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Besser als der erste Teil: Filmkritik zu Netflix' "Murder Mystery 2"

Vier Jahre nach dem Verbrechen um ein totes Familienoberhaupt haben Nick (Adam Sandler) und Audrey Spitz (Jennifer Aniston) versucht, eine Karriere als Privatdetektive zu starten - mit eher weniger Erfolg. Ein freies Wochenende ganz ohne Arbeitsstress kommt ihnen da gerade recht: Ihr alter Freund Vikram (Adeel Akhtar) möchte seine liebste Claudette (Melanie Laurent) auf seiner traumhaften Privatinsel heiraten und lädt die Spitz's zu diesen Festivitäten ein. Als während der Veranstaltung jedoch schon wieder ein Mord passiert, ist die Party passe - unter den schnell eingegrenzten Verdächtigen muss das sich ständig kabbelnde Ehepaar aber nicht nur erneut den Täter ausfindig machen, sondern auch eine entführte Geisel retten, für die ein hohes Lösegeld verlangt wird...

"Murder Mystery" war im Jahr 2019 ein gigantischer Hit für Netflix und da Adam Sandler vertraglich mit dem Streamingdienst verpflichtet ist, einmal im Jahr einen Film für das Portfolio abzuliefern, lag eine Fortsetzung zu dem Whodunit-Krimi nahe. Ich habe mich jedoch nicht allzusehr auf das Werk gefreut, denn Klickzahlen hin oder her - das Original war höchstens ein durchschnittlicher Spaß und zudem gab es seitdem mit den beiden "Knives Out"-Filmen (wovon der zweite Teil auch ein Netflix-Original wurde) doch deutlich spannendere und verzwicktere Genre-Streifen. Trotzdem scheinen die Macher des Hits verstanden zu haben, was am ersten Teil weniger gut funktionierte und befreien das Sequel so nun von überflüssigem Fett: Die Exposition der bekannten und neuen Figuren geht wesentlich flotter von der Bühne und bei einer Laufzeit von nur rund achtzig Minuten (den langen Abspann nicht mit eingerechnet) gibt es diesmal auch praktisch keine Tempoprobleme zu beklagen. Das löst zwar nicht die altbekannten Schwierigkeiten, die weiterhin auf oft recht mauen Gags und einem mal wieder recht unspannenden Plot fußen, sorgt aber für mehr Dynamik.
Das sieht man auch an den Actionszenen, die wesentlich mehr Kinetik erhalten haben. Auch wenn einige visuelle Effekte ihre Computerherkunft nicht verschleiern können: Eine erstaunlich kräftige Prügelei im Hinterteil eines Vans sowie ein wirklich spektakulär aussehendes Finale auf dem Pariser Eiffelturm sorgen für einige Eye-Catcher - hier hat man sich tatsächlich Mühe gegeben, nicht nur die üblichen Schemata einer Action-Komödie aufzuwärmen, sondern immer wieder wirklich für packende Stunts zu sorgen. Doch schon bevor die Action überhaupt wirklich losgeht, gibt es sehr viel Schönes zu sehen: Man tauschte für das erste Drittel des Films die europäischen Städte gegen eine paradiesische Insel, die in wunderschönen Einstellungen und knalligen Farben auf den heimischen Bildschirm gelangt. Wen die Geschichte hier also langweilt und wer über die teils recht netten, aber oftmals auch sehr bemüht wirkenden Gags nicht lachen mag, bekommt hier zumindest beinahe dauerhaft Futter für die Augen, was bei einem Film wie diesem nicht zwingend zu erwarten war.
Das Ensemble des Films speist sich dabei, wie es sich für eine ordentliche Fortsetzung gehört, aus vielen alten Bekannten des Originals sowie einigen neuen Gesichtern. Die Rückkehrer*innen rund um Jennifer Aniston und Adam Sandler machen ihre Sache wie gehabt solide, ohne dabei abseits der Actionszenen (die aber wahrscheinlich weitestgehend von Doubles ausgeführt wurden) allzu sehr gefordert zu werden. Neue Gesichter fügen sich ebenfalls gut ein: Mit "Kingsman"-Star Mark Strong sowie dem französischen Import Melanie Laurent hat man zudem auch wieder große Namen im Gepäck, die die im ersten Teil ausgeschiedenen Luke Evans und Gemma Arterton zumindest bezüglich der Star-Power durchweg ersetzen können. Die Chemie im Cast stimmt weitestgehend, auch wenn angesichts der kurzen Laufzeit für kaum einen von ihnen genug Zeit ist, um ihnen wirkliches Profil zu geben. Daran leidet dann auch die schlussendliche Auflösung, die ähnlich der des ersten Teils nicht wirklich clever, sondern fast schon dämlich ausfällt und bei den allermeisten (die diesen Twist nicht eh schon haben kommen sehen) nur für ein kleines Schulterzucken sorgen dürfte.

Fazit: Dank wirklich sehenswerter Actionszenen und paradiesischer, schön gefilmter Urlaubsbilder sieht die Fortsetzung zumindest wesentlich besser aus als das Original und sieht sich dynamischer an. Maue, zahme Gags und einige ziemlich halbgare Geschichte, die eher durch simple Albernheiten als cleveres Whodunit-Storytelling auffällt, sind jedoch geblieben.

Note: 3-



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