchten Autoren liest, dass es im Grunde der übliche Horrorschund sei, der aber dennoch wesentlich besser sei als von ihm erwartet. Ich wünschte mir, ich könnte dies auch über den Film "Die Mächte des Wahnsinns" sagen, denn außer dem üblichen Horrorschund, der leider nicht so gut wie erhofft ist, ist hier nicht viel gewesen.

Fazit: Trotz einer charmanten Vorstellung von Sam Neill kommt "Die Mächte des Wahnsinns" nie über ein arg zusammengeschustertes Geisterkabinett mit allerlei obskuren Gestalten und ohne echte Dynamik hinaus. Wenig gruselig, dafür auf Dauer ziemlich anstrengend.

Note: 4-



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