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Wieder ein Cop mit inneren Dämonen: Filmkritik zu "Mord nach Plan"

Als eine junge Frau ermordet aufgefunden wird, nimmt die knallharte Kommissarin Cassie Mayweather (Sandra Bullock) gemeinsam mit ihrem Partner, den frisch von der Sitte zum Morddezernat gewechselten Sam Kennedy (Ben Chaplin), die Jagd nach dem unbekannten Täter auf. Ein Fußabdruck am Tatort bringt die beiden auf die Spur des aus reichem Hause stammenden Highschool-Schülers Richard Haywood (Ryan Gosling). Trotz eines Alibis glaubt Cassie zumindest an dessen Beteiligung an dem Mordfall, kann jedoch keine Beweise liefern. Zudem hängt sie sich auch an Richards Klassenkameraden Justin Pendleton (Michael Pitt). Dabei versucht sie auch, ihre finstere Vergangenheit abzuschütteln, die sie abseits ihrer Suche nach dem Mörder immer wieder heimzusuchen versucht...

Viele Story-Stränge in "Mord nach Plan", einem Crime-Thriller aus dem Jahr 2002, haben tatsächlich einen langen Bart und entstammen der genretypischen Klischeekiste, die man in solchen Fällen eigentlich gar nicht mehr oder wenn nur noch einen kleinen Spaltbreit öffnen sollte. Ganz besonders der Hintergrund der Protagonistin verleitet uns zum Gähnen: Eine vordergründig abgebrühte Kommissarin, die jedoch mit eigenen Dämonen aus ihrer Vergangenheit zu kämpfen hat und deswegen im Privatleben nicht mehr fähig ist, irgendwelche Gefühle loszulassen, die ihre Sorgen im Alkohol ertränkt und sich mit der engstirnigen Führungsebene anlegt... Filmfreunde, die mehr als ein Werk dieser Art gesehen haben, dürften sich schon ausmalen, wie das dann hier aussieht. Das relativ müde Drehbuch vollbringt jedoch den erstaunlichen Spagat, Cassies düsteren Hintergründen viel Zeit einzuräumen und trotzdem erstaunlich wenig über die Figur zu erzählen - sie erscheint uns am Ende ebenso fern und farblos wie noch zu Beginn, weswegen ich niemals eine Bindung zu dieser ambivalenten, aber auch etwas langweiligen Kommissarin aufbauen konnte.
Immerhin versucht "Mord nach Plan", seine Klischees zumindest ab und zu aufzubrechen - so ist der zentrale Mordfall und all die Verwicklungen, die um diesen herum geschehen, immerhin ansatzweise originell und war so nicht gesehen. Das ändert aber wenig daran, dass dieser im Fokus stehende Fall nicht sonderlich spannend ist. In zahlreichen Nebenplots werden zwar immer wieder neue Fährten gelegt und mehr oder weniger spannende Figuren eingeführt, die sich in diesem Geflecht verheddern, doch das Tempo bleibt bei der etwas schwermütig erzählten Geschichte auf der Strecke. Die Katze wird zudem etwas früh aus dem Sack gelassen und gerade im Mittelteil, wenn Mayweather und Kollege Kennedy eine ganze Zeit herummäandern, um ihre nächsten Schritte zu planen, hängt der Film arg durch. Ein ziemlich mies geschriebener Romantik-Subplot, der den Figuren ein wenig Tiefe geben soll, aber tatsächlich nur deplatziert wirkt, sorgt auch nicht unbedingt dafür, dass mehr Spannung aufkommt. Das Finale ist zudem in solch herbem Kontrast zum ansonsten eher ruhig angelegten Plot aufgebaut, dass bei solch einem unpassenden Action-Showdown (inklusive schlecht gealterter Greenscreen-Effekte) kein Adrenalinanstieg zu befürchten ist.
Sandra Bullock agiert in der Hauptrolle gewohnt lässig, ohne jedoch zu arg gefordert zu werden. In einigen Szenen wirkt sie sogar ernsthaft desinteressiert, was ihre ohnehin recht fadenscheinige Cassie Mayweather noch ein wenig undurchsichtiger und schwerer greifbar macht als ohnehin schon. Auch der Rest der Besatzung bleibt sträflich unterfordert, was sowohl für "Kindeswohl"-Star Ben Chaplin als auch für Chris Penn als zwielichtigem Hausmeister gilt. Am ehesten können noch Michael Pitt und der junge Ryan Gosling in einer seiner ersten großen Rollen in Hollywood Akzente setzen - als potenzielle Täter bieten sie einiges an Konfliktstoff, werden in ihren ebenfalls recht klischeebehafteten Rollen aber auch oftmals mit einigen wirren Szenen konfrontiert, die dramaturgisch recht behäbig wirken. Der Cast kann insgesamt nicht viel dazu beitragen, einen generell eher müden Stoff etwas lebendiger zu machen, weswegen "Mord nach Plan" weiterhin viel zu lange dahinplätschert und keinen eigenen Stempel findet - kein Film, an den man sich lange erinnern wird.

Fazit: Recht behäbiger Thriller, der durch seinen Drang, einen eigentlich simplen Mordfall möglichst komplex zu erzählen, auf zu vielen meist zähen Baustellen arbeitet. Auch der Cast wirkt in den recht klischeehaften Rollen nicht wirklich spielfreudig.

Note: 4



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